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The brilliant and acclaimed New York Times bestseller from the author of The Women and When the Killing's Done Just off the coast of Southern California, two families—one in the 1880s and one in the 1930s—come to desolate, windswept San Miguel Island in search of self-reliance, freedom, and a new start in their lives. Both Marantha Waters and Elise Lester strive to help their war veteran husbands pursue their dreams but must themselves grapple with the more nebulous hardships of raising a family in brutal isolation. Boyle "skillfully captures that tension-filled quietude” (The New Times Book Review) in this lyrical, intimate, and unforgettable novel.…mehr

Produktbeschreibung
The brilliant and acclaimed New York Times bestseller from the author of The Women and When the Killing's Done Just off the coast of Southern California, two families—one in the 1880s and one in the 1930s—come to desolate, windswept San Miguel Island in search of self-reliance, freedom, and a new start in their lives. Both Marantha Waters and Elise Lester strive to help their war veteran husbands pursue their dreams but must themselves grapple with the more nebulous hardships of raising a family in brutal isolation. Boyle "skillfully captures that tension-filled quietude” (The New Times Book Review) in this lyrical, intimate, and unforgettable novel.
Autorenporträt
T. C. Boyle is a novelist and regular contributor to The New Yorker. His novels include World’s End and The Tortilla Curtain, and he has also published numerous collections of short stories. A Distinguished Professor of English Emeritus at the University of Southern California, he lives in Santa Barbara.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.08.2013

Captain Ahab geht für einen Tag noch mal auf die Jagd

Unreif für die Insel: T. Coraghessan Boyle lässt in seinem subtilen neuen Roman "San Miguel" zwei starke Frauen an den Träumen ihrer Männer scheitern.

Als das Schlachten vorbei war" hieß T. Coraghessan Boyles letzter Roman. Als das Schreiben vorbei war, hatte er noch unglaublich viel Material übrig. Thema des Buches war der Kampf von Umweltschützern gegen Tierschutzaktivisten auf den südkalifornischen Santa-Barbara-Inseln, einer Kette von acht einsamen Felseilanden, die von den Spaniern abgeholzt und von den Amerikanern durch Schafzucht überweidet wurden, ehe fünf von ihnen 1980 zum Nationalpark erklärt wurden. Fortan war das Betreten verboten, und die Parkverwaltung bemühte sich, die von der etwa fünfzig Kilometer entfernten Küste her eingeschleppten Säugetiere auszurotten. Boyle schilderte mit grausamer Konsequenz und diabolischem Vergnügen das Dilemma, in das sich Naturschützer begeben, wenn sie massenweise Tiere töten (F.A.Z. vom 24. März 2012).

Für "Als das Schlachten vorbei war" hatte sich der mittlerweile vierundsechzigjährige amerikanische Schriftsteller, der kürzlich nach Jahrzehnten seine Englisch-Professur an der University of Southern California aufgegeben hat, ausführlich mit der Inselgruppengeschichte befasst, aber die Romanhandlung war dann nur auf zweien angesiedelt, auf Santa Cruz und Anacapa. Besonders die äußerste der Inseln, San Miguel, aber hatte interessante Erinnerungsliteratur hervorgebracht: die fünfundvierzig Seiten umfassenden Tagebuchaufzeichnungen von Marantha Waters, die 1888 für sechs Monate als Frau des neuen Miteigentümers von San Miguel auf der Insel lebte, und die weitaus umfangreicheren Memoiren von Elise Lester und ihrer Tochter Betsy, deren Gatte und Vater von 1930 bis 1942 mit seiner Familie dort wirtschaftete. "Diese Geschichten haben mich derart fasziniert, dass ich versuche wollte, sie zu dramatisieren", sagt Boyle.

So erscheint nun ein weiterer Roman aus seiner Feder über die Santa-Barbara-Inseln: "San Miguel". Man musste Sorge haben um Boyle: Was würde er noch über diese Orte erzählen können? Würde "San Miguel" nur ein prequel sein, Vorgeschichte zu "Als das Schlachten vorbei war", das in der Gegenwart angesiedelt ist? Freunde des Boyleschen Schreibens seien beruhigt: Es ist ein ganz anderes Buch geworden, weniger handlungsorientiert und bissig, dafür psychologisch viel dichter.

In fast exakt dem gleichen Umfang wie beim vorigen Roman erzählt Boyle vom Schicksal der Familien Waters und Lester, also über den Zeitraum eines halben Jahrhunderts hinweg - jeweils aus der Perspektive der Ehefrauen, von denen ja auch die wichtigsten Vorlagen für das Geschehen stammen. Und obwohl das neue Buch den Namen der Ortes trägt, an dem es spielt, ist die Rolle der weltabgewandten Insel selbst viel kleiner, als das in "Als das Schlachten vorbei war" der Fall war.

Das hat seinen Grund just in der Erzählhaltung von Boyle, in seiner Fixierung auf den weiblichen Standpunkt (einem wiederkehrenden Charakteristikum seines Schreibens seit "América" von 1995). Dadurch bindet er die Handlung an die beiden Blockhäuser, die man auf San Miguel aus eigens herangeschifften Eisenbahnschwellen und Treibholz errichtet hat. Marantha wie Elise bemühen sich, der unwirtlichen Umgebung ein Familienleben abzuringen, und dazu benötigen sie einen Mittelpunkt. Jeweils die Auftaktkapitel im ersten und dritten Teil des Romans heißen "Ankunft" und "Das Haus". Erst das Staunen über die neue Welt, die so nah zur Küste und doch so fern von der Zivilisation liegt, dann der Versuch, sich heimisch zu fühlen. 1888 scheitert das, 1930 gelingt es.

Wobei ein Gelingen bei T. Coraghessan Boyle stets nur vorläufig ist, die Erwartung eines selbstgeschaffenen Paradieses, das es auf Erden aber nicht geben kann. So ist es in "Willkommen in Welville", in "Drop City", in "Dr. Sex", in "Die Frauen" und auch in "Als das Schlachten vorbei war". Als die Waters auf San Miguel angekommen sind, wird es einmal mehr explizit gemacht. Sie erhalten Besuch von ihrem Vorgänger Hugh Mills, der den neuen Geschäftspartner nur aufnahm, weil er selbst es auf der Insel nicht mehr ausgehalten hatte. ",Das hier', sagte er und machte eine Geste, als hielte er in der Hand eine Kristallkugel, in der man die Insel und alles, was darauf war, erkennen konnte, ,ist eine Art Paradies. Ein Paradies auf Erden.'" Nur wenige Woche später ist die schwindsüchtige Marantha, die sich vom Klima auf San Miguel eine Heilung versprochen hatte, desillusioniert: "So viel wusste sie jedenfalls: Sie wollte nicht hier draußen sterben. Das Leben hier erschien ihr wie das Fegefeuer." Und der Schritt bis zur Hölle steht da nicht mehr lange aus.

Elise Lester dagegen kommt voller Elan nach San Miguel. Spät hat sie geheiratet, während ihrer Zeit auf der Insel kommen die beiden Töchter zur Welt. Sie scheint dort tatsächlich ein Paradies zu finden, ein Königreich für eine einzelne Familie in der Tradition von Henry David Thoreaus "Walden", also das, wovon Amerikaner träumen. Die Kinder werden selbst unterrichtet, um Geld kennenzulernen, müssen sie aufs Festland gebracht werden. Alles ist perfekt. Bis 1941 der Krieg kommt.

Mit dem Kriegseintritt wird San Miguel der Befehlsgewalt der Navy unterstellt, denn man fürchtet eine Invasion der Japaner vom Pazifik her. Plötzlich sind zwei junge Soldaten auf der Insel stationiert, nette Kerle, aber eben keine Familienmitglieder. Herbert Lester, den man in der Presse zuvor als "König von San Miguel" gefeiert hat, büßt seine Macht ein. Es geschieht nichts Dramatisches, doch für ihn ist seine Welt zusammengebrochen. Und damit zerbricht auch die Familie.

Das erzählt Boyle ganz ruhig, ohne jede Ironie oder Moral. Geschickt arrangiert er Parallelen und Differenzen zwischen den Waters und den Lesters, zwischen Männern und Frauen. Beide Frauen sind im Moment ihrer Ankunft auf San Miguel gleich alt. Beide Männer sind Veteranen, Will Waters ist an Leib und Seele versehrt aus dem Bürgerkrieg zurückgekommen, Herbert Lester aus dem Ersten Weltkrieg. Für beide ist San Miguel die letzte Chance, und beide gehen sie sie deshalb mit dem eisernen Willen von kampferprobten Militärs an. Die schwangere Elise bewundert ihren Herbie dafür, bis er beim Anblick eines Orcas ohne Sinn und Verstand auf Jagd ausgeht - ein Captain Ahab des zwanzigsten Jahrhunderts, aber nur für einen Tag. Die unfruchtbare Marantha dagegen verzweifelt an ihrem Will, doch sie zwingt ihn zur Rückkehr aufs Festland. Jeweils einer der Ehepartner stirbt - nicht notwendig auf, aber an der Insel. Sie ist wie eine Krankheit: ohne eigenes Empfinden, aber verheerend für den, der sie erlebt.

Diesen beiden großen Familiendramen zwischengeschaltet ist ein ungleich schlankerer zweiter Teil, der sich auf Edith Waters fokussiert, die zu Beginn der Handlung vierzehnjährige Adoptivtochter Maranthas. Was es für eine Frau ihres Alters bedeuten muss, auf einer Insel zu landen, auf der es außer Adoptivmutter und Stiefvater nur einen bärbeißigen Gehilfen und einen gleichfalls in der Pubertät befindlichen Knecht gibt, wird zu Beginn nur schemenhaft angesprochen. Marantha interessiert sich nur für sich selbst. Doch wenn nach der Rückkehr aufs Festland Ediths Perspektive eingenommen wird und wir mit ihr den Schock eines abermaligen erzwungenen Aufbruchs nach San Miguel erleben, dann fiebern wir mit ihr nach Befreiung. Bezeichnend, dass die ungebundene junge Frau vollbringt, woran die verheirateten Marantha und Elise scheitern: sich selbst zu verwirklichen.

So ist "San Miguel" zu einem Drittel Emanzipations- und zu zwei Dritteln Desillusionierungsroman. Boyles Männerfiguren erweisen sich abermals als stürzende Engel, die mit den besten Absichten gegen die Gesellschaft revoltieren, aber am Schluss die Hölle schaffen. Nur in der ungebrochenen Faszination jenes Jimmie, der 1888 noch ein Knabe war und 1930 als Hagestolz wieder auftritt, zeichnet Boyle ein sympathisches Männerporträt, doch bezeichnenderweise beruht es genauso auf Unterwerfung wie im Falle der beiden Ehefrauen. Es ist ein großartig subtil komponierter Roman.

Dirk van Gunsteren, Boyles deutscher Übersetzer, hat dafür einen Ton gefunden, der wie im Original alles Effekthascherische scheut, damit die Kargheit des Insellebens aufnimmt und nur bisweilen durch winzige Beobachtungen auch das Grandiose der Einsamkeit anklingen lässt. Doch wie immer bei Boyle ist die Natur in ihrer gnadenlosen Majestät viel zu groß für jene winzigen Wesen, die sich in die Hybris hineinsteigern, König von San Miguel sein zu wollen. Sie sind und bleiben Sklaven der Insel.

ANDREAS PLATTHAUS.

T. Coraghessan Boyle: "San Miguel". Roman.

Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren. Hanser Verlag, München 2013. 447 S., geb., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.11.2014

Neue Taschenbücher
Haschen
nach Glück
San Miguel – die Insel vor Santa Barbara ist alles andere als ein irdisches Paradies: öd, schroff, windgepeitscht. Der Abenteurer Will und seine schwindsüchtige Frau Marantha samt Adoptivtochter Edith übersiedeln 1888 ausgerechnet auf das menschenfeindliche Eiland, um Geborgenheit, Glück und Genesung zu finden. Naturgemäß verschlimmert sich Maranthas Zustand: „Es war die Insel, die Insel erdrückte sie . . .“ Auch für Elise und ihren Mann Herbie, die Jahrzehnte später nach San Miguel aufbrechen, um der Zivilisation zu entfliehen, bringt die Insel Fluch statt Segen.
  T. C. Boyles Roman hat die Lebensberichte von Marantha Waters und Elise Lester zum Hintergrund, für eine klassisch erzählte, psychologisch fein austarierte Geschichte über das Haschen des Menschen nach ein bisschen Glück. Während die Ego-Männer umknicken wie die Bäume im Wind, stemmen sich die Frauen dem Schicksal entgegen: „Jeder konnte . . . mit dem Himmel hadern. Sie aber war eine Schauspielerin und ging innerlich auf Distanz, damit sie sehen und hören und empfinden konnte, damit sie sich von dem Gott, der ihr dies angetan hatte, lossagen konnte.“   FLORIAN WELLE
    
      
T. C. Boyle : San Miguel. Aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren. dtv, München 2014. 464 Seiten, 10,90 Euro.
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