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Unsere Welt ist auf Sand gebaut, denn als Grundstoff von Beton steckt Sand in fast allen Gebäuden und Straßen. Auch für die Produktion von Computerchips, Papier und Zahnpasta ist er notwendig. Sand ermöglicht unseren heutigen Lebensstil, daher ist er in geeigneter Qualität längst Mangelware - und die Redewendung »wie Sand am Meer« irreführend.Der vielfach ausgezeichnete Journalist Vince Beiser nimmt uns mit in das Reich des Sandes, zu seinen Quellen, Einsatzmöglichkeiten und zu den Konflikten um seine Förderung. Er erzählt die fesselnde Geschichte eines Stoffes, ohne den unser modernes Leben…mehr

Produktbeschreibung
Unsere Welt ist auf Sand gebaut, denn als Grundstoff von Beton steckt Sand in fast allen Gebäuden und Straßen. Auch für die Produktion von Computerchips, Papier und Zahnpasta ist er notwendig. Sand ermöglicht unseren heutigen Lebensstil, daher ist er in geeigneter Qualität längst Mangelware - und die Redewendung »wie Sand am Meer« irreführend.Der vielfach ausgezeichnete Journalist Vince Beiser nimmt uns mit in das Reich des Sandes, zu seinen Quellen, Einsatzmöglichkeiten und zu den Konflikten um seine Förderung. Er erzählt die fesselnde Geschichte eines Stoffes, ohne den unser modernes Leben nicht möglich wäre - und zeigt auf, was uns droht, wenn er ausgeht.
Autorenporträt
Vince Beiser ist Journalist und lebt in Los Angeles. Für seine Arbeiten wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. durch das Pulitzer Center on Crisis Reporting. Beiser schreibt für renommierte Medien wie den Guardian, das Wall Street Journal, die Los Angeles und die New York Times.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Matthias Alexander findet Vince Beisers Buch, das auf Recherchen von 2017 und früher beruht ein bisschen veraltet. Als erste Orientierung über die Ressource Sand und als Weckruf taugt der Band dennoch, meint er. Beiser kann dem Rezensenten zahlenreich (mitunter zu zahlenreich) vermitteln, dass Sand in den letzten hundert Jahren knapp geworden ist, weil künstliche Strände, Chinas Baumboom und Computerchips das wertvolle Quarz-Korn verschlingen. Die fatalen Folgen des Raubbaus schildert der Autor laut Rezensent ebenso sachbuchgerecht und eindrücklich wie die Suche nach Sandsurrogaten.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.08.2021

Für diesen Rohstoff wird gemordet

Ein Grundpfeiler unseres Lebensstils: Vince Beiser erzählt die Geschichte des Sands und erinnert daran, dass wir dringend alternative Bausubstanzen brauchen.

Spätestens als vor einigen Jahren die vermeintlich kuriose Nachricht, dass Saudi-Arabien und Dubai Sand aus Australien importieren, die Medienrunde machte, war das Thema in einer breiten Öffentlichkeit angekommen: Sand ist nicht gleich Sand. Vielmehr ist Wüstensand für die Herstellung von Beton ungeeignet, denn die Körner sind vom Wind zu rund geschliffen. Weil nicht nur im Nahen Osten, sondern auch in China ganze Städte neu gebaut werden, ist Bausand zur knappen Ressource geworden, deren Preis immer weiter steigt.

Auch für die Herstellung von Zahnpasta und Papier werden jeweils spezielle Sande benötigt. Um die Risse offen zu halten, die beim Fracking, also der Gewinnung von Öl und Gas aus Schiefergestein, entstehen, braucht es Sand. Wenn Beachvolleyballer bei Olympia antreten und der türkische Staatspräsident für seinen Sommersitz an der Ägäis einen Strand anlegen lässt, dann ist nur der weichste und hellste Sand gut genug. Er wird von weit her angekarrt.

Der amerikanische Journalist Vince Beiser ist der Entwicklung des Massenmaterials Sand zum knapp werdenden Grundstoff unserer Zivilisation nachgegangen. Er musste dafür nicht weit in die Geschichte zurückgehen. Beton ist, nachdem ihn die Römer erfunden hatten, erst im zwanzigsten Jahrhundert zum vorherrschenden Baumaterial geworden, mit dramatisch steigender Tendenz - China soll allein von 2011 bis 2013 mehr Beton verbaut haben als die USA zwischen 1900 und 2000.

Auch die Massenproduktion von Glas und erst recht die von Computerchips, für die besonders feine Quarzsande benötigt werden, sind jüngere Entwicklungen. Und selbst die hohe Wertschätzung von Sandstränden datiert auf das neunzehnte Jahrhundert, als sie in England als Orte der Erholung entdeckt wurden. Von den dortigen Seebädern aus verbreitete sich die Idee im zwanzigsten Jahrhundert über die ganze Welt.

Wo das touristische Erscheinungsbild den eigenen Ansprüchen nicht genügte, schwang sich der Mensch zum Landschaftsgestalter auf. Waikiki Beach auf Hawaii etwa wurde vor hundert Jahren mit Sand anderer Strände aufgeschüttet, teilweise wurde dieser aus Kalifornien herangeschafft. Miami Beach entstand auf einer morastartigen Wildnis, die im Auftrag von Immobilienunternehmern mit Sand und Schlamm aus dem Meer aufgefüllt wurde, bis der Untergrund stabil genug für eine dichte Bebauung war. Die künstlichen Inseln, die heute vor Dubai aufgeschüttet und mit Luxusimmobilien bebaut werden, sind nur die Extremvariante dieses Vorgehens.

Die ökologischen Folgen des Sandabbaus an Land, in Flüssen, Seen und Meeren sind in vielen Fällen fatal. Beiser schildert eindrücklich, wie Fischer in China, Hoteliers in Jamaika und Farmer im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten ihre Lebensgrundlagen zunehmend schwinden sehen. In Indien schrecken mafiaähnlich organisierte Banden, die Sandvorkommen illegal ausbeuten, nicht vor Mord zurück.

In der bewährten, aber auch ein wenig abgenutzten Manier amerikanischer Sachbuchautoren verwendet Beiser Zahlen und Vergleiche, die die Dimension des Problems für den Laien greifbar machen sollen. Doch was ist gewonnen, wenn man weiß, dass sich mit der 2016 in China verbrauchten Menge an Bausand (7,8 Milliarden Tonnen) der Bundesstaat New York mit einer zwei Zentimeter dicken Schicht bedeckt werden könnte? Und sind die 7500 Billiarden Sandkörner, aus denen sich die Strände der Welt nach den Berechnungen eines amerikanischen Forschers zusammensetzen, nun viel oder wenig? Ein wenig bedauerlich ist auch, dass Beiser die Recherchen für sein Buch 2017 abgeschlossen hat. Der deutschen Ausgabe haftet deshalb vor allem dort, wo es reportagenhafte Züge trägt, schon bei Erscheinen etwas leicht Antiquarisches an.

Aber für eine erste eingängige Orientierung im Thema reicht es allemal. Und für die unangenehme Erkenntnis, dass die Menschheit auch mit Blick auf den Rohstoff Sand weit über ihre Verhältnisse lebt. Beiser versucht Ansätze aufzuzeigen, wie der Raubbau eingedämmt werden könnte. Überall auf der Welt werden mögliche Ersatzstoffe erprobt. Zudem gibt es Versuche, den wohl tatsächlich unerschöpflichen Wüstensand doch zur Betonherstellung zu nutzen.

Man kann nur hoffen, dass die Forscher Erfolg haben. Beton ist ein Material, das schnell altert und sich kaum recyceln lässt. Nimmt man optimistischerweise eine Lebensdauer von zweihundert Jahren für Betonbauwerke an, dann werden sich schon in wenigen Generationen elementare Fragen stellen. Für den abermaligen Bau unserer Städte reichen die Ressourcen jedenfalls nicht aus. MATTHIAS ALEXANDER.

Vince Beiser: "Sand". Wie uns eine wertvolle Ressource durch die Finger rinnt.

Übersetzt von B. Jendricke, C. Prummer-Lehmair, G. Schermer-Rauwolf. Oekom-Verlag, München 2021. 320 S., geb., 26,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Chapeau! Kein Wunder, dass Vince Beiser mehrfach ausgezeichnet wurde.« Ethische Rendite »Ein nachdenklich stimmendes, sehr informationsreiches Buch.« ekz-Publikationen »[Die] gesammelten Fakten und Reportagen lesen sich spannend wie ein Krimi und rütteln auf.« Börsenblatt »Beiser schreibt nicht nur sehr anschaulich, er bringt der Leserschaft die Fülle an Wissen zudem auf unterhaltsame Weise nahe.« Spektrum der Wissenschaft »[Beisers] Reportagen und Porträts einzelner Akteure - ob Profiteure oder Leidtragende, machen sein Buch zu einer gut lesbaren Lektüre.« SWR2 lesenswert »...ein höchst wichtiges Buch... Greifen Sie zu!« journal21.ch