»Die Frau, die in der Wüste ertrank« - unter diesem Titel porträtierte Katja Iken vor zwei Jahren in 'Spiegel Geschichte' Isabelle Eberhardt: »Die junge Schweizerin pfiff auf alle Regeln, sie soff, kiffte und liebte, wen sie wollte. Isabelle Eberhardt zog um 1900 als Mann verkleidet durch Nordafrika und lebte unter Beduinen - bis ihre Reise tragisch endete. [...] Rund 1200 Seiten, verfasst auf Französisch, Russisch und Arabisch: Briefe, Reportagen, Tagebucheinträge, getrieben von einer unbändigen Rastlosigkeit: 'Nomadin war ich schon als Kind', bekannte Eberhardt. 'Nomadin werde ich mein ganzes Leben lang bleiben, verliebt in wechselhafte Horizonte, in noch unerforschte Fernen.' [...] Europa war für sie die 'schmutzige, bösartige, dummdreiste Zivilisation'. Eberhardt schor sich das Haar und streifte, maskiert als Student, durch die Gassen der Küstenstadt Bône (heute Annaba). Hatte sie als junges Mädchen Briefe oft mit dem Pseudonym 'Nicolas Podolinsky' signiert, schlüpfte Eberhardt im Maghreb in eine neue Identität und nannte sich fortan 'Si Mahmoud (Saadi)' oder 'Mahmoud Es-Saadi' - was im Deutschen etwa 'Dank an das Glück' bedeutet'. [...] Bei ihren Streifzügen durch die Wüste übte sie sich in Askese und Verzicht, doch in den bewohnten Zentren gab sie sich dem prallen Leben hin. Stundenlang lag sie vor den Cafés und Bars auf einer Matte, trank Absinth und rauchte Haschisch, verkehrte mit Prostituierten, Soldaten, Matrosen, Fremdenlegionären.«