Aurora, bes yasinda gecirdigi bir travmanin ardindan son derece siradisi, hirsli bir kadin olan babaannesi tarafindan yetistirilir. 1800lü yillarin ikinci yarisinda Altina Hücum atesiyle yanip kavrulan Kaliforniyadan ayrilarak elinde fotograf makinesiyle, Siliye gidince, kendini ic savasin, politik catismalarin dünyasinda bulur. Sevdigi adamin ihanetine ugrayinca da gördügü karabasanlarin nedenlerini arastirmaya, kendisinden gizlenen sirlarla dolu gecmisini kesfe cikar, fotograf makinesinin arkasina siginarak gercegi yakalamanin pesine düser. Bu gercekse, arka planini ve politik platformunu 19uncu yüzyil Silisinin olusturdugu bir ortamda gelisir. Auroranin dogumuyla baslayan öyküsü, zaman icinde geriye ve ileriye dogru akarak Silili erk sahibi ailesinin sasirtici sirlarini ortaya cikarir. Isabel Allendenin romani, gercek olaylari ve tarih zamandizimini izleyerek 1800lü yillarin sonuna dogru hem Silideki hem de Amerikanin önemli bölgelerindeki sosyopolitik gelismelerini fon aliyor, yazarin öteki romanlarinda da sikca kullandigi temalarla gelisiyor Kadinin gücü, büyülü gercekcilik ve erotizm. Genc bir kadinin kimligini arayisinin öyküsünü anlatan Sararmis Bir Fotograf, daha önce yayinladigimiz Ruhlar Evi ve Kaderin Kizi ile birlikte Isabel Allendenin 18inci yüzyilin sonlariyla 20nci yüzyilin basi arasinda 130 yillik bir dönemde bir aileyi anlatan üclemesinin sonuncu kitabi.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.01.2002Armer, ehrenwerter Vetter Severo
Isabel Allende kennt den Weg zwischen Großmutter und Ehemann
In der eindrucksvollen Riege internationaler Autoren des Suhrkamp Verlags ist Isabel Allende nicht gerade ein Schmuckstück - in der Jahresbilanz aber durchaus. Es gibt Kollegen, bei denen es sich umgekehrt verhält, und beides soll und darf ja in einer verlegerischen Mischkalkulation auch so sein. "Porträt in Sepia", der neunte in Deutschland erschienene Titel der Chilenin, dümpelt allerdings auf der Bestsellerliste eher hinten, auf den zweistelligen Plätzen, herum. Das liegt nicht nur am Harry-Potter-Quartett, das derzeit nur ganz ausgewählten Titeln den Zugang zur Spitze gestattet, sondern vor allem an Ermüdung: der Leser, vielleicht auch der Autorin.
Lange Zeit fühlte sich ein breites Publikum gut bedient von dieser kommoden und soften Variante lateinamerikanischer Moderne: Isabel Allende gab den weiblichen García Márquez, ohne erzählerisches Risiko, ohne Kraft, Atem und Furor des Nobelpreisträgers, ohne seine Härten und Ansprüche. Was sie bot, war sozusagen literarischer Kuschelsex. Das ist auch wörtlich zu nehmen: Die häufigen erotischen Passagen in ihren Büchern schlingern stets zwischen wabernden Beschwörungen von kosmischen Dimensionen und einer wunderlich verquälten Umständlichkeit hin und her (auch im neuen Roman wird wieder "im biblischen Sinne erkannt"). Hat ihr beim Publikum etwa die pfeilgerade Pornographie einer Catherine Millet den Rang abgelaufen? Nicht unbedingt; vielmehr geht es etlichen Lesern wohl so wie jenen Gewohnheitsurlaubern, die nach einem halben Dutzend Ferienaufenthalten in derselben Pension am Wörther- oder Gardasee doch endlich einmal etwas anderes sehen wollen. Isabel Allende bleibt sich treu, wie ein Gasthof, der unter jährlich wechselnden Namen stets dasselbe Gericht auftischt.
Diesmal also "Porträt in Sepia". Der Roman schreibt den vorausgehenden ("Fortunas Tochter") fort, ohne seine Lektüre vorauszusetzen, denn freundlicherweise faßt die Autorin die Geschichte der Eliza Sommers noch einmal zusammen, die als Großmutter der neuen Heldin Aurora hier eine Nebenrolle spielt. Immer noch sind wir im neunzehnten Jahrhundert, in Kalifornien und in Chile, gelegentlich auch kurz in England, immer natürlich im großbürgerlichen Milieu, das die Aufzählung üppiger Kleidungs- und Ausstattungsstücke ermöglicht, etwa eines monumentalen Bettes, das von Florenz aus per Schiff um den amerikanischen Kontinent herum transportiert wird bis nach San Francisco und dann im Triumphzug zum Haus von Paulina del Valle, der anderen Großmutter Auroras, einer Gestalt, die sich Isabel Allende als Pracht- und Vollblutweib vorgestellt hat.
Paulina ist dick, reich und dominant, eine Geschäftsfrau und Matriarchin, sie bekommt immer, was sie will, und gibt es nie wieder her, weder Geld noch Menschen. Auch nicht ihre Enkelin, die sie dadurch an sich bindet, daß sie sie lange über ihre Herkunft im Ungewissen läßt. Auroras Vater, ein drogensüchtiger, später syphilitischer Décadent, hat ihre Mutter nämlich erst geschwängert und dann sitzenlassen; in die Bresche springt der ehrenwerte Vetter Severo, der von seiner Frau aber nichts hat, weil die erst hochschwanger ist und dann im Kindbett stirbt. Sterben will auch der untröstliche Witwer, weshalb er in den Krieg zieht und seine Stieftochter erst dem einen, dann dem anderen Großelternpaar überläßt.
Das alles muß man allerdings weder wissen noch sich merken, weil die Autorin zwar einerseits ein Geheimnis und Gewese daraus macht, den Leser aber alle naslang wieder darauf stößt, welch seltsame Wege das "Schicksal" doch für ihre Helden gebahnt hat (dabei ist die Wegebahnerin doch bloß sie selber). Denselben Leser führt sie noch an allerhand schreckliche und pittoreske Orte - unter anderem eine Opiumhöhle, ein Kinderbordell, ein Schlachtfeld und einen Folterkeller -, beschreibt eine Amputation ohne Betäubung und diverse Geschlechtsakte (dito) und unterrichtet ihn beiläufig in chilenischer Geschichte im neunzehnten Jahrhundert, mit Akzent auf dem Salpeterkrieg (gegen Peru und Bolivien) und dem Bürgerkrieg (des Präsidenten Balmaceda gegen eine sympathische Opposition, die den Kampf hundert Jahre später und einige Allende-Bücher früher nahtlos gegen das Pinochet-Regime fortsetzen kann).
Eine folkloristische Familiensaga also, umgeben von exotischer Historie und entsprechenden Landschaften; die unaufhörlich auf- und abtretenden Clanmitglieder, die man, kaum kennengelernt, schon vergessen hat, vermitteln das beruhigende Gefühl, es werde alles immer schon irgendwie weitergehen. Die Ich-Erzählerin Aurora ist von der Autorin mit wenig Persönlichkeit ausgestattet worden, dafür aber mit der Lizenz zum Schwadronieren. Sie gleicht den anderen "rebellischen" Frauenfiguren Isabel Allendes aufs Haar und sucht, wie es sich gehört, ihren eigenen Weg zwischen Großmutter und Ehemann, Rollenzwang und Glücksanspruch, Familienbanden und künstlerischem Ehrgeiz. Sie findet diesen Weg - wo sonst? - jenseits der Konventionen und schließlich auch das Geheimnis ihrer Herkunft, aber das hatten wir schon verstanden.
Von Ermüdung war schon die Rede. Diese betrifft auch die Autorin, dem unbeirrbar über Hunderte von Seiten dahinströmenden Erzählsound zum Trotz. Sie zeigt sich in dramaturgischer Erschlaffung, vor allem gegen Ende des Romans, in wichtigtuerischen Fingerzeigen auf Späteres und Früheres, in mangelndem Gespür für Tempo und Timing, in ungeschicktem Hantieren mit Vorder- und Hintergrund, Detail und Totale, in mangelnder Selbstbeherrschung gegenüber den Versuchungen von Kitsch und Kolportage. Selbst den Anforderungen gepflegter Unterhaltung genügt Isabel Allende mit diesem Roman nur unzureichend.
MARTIN EBEL.
Isabel Allende: "Porträt in Sepia". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Lieselotte Kolanoske. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001. 464 S., geb., 25,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Isabel Allende kennt den Weg zwischen Großmutter und Ehemann
In der eindrucksvollen Riege internationaler Autoren des Suhrkamp Verlags ist Isabel Allende nicht gerade ein Schmuckstück - in der Jahresbilanz aber durchaus. Es gibt Kollegen, bei denen es sich umgekehrt verhält, und beides soll und darf ja in einer verlegerischen Mischkalkulation auch so sein. "Porträt in Sepia", der neunte in Deutschland erschienene Titel der Chilenin, dümpelt allerdings auf der Bestsellerliste eher hinten, auf den zweistelligen Plätzen, herum. Das liegt nicht nur am Harry-Potter-Quartett, das derzeit nur ganz ausgewählten Titeln den Zugang zur Spitze gestattet, sondern vor allem an Ermüdung: der Leser, vielleicht auch der Autorin.
Lange Zeit fühlte sich ein breites Publikum gut bedient von dieser kommoden und soften Variante lateinamerikanischer Moderne: Isabel Allende gab den weiblichen García Márquez, ohne erzählerisches Risiko, ohne Kraft, Atem und Furor des Nobelpreisträgers, ohne seine Härten und Ansprüche. Was sie bot, war sozusagen literarischer Kuschelsex. Das ist auch wörtlich zu nehmen: Die häufigen erotischen Passagen in ihren Büchern schlingern stets zwischen wabernden Beschwörungen von kosmischen Dimensionen und einer wunderlich verquälten Umständlichkeit hin und her (auch im neuen Roman wird wieder "im biblischen Sinne erkannt"). Hat ihr beim Publikum etwa die pfeilgerade Pornographie einer Catherine Millet den Rang abgelaufen? Nicht unbedingt; vielmehr geht es etlichen Lesern wohl so wie jenen Gewohnheitsurlaubern, die nach einem halben Dutzend Ferienaufenthalten in derselben Pension am Wörther- oder Gardasee doch endlich einmal etwas anderes sehen wollen. Isabel Allende bleibt sich treu, wie ein Gasthof, der unter jährlich wechselnden Namen stets dasselbe Gericht auftischt.
Diesmal also "Porträt in Sepia". Der Roman schreibt den vorausgehenden ("Fortunas Tochter") fort, ohne seine Lektüre vorauszusetzen, denn freundlicherweise faßt die Autorin die Geschichte der Eliza Sommers noch einmal zusammen, die als Großmutter der neuen Heldin Aurora hier eine Nebenrolle spielt. Immer noch sind wir im neunzehnten Jahrhundert, in Kalifornien und in Chile, gelegentlich auch kurz in England, immer natürlich im großbürgerlichen Milieu, das die Aufzählung üppiger Kleidungs- und Ausstattungsstücke ermöglicht, etwa eines monumentalen Bettes, das von Florenz aus per Schiff um den amerikanischen Kontinent herum transportiert wird bis nach San Francisco und dann im Triumphzug zum Haus von Paulina del Valle, der anderen Großmutter Auroras, einer Gestalt, die sich Isabel Allende als Pracht- und Vollblutweib vorgestellt hat.
Paulina ist dick, reich und dominant, eine Geschäftsfrau und Matriarchin, sie bekommt immer, was sie will, und gibt es nie wieder her, weder Geld noch Menschen. Auch nicht ihre Enkelin, die sie dadurch an sich bindet, daß sie sie lange über ihre Herkunft im Ungewissen läßt. Auroras Vater, ein drogensüchtiger, später syphilitischer Décadent, hat ihre Mutter nämlich erst geschwängert und dann sitzenlassen; in die Bresche springt der ehrenwerte Vetter Severo, der von seiner Frau aber nichts hat, weil die erst hochschwanger ist und dann im Kindbett stirbt. Sterben will auch der untröstliche Witwer, weshalb er in den Krieg zieht und seine Stieftochter erst dem einen, dann dem anderen Großelternpaar überläßt.
Das alles muß man allerdings weder wissen noch sich merken, weil die Autorin zwar einerseits ein Geheimnis und Gewese daraus macht, den Leser aber alle naslang wieder darauf stößt, welch seltsame Wege das "Schicksal" doch für ihre Helden gebahnt hat (dabei ist die Wegebahnerin doch bloß sie selber). Denselben Leser führt sie noch an allerhand schreckliche und pittoreske Orte - unter anderem eine Opiumhöhle, ein Kinderbordell, ein Schlachtfeld und einen Folterkeller -, beschreibt eine Amputation ohne Betäubung und diverse Geschlechtsakte (dito) und unterrichtet ihn beiläufig in chilenischer Geschichte im neunzehnten Jahrhundert, mit Akzent auf dem Salpeterkrieg (gegen Peru und Bolivien) und dem Bürgerkrieg (des Präsidenten Balmaceda gegen eine sympathische Opposition, die den Kampf hundert Jahre später und einige Allende-Bücher früher nahtlos gegen das Pinochet-Regime fortsetzen kann).
Eine folkloristische Familiensaga also, umgeben von exotischer Historie und entsprechenden Landschaften; die unaufhörlich auf- und abtretenden Clanmitglieder, die man, kaum kennengelernt, schon vergessen hat, vermitteln das beruhigende Gefühl, es werde alles immer schon irgendwie weitergehen. Die Ich-Erzählerin Aurora ist von der Autorin mit wenig Persönlichkeit ausgestattet worden, dafür aber mit der Lizenz zum Schwadronieren. Sie gleicht den anderen "rebellischen" Frauenfiguren Isabel Allendes aufs Haar und sucht, wie es sich gehört, ihren eigenen Weg zwischen Großmutter und Ehemann, Rollenzwang und Glücksanspruch, Familienbanden und künstlerischem Ehrgeiz. Sie findet diesen Weg - wo sonst? - jenseits der Konventionen und schließlich auch das Geheimnis ihrer Herkunft, aber das hatten wir schon verstanden.
Von Ermüdung war schon die Rede. Diese betrifft auch die Autorin, dem unbeirrbar über Hunderte von Seiten dahinströmenden Erzählsound zum Trotz. Sie zeigt sich in dramaturgischer Erschlaffung, vor allem gegen Ende des Romans, in wichtigtuerischen Fingerzeigen auf Späteres und Früheres, in mangelndem Gespür für Tempo und Timing, in ungeschicktem Hantieren mit Vorder- und Hintergrund, Detail und Totale, in mangelnder Selbstbeherrschung gegenüber den Versuchungen von Kitsch und Kolportage. Selbst den Anforderungen gepflegter Unterhaltung genügt Isabel Allende mit diesem Roman nur unzureichend.
MARTIN EBEL.
Isabel Allende: "Porträt in Sepia". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Lieselotte Kolanoske. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001. 464 S., geb., 25,80 [Euro].
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