Jacek Dehnel, Star der jungen Literatur in Polen, rekonstruiert in seinem neuen Roman die Biografie des einzigen Sohns des berühmten Francisco de Goya. Zeit seines Lebens steht er im Schatten seines genialen Vaters und wird als Künstler nicht produktiv. Als Javier auch noch argwöhnen muss, dass Vater Francisco seine Frau verführt, und sich sein eigener Sohn Mariano mehr zum Großvater hingezogen fühlt, scheint seine Rolle als Verlierer festzustehen. Bis er in einem kreativen Rausch über sich selbst hinauswächst. Dehnels fesselndes Psychogramm dieser Vater-Sohn-Beziehung ist gleichzeitig eine überzeugende literarische Deutung der "Schwarzen Bilder" - der wohl rätselhaftesten Gemälde der Kunstgeschichte.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Sehr beeindruckt zeigt sich Andreas Breitenstein von diesem Roman des 34-jährigen Polen Jacek Dehnel, der nicht nur Goya als dem "Genie der Düsternis" ein Denkmal setzt, sondern auch dessen Sohn Javier. Dehnel geht von neueren Vermutungen aus, denen zufolge Goyas "Schwarze Bilder" mit dem überwältigenden "Koloss" nicht dem bereits leicht wahnsinnigen Maler zugeschrieben werden müssen, sondern eben seinem Sohn, wie Breitenstein in einer schönen und kundigen Besprechung schreibt. Und so tief und dunkel wie die (im Band abgedruckten) Gemälde sind auch die Familienverhältnisse des Malers, der mit Zynismus, Jähzorn und Genie seinen melancholischen Sohn tyrannisiert. Breitenstein hätte sich unter der "Sonne der Verzweiflung" durchaus ein wenig Licht gewünscht, um Goyas Kosmos nicht ganz der Morbidität anheimzugeben, aber er lobt diesen Roman dennoch als gelungen "somnambulen Künstlerroman".
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.11.2013Nicht nur Vater Kronos verschlingt seine Söhne
Im Hause Goya tobt der Generationenkonflikt: Jacek Dehnel entwirft in seinem Roman "Saturn" ein brillantes Psychogramm der spanischen Malerfamilie.
Er war erst acht oder neun, als er erfuhr, warum die Straße, in der er zur Welt gekommen war, die Straße der Enttäuschung hieß. Er erfuhr es aus einem Gespräch, das er zufällig belauscht hatte. Doch auch dann war er fest überzeugt, dass sein Vater eine eigene Erklärung dafür habe, dass er nämlich der Meinung sei, die Straße heiße so, weil er, Javier, in einem Haus dieser Straße geboren sei, "in der Wohnung des Porträtmalers und Vizedirektors der Königlichen Teppichmanufaktur Santa Barbara und bald darauf des königlichen Hofmalers Francisco Goya y Lucientes".
In diesen wenigen Sätzen sind die beiden wichtigen Informationen zusammengefasst, die den Schlüssel zu Jacek Dehnels Roman "Saturn" bilden. Man erfährt, dass das Buch von dem berühmten Maler handelt, und man erkennt, dass es nicht so sehr die Stationen von Goyas Leben sind, die über seinen Inhalt und Stil entscheiden, sondern eine bestimmte familiäre Konstellation. Genaugenommen basiert Dehnels Grundidee auf einer einzigen biographischen Tatsache: Im Jahre 1773 heiratete Goya die Schwester eines Malerfreundes, Josefa Bayeu, genannt La Pepa, und zeugte mit ihr vierundzwanzig Kinder, von denen nur ein einziges überlebte, sein Sohn Javier, über den bis heute kaum mehr bekannt ist, als dass er ebenfalls Maler wurde und dass das Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater Francisco alles andere als einfach war.
So ist der Roman weitgehend als ein Stimmenduett angelegt, das dieselben Situationen, Szenen und Gespräche aus zwei Perspektiven beleuchtet. Später kommt noch die Stimme des Enkels Mariano hinzu. Dann wächst sich der Roman zu einem ständigen Wechselspiel dreier Ich-Erzähler aus, doch die Hauptakteure bleiben Francisco Goya und sein Sohn Javier. Der Roman ist ein Psychogramm ihrer komplizierten Beziehung, wobei Dehnels polyphone Erzählweise sowohl dem Untertitel, "Schwarze Bilder der Familie Goya", als auch der im Haupttitel enthaltenen Anspielung gerecht wird.
"Saturn, einen seiner Söhne verschlingend" - so heißt Goyas berühmtes Gemälde, zu dem der polnische Autor eine effektvolle literarische Untermalung liefert: Der geniale Maler erscheint in dem Buch als der Inbegriff schlechter Eigenschaften, als ein selbstverliebter Tyrann, Vielfraß, Choleriker und Flegel, der seine wahren Erfolge durch erfundene potenziert, auf die Bedürfnisse seiner Mitmenschen keine Rücksicht nimmt und seinem einzigen Sohn nicht nur die Lust am Malen nimmt, sondern ihn auch als permanenten Versager hinstellt: "Manchmal sah ich ihn plötzlich irgendwo im Haus und dachte: Ist das wirklich mein Sohn? Dieser Schwächling, der mit zwanzig hier und da Fett ansetzte, der immer träger wurde, bleich wie die Wand durchs Haus schlich und keinen Ton von sich gab? Dieses Etwas?"
Javiers Urteile über den Vater sind nicht minder hart, doch im Grunde schneidet in diesem Buch niemand gut ab - nicht der Vater, nicht der Sohn, nicht der Enkel Mariano, der an dem Großvater mehr zu hängen scheint als an seinem schwächlichen Zeuger, oder die weiblichen Figuren, die mürrische, schweigsame La Pepa oder die mädchenhaft fade Gumersinda, Javiers Frau, die an der Zuneigung ihres Schwiegervaters etwas zu viel Gefallen findet. Die Stimmung im Hause Goya ist nicht nur wegen Spannungen und Rivalitäten zwischen Francisco und Javier gedrückt. Das gibt dem Roman eine sehr eigene, negative Aura, was das Lesevergnügen aber keineswegs schmälert. Und dieses besteht nicht zuletzt darin, zu verfolgen, mit wie viel Phantasie und Lust am Neuinterpretieren Dehnel mit den vielen, sorgfältig recherchierten biographischen Fakten jongliert.
Am meisten beschäftigt ihn aber die mittlerweile umstrittene Urheberschaft der "Schwarzen Bilder", zumal er davon sein Handlungsgerüst ableitet. Früher galt die Theorie, Goya habe den Zyklus im hohen Alter an die Wände seines Landhauses "Quinta del Sordo" gemalt - heute wird auch oft die These des spanischen Kunsthistorikers Juan José Junquera aufgegriffen, die besagt, die "Pinturas negras" könnten kaum von Goya stammen, weil sie an den Wänden des erst nach seinem Tod angebauten Teils des Hauses entdeckt worden seien. Demnach müsste die Autorschaft für diesen Zyklus Javier zugeschrieben werden. Für einen Schriftsteller wie Dehnel, der ursprünglich Maler werden wollte, ist das naturgemäß ein äußerst reizvolles Thema, aber auch eine gewaltige Herausforderung.
Die Idee, Javier zur Hauptfigur des Romans zu machen, ist nämlich schwerer umzusetzen, als es auf den ersten Blick scheinen mag: Denn da ist einerseits der berühmte Francisco Goya, zu dem es unzählige Lebensbeschreibungen und Deutungen gibt und der sich dennoch schon wieder in den Vordergrund drängt. Und andererseits ist da der Sohn, der weitgehend Unbekannte, eine marginale Gestalt der Kunstgeschichte, eine Randnotiz in der Biographie seines Vaters, den man völlig neu erfinden muss und der sich somit auch literarisch gegen den großen Goya zu behaupten hat. Bei diesem Erfinden geht Dehnel insofern raffiniert vor, als er zwei Kunstgriffe miteinander verknüpft. Zum einen gibt er Javier die fehlenden biographischen Konturen, zum anderen macht er ihn zum Autor der "Schwarzen Bilder".
Dabei unterbricht er den Handlungsgang immer wieder durch Passagen, die als Beschreibungen dieser Bilder und zugleich als Javiers innere Monologe gestaltet sind. Sie sollen gewissermaßen eine kunsthistorische und eine therapeutische Funktion erfüllen: Sie sollen dem Leser helfen, Goyas berühmten Zyklus zu verstehen, und Javier in die Lage versetzen, von seinem übermächtigen Vater loszukommen. So will der Autor zumindest diese Bildbeschreibungen verstanden wissen: als Ausdruck des, wie er es einmal formulierte, "schwierigen psychologischen Prozesses, den der Mensch in einem Moment der Katharsis durchlebt". Ein Wunsch, der allerdings ohne diese Selbstauskunft schwer erkennbar bleibt. Als Leser neigt man wohl eher dazu, die interpretatorischen Einlagen allein dem Autor zuzuschreiben und sie lediglich als kunstkritisch-poetische Intermezzi innerhalb des Romans zu betrachten.
Dennoch sind es eben diese Bildkommentare, die besonders eindrucksvoll die Hauptstärke des gesamten Romans demonstrieren. Sie liegt in der Sprache - in ihrem Reichtum und ihrer Ausdruckskraft, die Dehnel mit Hilfe vieler origineller Assoziationen und Vergleiche erreicht. In der eleganten Übersetzung von Renate Schmidgall kommen sie voll zur Geltung: "Schmutziggraue Falten eines Kopftuchs, dunkle Kleider, der Umriss einer Figur; und schon wächst sich, was ein einziger, aufrührerischer Tropfen war, zu einer Gestalt aus, zu einem stämmigen Mönch mit Kapuze, der seinen fetten Bauch wie eine monströse Schwangerschaft präsentiert." Manchmal übertreibt Dehnel ein wenig, versucht zu sehr, mit einer effektvollen Metapher oder Pointe zu beeindrucken. Doch diese gelegentliche Effekthascherei sieht man ihm gern nach.
Alles in allem ist "Saturn" ein sehr gelungenes Buch. Anders als noch in seinem Romanerstling "Lala", einer Hommage an seine Großmutter, die er noch während der Studentenzeit geschrieben hat und deren aus zahllosen Episoden, Ereignisfragmenten und Dialogfetzen bestehende Struktur ein wenig ermüdete, zeigt sich der heute 33 Jahre alte Dehnel in "Saturn" als ein gereifter Schriftsteller, der sein literarisches Können sehr bewusst einsetzt. Die Auswahl des biographischen Materials ist sorgsam durchdacht, die Komposition durchgehend eingehalten, der Stil glänzend.
Diese Mischung aus intellektueller Disziplin und ästhetischer Wachsamkeit, die ihn von Anfang an auszeichnet, verdankt Jacek Dehnel offenbar seinem eigenen Elternhaus - seiner Großmutter, die ihn über Jahre intellektuell formte, und "seiner Mutter, der Malerin", der er nun diesen eindrucksvollen Goya-Roman gewidmet hat.
MARTA KIJOWSKA.
Jacek Dehnel: "Saturn. Schwarze Bilder der Familie Goya". Roman.
Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall, Carl Hanser Verlag, München 2013. 271 S., geb., 19, 90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Hause Goya tobt der Generationenkonflikt: Jacek Dehnel entwirft in seinem Roman "Saturn" ein brillantes Psychogramm der spanischen Malerfamilie.
Er war erst acht oder neun, als er erfuhr, warum die Straße, in der er zur Welt gekommen war, die Straße der Enttäuschung hieß. Er erfuhr es aus einem Gespräch, das er zufällig belauscht hatte. Doch auch dann war er fest überzeugt, dass sein Vater eine eigene Erklärung dafür habe, dass er nämlich der Meinung sei, die Straße heiße so, weil er, Javier, in einem Haus dieser Straße geboren sei, "in der Wohnung des Porträtmalers und Vizedirektors der Königlichen Teppichmanufaktur Santa Barbara und bald darauf des königlichen Hofmalers Francisco Goya y Lucientes".
In diesen wenigen Sätzen sind die beiden wichtigen Informationen zusammengefasst, die den Schlüssel zu Jacek Dehnels Roman "Saturn" bilden. Man erfährt, dass das Buch von dem berühmten Maler handelt, und man erkennt, dass es nicht so sehr die Stationen von Goyas Leben sind, die über seinen Inhalt und Stil entscheiden, sondern eine bestimmte familiäre Konstellation. Genaugenommen basiert Dehnels Grundidee auf einer einzigen biographischen Tatsache: Im Jahre 1773 heiratete Goya die Schwester eines Malerfreundes, Josefa Bayeu, genannt La Pepa, und zeugte mit ihr vierundzwanzig Kinder, von denen nur ein einziges überlebte, sein Sohn Javier, über den bis heute kaum mehr bekannt ist, als dass er ebenfalls Maler wurde und dass das Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater Francisco alles andere als einfach war.
So ist der Roman weitgehend als ein Stimmenduett angelegt, das dieselben Situationen, Szenen und Gespräche aus zwei Perspektiven beleuchtet. Später kommt noch die Stimme des Enkels Mariano hinzu. Dann wächst sich der Roman zu einem ständigen Wechselspiel dreier Ich-Erzähler aus, doch die Hauptakteure bleiben Francisco Goya und sein Sohn Javier. Der Roman ist ein Psychogramm ihrer komplizierten Beziehung, wobei Dehnels polyphone Erzählweise sowohl dem Untertitel, "Schwarze Bilder der Familie Goya", als auch der im Haupttitel enthaltenen Anspielung gerecht wird.
"Saturn, einen seiner Söhne verschlingend" - so heißt Goyas berühmtes Gemälde, zu dem der polnische Autor eine effektvolle literarische Untermalung liefert: Der geniale Maler erscheint in dem Buch als der Inbegriff schlechter Eigenschaften, als ein selbstverliebter Tyrann, Vielfraß, Choleriker und Flegel, der seine wahren Erfolge durch erfundene potenziert, auf die Bedürfnisse seiner Mitmenschen keine Rücksicht nimmt und seinem einzigen Sohn nicht nur die Lust am Malen nimmt, sondern ihn auch als permanenten Versager hinstellt: "Manchmal sah ich ihn plötzlich irgendwo im Haus und dachte: Ist das wirklich mein Sohn? Dieser Schwächling, der mit zwanzig hier und da Fett ansetzte, der immer träger wurde, bleich wie die Wand durchs Haus schlich und keinen Ton von sich gab? Dieses Etwas?"
Javiers Urteile über den Vater sind nicht minder hart, doch im Grunde schneidet in diesem Buch niemand gut ab - nicht der Vater, nicht der Sohn, nicht der Enkel Mariano, der an dem Großvater mehr zu hängen scheint als an seinem schwächlichen Zeuger, oder die weiblichen Figuren, die mürrische, schweigsame La Pepa oder die mädchenhaft fade Gumersinda, Javiers Frau, die an der Zuneigung ihres Schwiegervaters etwas zu viel Gefallen findet. Die Stimmung im Hause Goya ist nicht nur wegen Spannungen und Rivalitäten zwischen Francisco und Javier gedrückt. Das gibt dem Roman eine sehr eigene, negative Aura, was das Lesevergnügen aber keineswegs schmälert. Und dieses besteht nicht zuletzt darin, zu verfolgen, mit wie viel Phantasie und Lust am Neuinterpretieren Dehnel mit den vielen, sorgfältig recherchierten biographischen Fakten jongliert.
Am meisten beschäftigt ihn aber die mittlerweile umstrittene Urheberschaft der "Schwarzen Bilder", zumal er davon sein Handlungsgerüst ableitet. Früher galt die Theorie, Goya habe den Zyklus im hohen Alter an die Wände seines Landhauses "Quinta del Sordo" gemalt - heute wird auch oft die These des spanischen Kunsthistorikers Juan José Junquera aufgegriffen, die besagt, die "Pinturas negras" könnten kaum von Goya stammen, weil sie an den Wänden des erst nach seinem Tod angebauten Teils des Hauses entdeckt worden seien. Demnach müsste die Autorschaft für diesen Zyklus Javier zugeschrieben werden. Für einen Schriftsteller wie Dehnel, der ursprünglich Maler werden wollte, ist das naturgemäß ein äußerst reizvolles Thema, aber auch eine gewaltige Herausforderung.
Die Idee, Javier zur Hauptfigur des Romans zu machen, ist nämlich schwerer umzusetzen, als es auf den ersten Blick scheinen mag: Denn da ist einerseits der berühmte Francisco Goya, zu dem es unzählige Lebensbeschreibungen und Deutungen gibt und der sich dennoch schon wieder in den Vordergrund drängt. Und andererseits ist da der Sohn, der weitgehend Unbekannte, eine marginale Gestalt der Kunstgeschichte, eine Randnotiz in der Biographie seines Vaters, den man völlig neu erfinden muss und der sich somit auch literarisch gegen den großen Goya zu behaupten hat. Bei diesem Erfinden geht Dehnel insofern raffiniert vor, als er zwei Kunstgriffe miteinander verknüpft. Zum einen gibt er Javier die fehlenden biographischen Konturen, zum anderen macht er ihn zum Autor der "Schwarzen Bilder".
Dabei unterbricht er den Handlungsgang immer wieder durch Passagen, die als Beschreibungen dieser Bilder und zugleich als Javiers innere Monologe gestaltet sind. Sie sollen gewissermaßen eine kunsthistorische und eine therapeutische Funktion erfüllen: Sie sollen dem Leser helfen, Goyas berühmten Zyklus zu verstehen, und Javier in die Lage versetzen, von seinem übermächtigen Vater loszukommen. So will der Autor zumindest diese Bildbeschreibungen verstanden wissen: als Ausdruck des, wie er es einmal formulierte, "schwierigen psychologischen Prozesses, den der Mensch in einem Moment der Katharsis durchlebt". Ein Wunsch, der allerdings ohne diese Selbstauskunft schwer erkennbar bleibt. Als Leser neigt man wohl eher dazu, die interpretatorischen Einlagen allein dem Autor zuzuschreiben und sie lediglich als kunstkritisch-poetische Intermezzi innerhalb des Romans zu betrachten.
Dennoch sind es eben diese Bildkommentare, die besonders eindrucksvoll die Hauptstärke des gesamten Romans demonstrieren. Sie liegt in der Sprache - in ihrem Reichtum und ihrer Ausdruckskraft, die Dehnel mit Hilfe vieler origineller Assoziationen und Vergleiche erreicht. In der eleganten Übersetzung von Renate Schmidgall kommen sie voll zur Geltung: "Schmutziggraue Falten eines Kopftuchs, dunkle Kleider, der Umriss einer Figur; und schon wächst sich, was ein einziger, aufrührerischer Tropfen war, zu einer Gestalt aus, zu einem stämmigen Mönch mit Kapuze, der seinen fetten Bauch wie eine monströse Schwangerschaft präsentiert." Manchmal übertreibt Dehnel ein wenig, versucht zu sehr, mit einer effektvollen Metapher oder Pointe zu beeindrucken. Doch diese gelegentliche Effekthascherei sieht man ihm gern nach.
Alles in allem ist "Saturn" ein sehr gelungenes Buch. Anders als noch in seinem Romanerstling "Lala", einer Hommage an seine Großmutter, die er noch während der Studentenzeit geschrieben hat und deren aus zahllosen Episoden, Ereignisfragmenten und Dialogfetzen bestehende Struktur ein wenig ermüdete, zeigt sich der heute 33 Jahre alte Dehnel in "Saturn" als ein gereifter Schriftsteller, der sein literarisches Können sehr bewusst einsetzt. Die Auswahl des biographischen Materials ist sorgsam durchdacht, die Komposition durchgehend eingehalten, der Stil glänzend.
Diese Mischung aus intellektueller Disziplin und ästhetischer Wachsamkeit, die ihn von Anfang an auszeichnet, verdankt Jacek Dehnel offenbar seinem eigenen Elternhaus - seiner Großmutter, die ihn über Jahre intellektuell formte, und "seiner Mutter, der Malerin", der er nun diesen eindrucksvollen Goya-Roman gewidmet hat.
MARTA KIJOWSKA.
Jacek Dehnel: "Saturn. Schwarze Bilder der Familie Goya". Roman.
Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall, Carl Hanser Verlag, München 2013. 271 S., geb., 19, 90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Dehnels großartiger Roman über ein Rätsel der Kunstgeschichte." Maren Keller, Kultur Spiegel, 08.13
"Jacek Dehnels "Saturn" entzieht sich jeder einsinnigen Deutung. Über diesem wunderbaren europäischen Künstlerroman könnte stehen: Du musst dir ein Bild machen, aber sieh zweimal hin!" Jens Bisky, Süddeutsche Zeitung, 10.08.13
"Über diesem wunderbaren Künstlerroman könnte stehen: Du musst Dir ein Bild machen, aber sieh zweimal hin!"
Jens Bisky, Süddeutsche Zeitung, 10./11. 08.13
"Jacek Dehnel entwirft in seinem Roman "Saturn" ein brillantes Psychogramm der spanischen Malerfamilie." Marta Kijowska, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.11.13
"Die Geschichte dreier Generationen verbindet der Autor mit großem Geschick, kunsthistorisch wie individualpsychologisch. Es entsteht ein ungemein sinnlicher Eindruck vom Leben in Spanien vor, während und nach der napoleonischen Besetzung." Carsten Hueck, Deutschlandradio Kultur, 30.08.13
"Scharfsichtige und poetische Bildgeschichten." jel, Tiroler Tageszeitung, 27.09.13
"Jacek Dehnels "Saturn" entzieht sich jeder einsinnigen Deutung. Über diesem wunderbaren europäischen Künstlerroman könnte stehen: Du musst dir ein Bild machen, aber sieh zweimal hin!" Jens Bisky, Süddeutsche Zeitung, 10.08.13
"Über diesem wunderbaren Künstlerroman könnte stehen: Du musst Dir ein Bild machen, aber sieh zweimal hin!"
Jens Bisky, Süddeutsche Zeitung, 10./11. 08.13
"Jacek Dehnel entwirft in seinem Roman "Saturn" ein brillantes Psychogramm der spanischen Malerfamilie." Marta Kijowska, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.11.13
"Die Geschichte dreier Generationen verbindet der Autor mit großem Geschick, kunsthistorisch wie individualpsychologisch. Es entsteht ein ungemein sinnlicher Eindruck vom Leben in Spanien vor, während und nach der napoleonischen Besetzung." Carsten Hueck, Deutschlandradio Kultur, 30.08.13
"Scharfsichtige und poetische Bildgeschichten." jel, Tiroler Tageszeitung, 27.09.13