Die Special Edition von SAVE ME:- Limitierte Special Edition- Hardcover mit Leinenhaptik- Motivfarbschnitt- Neue Coveroptik mit besonderen, mit Goldfolie veredelten Elementen- Wunderschöne Vor- und NachsatzillustrationenSie kommen aus unterschiedlichen Welten. Und doch sind sie füreinander bestimmt.Geld, Glamour, Luxus, Macht - all das könnte Ruby Bell nicht weniger interessieren. Seit sie ein Stipendium für das renommierte Maxton Hall College erhalten hat, versucht sie in erster Linie eins: ihren Mitschülern so wenig wie möglich aufzufallen. Vor allem von James Beaufort, dem heimlichen Anführer des Colleges, hält sie sich fern. Er ist zu arrogant, zu reich, zu attraktiv. Während Rubys größter Traum ein Studium in Oxford ist, scheint er nur für die nächste Party zu leben. Doch dann findet Ruby etwas heraus, was sonst niemand weiß - etwas, was den Ruf von James' Familie zerstören würde, sollte es an die Öffentlichkeit geraten. Plötzlich weiß James genau, wer sie ist. Und obwohl sie niemals Teil seiner Welt sein wollte, lassen ihr James - und ihr Herz - schon bald keine andere Wahl ...Band 1 der Platz-1-SPIEGEL-Bestseller-Reihe MAXTON HALL
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.06.2024Jetzt wird
es spicy
Brave Mädchen, böse Buben, und aus
England nur das Feinste: Zum großen Erfolg
und saftigen Reiz des Bestsellers „Save Me“,
der Vorlage der Amazon-Serie „Maxton Hall“.
VON AURELIE VON BLAZEKOVIC
Sie, Ruby Bell, ist enorm fleißig, befüllt liebevoll ihren Kalender in thematisch passenden Farben, liebt es, zu organisieren. Er, James Beaufort, ist Erbe einer Herrenausstatterdynastie, spielt Lacrosse, kokst und säuft. Ihre Familie ist lieb, aber arm, seine reich und eiskalt. Beide sind 17 und besuchen die fiktive Eliteschule Maxton Hall in England, mit dem Ziel, im Anschluss an die nicht-fiktive Universität Oxford zu gelangen. Sie dank Bestleistungen und eines Stipendiums, er qua Geburt.
Über den Liebesroman „Save Me“ der Hamburger Autorin Mona Kasten und seine beiden Fortsetzungen „Save You“ und „Save Us“ ließe sich viel erzählen. Über die Fantasien junger Frauen, über Geschlechterrollen und den Traum von Macht und Geld durch Liebe. Über die sehr deutsche, durch Rosamunde-Pilcher-Filme bereits eigentlich hinreichend erkundete Lust, all dies nach England zu verlagern, jedenfalls in den Teil Englands, den Deutsche meinen, wenn sie England sagen. Oder über BookTok und eine maßgeblich im Internet, unter Fans, entstehende Genre-Literatur. Zunächst das: Die drei Bände und hübsch gestaltete Sondereditionen finden in deutschen Buchhandlungen nicht guten, sondern enormen Absatz und belegen die Bestsellerlisten, umso mehr seit Ende Mai bei Amazon Prime die Serie „Maxton Hall“ gestartet ist – auch sie zur Zeit auf Platz eins der meistgestreamten Serien dort. Warum?
Wenn man als Teenager den Hype um die Vampir-Liebessaga „Twilight“ der Mormonin Stephenie Meyer mitgemacht hat, einige Jahre später die deutlich explizitere Variante „Shades of Grey“ – die BDSM-Lovestory der Britin E.L. James entstand als Fanfiction von „Twilight“ – dann gibt es eigentlich nicht viel zu erklären. Da ist eine junge Frau, unscheinbar, ja unseen von ihrer Umwelt, in all ihren Besonderheiten. Sie gehört nicht zur tonangebenden Clique, sie fliegt unterm Radar, sozialer Status: schlaues Mauerblümchen. Und dann ist da Er, schön und mächtig. Umgeben von in Rang und Namen eindeutig bestechenderen Wesen als der Protagonistin. Er könnte sie alle haben, doch sieht er nur auf unser Mauerblümchen.
Es ist dies eine Fantasie, mit der sich offenbar junge Frauen, wenigstens solche, die sehr viel Zeit mit Büchern verbringen, verständlicherweise identifizieren können oder eben vor allem: möchten.
Man kommt also nicht umhin, über Geschlechterrollen zu sprechen. Das Bedürfnis nach Liebesgeschichten ist zeitlos, und literarisch gesehen ist „Save Me“ mehr als trivial. In einer länglichen Szene geht es etwa um verschieden Eissorten der Marke Ben & Jerry’s: „Mhm, Cookie Dough“ – „Wobei, das neue gesalzene Karamell ist auch richtig gut, kennst du das?“ Und. So. Weiter.
Und doch lässt die spezielle Fantasie aus „Save Me“, auch ihre Softporno-Erotik, tief in die Seelen junger Frauen im Jahr X der Emanzipation blicken. Während Jungs in einem gewissen Alter auf Pornhub versinken, tun es Mädchen, ohne dass sich das eine und das andere ausschließen würde, nun eben eher in Geschichten, in denen sich ausgiebig gegenseitig in den Mund gestöhnt wird. Und, in denen bei allen Bestrebungen der Eigenständigkeit, der Weg in die Selbstermächtigung am schnellsten, oder wenigstens am erotischsten, immer noch über einen Mann läuft, der schon alles hat. Nur seine Seelenverwandte, eine, die seine Wunden heilen kann, fehlt ihm. Nur weil Mädchen und Frauen heute alles werden können und sollen, sind die Machtverhältnisse ja nicht abgeschafft. Fantasien sind deshalb Fantasien, weil man in ihnen einer Realität entfliehen kann.
„Save Me“ ist zuerst 2018 im Lyx-Verlag von Bastei Lübbe erschienen, der sich auf die boomende Welt der Romance- und Young-Adult-Literatur spezialisiert hat. In dem Buch wird das im Genre beliebte Erzählmuster Enemies-to-Lovers durchexerziert. Weil Ruby und James so gegensätzlich sind (und weil Ruby auf den ersten Seiten des Buchs James’ Zwillingsschwester in einer heißen Sexszene mit ihrem Lehrer erwischt) werden sie zunächst zu Gegnern. Bis sie ihrer schieren körperlichen Anziehung erliegen. Kurz auf eine Teenager-Geschichte der letzten Generation verwiesen: In der Serie Gossip Girl (2007-2012) beginnt eine legendäre Liebesszene zwischen Blair Waldorf (reich, brav, jung, schön) und Chuck Bass (superreich, fies, jung, schön) mit gegenseitigen Hassbekundungen: „Ich könnte dich nie mögen, halt dich fest: Ich hasse dich“ – „Vor lauter Hass auf dich könnte ich morden“ – „Jede kleinste Pore meines Körpers ist angefüllt mit Hass“ – „Eine lavaartige Masse aus Hass brennt in mir, die jederzeit explodieren kann.“
„Save Me“ lebt auch von solchen Szenen, auch wenn weder Cover noch Klappentext Erotik suggerieren, die sich übrigens auch nicht so explizit in die Serie Maxton Hall überträgt. Bei BookTok werden dagegen die sogenannten „Spicy Chapters“ gehandelt, Band eins der „Save Me“-Reihe ist erst ab 16 Jahren empfohlen. In einer gegen Ende des Buchs erstaunlich klebrig und detailreich ausgeführten Sexszene zwischen Ruby und James geht es um seinen „Schaft“ und seine „Spitze“ – ihre „Mitte“, ihre „Hitze“. Die Sprache für ihren Anteil mag verschämter sein, aber eigentlich geht es fast ausschließlich um ihre Lust. Analog ist der Figurenaufbau: Er hatte trotz seines zarten Alters bereits haufenweise anonymen Sex. Sie ist Jungfrau und beginnt davon zu träumen, „dass er die Frauen in seinem Bett bestimmt ziemlich glücklich macht“. Ruby und James kommen erst zur Sache, nachdem sie sich über hunderte Seiten angenähert und schließlich ewige Liebe geschworen haben. „Ich will ihr mit jeder meiner Berührungen zeigen, wie viel sie mir bedeutet“, wünscht sich James.
Ruby kämpft wegen ihrer erotischen Gedanken gleich mit ihrer Ratio, will lernen loszulassen. Gelingt ihr beim ersten Kuss dann ohne Probleme: „Es gibt keine rationalen Gedanken mehr, sondern nur noch die glühende Hitze, die durch meinen gesamten Körper jagt.“ Und auch: „Seine Haut ist warm und samtig und alles in mir ruft mehr, mehr, mehr! Ich will noch mehr von ihm, ich will ihn ausziehen, mitten auf dieser Treppe in der Schule.“ Wer zu alt ist für derartige Begegnungen auf der Schultreppe: Auch Leserinnen jenseits der 17 werden angesprochen, Kasten schreibt zum Chauffeur von James: „Der Chauffeur sieht aus wie Antonio Banderas, er hat gebräunte Haut, tiefbraune Augen und einen ausdrucksstarken, beinahe sinnlichen Mund. Er ist bestimmt in seinen Vierzigern und extrem attraktiv.“
Apropos Chauffeur („mit Uniform, Mütze und allem drum und dran“) – hochinteressant in „Save Me“ ist auch die Darstellung von Reichtum. Womit man beim Schauplatz England wäre, den man sich aus deutscher Sicht offenbar nur mit einer richtigen, erhabenen Elite vorstellen kann, die spannender ist als die verspannte Besetzung im Internat von Salem. Maxton Hall ist auch ein Schloss, so etwas wie die Bastei-Lübbe-Version der Eliteschule Eton, vermischt mit etwas Harry-Potter-Ästhetik. Lehrer sind hier so schön, dass Beziehungen, die sie mit ihren Schülerinnen führen, nicht weiter problematisiert werden müssen („Save Me“ erschien noch knapp vor MeToo).
Die Reichen sitzen nicht wie die Bösewichte im Tatort in kalten Beton-und-Glas-Würfeln, sondern in ehrwürdigen Kitschanwesen. Es geht nicht um Adel, aber Geld und Macht sind irgendwie dynastisch, ein bisschen wie in „Saltburn“. Nur ist „Save Me“ keine Eat-the-Rich-Geschichte. Im Gegenteil, sie ist eher bestimmt von einem naiven Träumen von Geld und seinen Verheißungen. Als James seiner Ruby eine teure Ledertasche aus der familieneigenen Manufaktur schenkt, denkt sie: „Mit dieser Tasche könnte ich die Weltherrschaft an mich reißen, da bin ich ganz sicher.“
Eine Schulliebe, durch die Ruby nicht nur lernt, loszulassen und aus dem selbstgewählten Schatten hervorzutreten, sondern die sogar die Weltherrschaft näher rücken lässt. Das ist spicy.
Mona Kasten: Save Me. Maxton Hall Band 1., Lyx, Köln 2018, 416 Seiten, 14 Euro.
Im Vergleich zu den Büchern beinahe züchtig: Die Prime-Serie „Maxton Hall“ mit Damian Hardung als James Beaufort und Harriet Herbig-Matten als Ruby Bell. Foto: Stephan Rabold / dpa
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es spicy
Brave Mädchen, böse Buben, und aus
England nur das Feinste: Zum großen Erfolg
und saftigen Reiz des Bestsellers „Save Me“,
der Vorlage der Amazon-Serie „Maxton Hall“.
VON AURELIE VON BLAZEKOVIC
Sie, Ruby Bell, ist enorm fleißig, befüllt liebevoll ihren Kalender in thematisch passenden Farben, liebt es, zu organisieren. Er, James Beaufort, ist Erbe einer Herrenausstatterdynastie, spielt Lacrosse, kokst und säuft. Ihre Familie ist lieb, aber arm, seine reich und eiskalt. Beide sind 17 und besuchen die fiktive Eliteschule Maxton Hall in England, mit dem Ziel, im Anschluss an die nicht-fiktive Universität Oxford zu gelangen. Sie dank Bestleistungen und eines Stipendiums, er qua Geburt.
Über den Liebesroman „Save Me“ der Hamburger Autorin Mona Kasten und seine beiden Fortsetzungen „Save You“ und „Save Us“ ließe sich viel erzählen. Über die Fantasien junger Frauen, über Geschlechterrollen und den Traum von Macht und Geld durch Liebe. Über die sehr deutsche, durch Rosamunde-Pilcher-Filme bereits eigentlich hinreichend erkundete Lust, all dies nach England zu verlagern, jedenfalls in den Teil Englands, den Deutsche meinen, wenn sie England sagen. Oder über BookTok und eine maßgeblich im Internet, unter Fans, entstehende Genre-Literatur. Zunächst das: Die drei Bände und hübsch gestaltete Sondereditionen finden in deutschen Buchhandlungen nicht guten, sondern enormen Absatz und belegen die Bestsellerlisten, umso mehr seit Ende Mai bei Amazon Prime die Serie „Maxton Hall“ gestartet ist – auch sie zur Zeit auf Platz eins der meistgestreamten Serien dort. Warum?
Wenn man als Teenager den Hype um die Vampir-Liebessaga „Twilight“ der Mormonin Stephenie Meyer mitgemacht hat, einige Jahre später die deutlich explizitere Variante „Shades of Grey“ – die BDSM-Lovestory der Britin E.L. James entstand als Fanfiction von „Twilight“ – dann gibt es eigentlich nicht viel zu erklären. Da ist eine junge Frau, unscheinbar, ja unseen von ihrer Umwelt, in all ihren Besonderheiten. Sie gehört nicht zur tonangebenden Clique, sie fliegt unterm Radar, sozialer Status: schlaues Mauerblümchen. Und dann ist da Er, schön und mächtig. Umgeben von in Rang und Namen eindeutig bestechenderen Wesen als der Protagonistin. Er könnte sie alle haben, doch sieht er nur auf unser Mauerblümchen.
Es ist dies eine Fantasie, mit der sich offenbar junge Frauen, wenigstens solche, die sehr viel Zeit mit Büchern verbringen, verständlicherweise identifizieren können oder eben vor allem: möchten.
Man kommt also nicht umhin, über Geschlechterrollen zu sprechen. Das Bedürfnis nach Liebesgeschichten ist zeitlos, und literarisch gesehen ist „Save Me“ mehr als trivial. In einer länglichen Szene geht es etwa um verschieden Eissorten der Marke Ben & Jerry’s: „Mhm, Cookie Dough“ – „Wobei, das neue gesalzene Karamell ist auch richtig gut, kennst du das?“ Und. So. Weiter.
Und doch lässt die spezielle Fantasie aus „Save Me“, auch ihre Softporno-Erotik, tief in die Seelen junger Frauen im Jahr X der Emanzipation blicken. Während Jungs in einem gewissen Alter auf Pornhub versinken, tun es Mädchen, ohne dass sich das eine und das andere ausschließen würde, nun eben eher in Geschichten, in denen sich ausgiebig gegenseitig in den Mund gestöhnt wird. Und, in denen bei allen Bestrebungen der Eigenständigkeit, der Weg in die Selbstermächtigung am schnellsten, oder wenigstens am erotischsten, immer noch über einen Mann läuft, der schon alles hat. Nur seine Seelenverwandte, eine, die seine Wunden heilen kann, fehlt ihm. Nur weil Mädchen und Frauen heute alles werden können und sollen, sind die Machtverhältnisse ja nicht abgeschafft. Fantasien sind deshalb Fantasien, weil man in ihnen einer Realität entfliehen kann.
„Save Me“ ist zuerst 2018 im Lyx-Verlag von Bastei Lübbe erschienen, der sich auf die boomende Welt der Romance- und Young-Adult-Literatur spezialisiert hat. In dem Buch wird das im Genre beliebte Erzählmuster Enemies-to-Lovers durchexerziert. Weil Ruby und James so gegensätzlich sind (und weil Ruby auf den ersten Seiten des Buchs James’ Zwillingsschwester in einer heißen Sexszene mit ihrem Lehrer erwischt) werden sie zunächst zu Gegnern. Bis sie ihrer schieren körperlichen Anziehung erliegen. Kurz auf eine Teenager-Geschichte der letzten Generation verwiesen: In der Serie Gossip Girl (2007-2012) beginnt eine legendäre Liebesszene zwischen Blair Waldorf (reich, brav, jung, schön) und Chuck Bass (superreich, fies, jung, schön) mit gegenseitigen Hassbekundungen: „Ich könnte dich nie mögen, halt dich fest: Ich hasse dich“ – „Vor lauter Hass auf dich könnte ich morden“ – „Jede kleinste Pore meines Körpers ist angefüllt mit Hass“ – „Eine lavaartige Masse aus Hass brennt in mir, die jederzeit explodieren kann.“
„Save Me“ lebt auch von solchen Szenen, auch wenn weder Cover noch Klappentext Erotik suggerieren, die sich übrigens auch nicht so explizit in die Serie Maxton Hall überträgt. Bei BookTok werden dagegen die sogenannten „Spicy Chapters“ gehandelt, Band eins der „Save Me“-Reihe ist erst ab 16 Jahren empfohlen. In einer gegen Ende des Buchs erstaunlich klebrig und detailreich ausgeführten Sexszene zwischen Ruby und James geht es um seinen „Schaft“ und seine „Spitze“ – ihre „Mitte“, ihre „Hitze“. Die Sprache für ihren Anteil mag verschämter sein, aber eigentlich geht es fast ausschließlich um ihre Lust. Analog ist der Figurenaufbau: Er hatte trotz seines zarten Alters bereits haufenweise anonymen Sex. Sie ist Jungfrau und beginnt davon zu träumen, „dass er die Frauen in seinem Bett bestimmt ziemlich glücklich macht“. Ruby und James kommen erst zur Sache, nachdem sie sich über hunderte Seiten angenähert und schließlich ewige Liebe geschworen haben. „Ich will ihr mit jeder meiner Berührungen zeigen, wie viel sie mir bedeutet“, wünscht sich James.
Ruby kämpft wegen ihrer erotischen Gedanken gleich mit ihrer Ratio, will lernen loszulassen. Gelingt ihr beim ersten Kuss dann ohne Probleme: „Es gibt keine rationalen Gedanken mehr, sondern nur noch die glühende Hitze, die durch meinen gesamten Körper jagt.“ Und auch: „Seine Haut ist warm und samtig und alles in mir ruft mehr, mehr, mehr! Ich will noch mehr von ihm, ich will ihn ausziehen, mitten auf dieser Treppe in der Schule.“ Wer zu alt ist für derartige Begegnungen auf der Schultreppe: Auch Leserinnen jenseits der 17 werden angesprochen, Kasten schreibt zum Chauffeur von James: „Der Chauffeur sieht aus wie Antonio Banderas, er hat gebräunte Haut, tiefbraune Augen und einen ausdrucksstarken, beinahe sinnlichen Mund. Er ist bestimmt in seinen Vierzigern und extrem attraktiv.“
Apropos Chauffeur („mit Uniform, Mütze und allem drum und dran“) – hochinteressant in „Save Me“ ist auch die Darstellung von Reichtum. Womit man beim Schauplatz England wäre, den man sich aus deutscher Sicht offenbar nur mit einer richtigen, erhabenen Elite vorstellen kann, die spannender ist als die verspannte Besetzung im Internat von Salem. Maxton Hall ist auch ein Schloss, so etwas wie die Bastei-Lübbe-Version der Eliteschule Eton, vermischt mit etwas Harry-Potter-Ästhetik. Lehrer sind hier so schön, dass Beziehungen, die sie mit ihren Schülerinnen führen, nicht weiter problematisiert werden müssen („Save Me“ erschien noch knapp vor MeToo).
Die Reichen sitzen nicht wie die Bösewichte im Tatort in kalten Beton-und-Glas-Würfeln, sondern in ehrwürdigen Kitschanwesen. Es geht nicht um Adel, aber Geld und Macht sind irgendwie dynastisch, ein bisschen wie in „Saltburn“. Nur ist „Save Me“ keine Eat-the-Rich-Geschichte. Im Gegenteil, sie ist eher bestimmt von einem naiven Träumen von Geld und seinen Verheißungen. Als James seiner Ruby eine teure Ledertasche aus der familieneigenen Manufaktur schenkt, denkt sie: „Mit dieser Tasche könnte ich die Weltherrschaft an mich reißen, da bin ich ganz sicher.“
Eine Schulliebe, durch die Ruby nicht nur lernt, loszulassen und aus dem selbstgewählten Schatten hervorzutreten, sondern die sogar die Weltherrschaft näher rücken lässt. Das ist spicy.
Mona Kasten: Save Me. Maxton Hall Band 1., Lyx, Köln 2018, 416 Seiten, 14 Euro.
Im Vergleich zu den Büchern beinahe züchtig: Die Prime-Serie „Maxton Hall“ mit Damian Hardung als James Beaufort und Harriet Herbig-Matten als Ruby Bell. Foto: Stephan Rabold / dpa
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