Am 23. Mai 1498 wurde der Dominikanermönch Girolamo Savonarola von der katholischen Kirche in Florenz gefoltert, gehängt und schließlich verbrannt. Vier Jahre Lang, von 1494 bis 1498, war er Sprachrohr und Führer des florentinischen Bürgertums, verkündete und forderte er Buße und reuige Abkehr von der Sünde. Besessen von der Idee einer 'Diktatur Gottes', die er selbst zu errichten gewillt war, mobilisierte der 1452 in Ferrara geborene Kaufmannssohn mit wortgewaltigen Bußpredigten die Volksmassen der Stadt und wiegelte sie gegen die mächtige Familie der Midici mit ihrer maßlosen Verschwendungssucht auf. Als schillernde mythische Gestalt, als Mystiker und machtbesessener Kulturzertrümmerer geistert Savonarola seither durch die europäische Literatur. In einer Zeit, in der der religiöse Fundamentalismus weltweit auf dem Vormarsch ist, ist dies Chomeini der Renaissance von verblüffender Aktualität.