Each story in this jubilantly acclaimed collection pays testament to the wisdom and resilience of children, even in the face of the most agonizing circumstances.
A family living in a makeshift shanty in urban Kenya scurries to find gifts of any kind for the impending Christmas holiday. A Rwandan girl relates her family's struggles to maintain a facade of normalcy amid unspeakable acts. A young brother and sister cope with their uncle's attempt to sell them into slavery. Aboard a bus filled with refugees-a microcosm of today's Africa-a Muslim boy summons his faith to bear a treacherous ride across Nigeria. Through the eyes of childhood friends the emotional toll of religious conflict in Ethiopia becomes viscerally clear.
Uwem Akpan's debut signals the arrival of a breathtakingly talented writer who gives a matter-of-fact reality to the most extreme circumstances in stories that are nothing short of transcendent.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
A family living in a makeshift shanty in urban Kenya scurries to find gifts of any kind for the impending Christmas holiday. A Rwandan girl relates her family's struggles to maintain a facade of normalcy amid unspeakable acts. A young brother and sister cope with their uncle's attempt to sell them into slavery. Aboard a bus filled with refugees-a microcosm of today's Africa-a Muslim boy summons his faith to bear a treacherous ride across Nigeria. Through the eyes of childhood friends the emotional toll of religious conflict in Ethiopia becomes viscerally clear.
Uwem Akpan's debut signals the arrival of a breathtakingly talented writer who gives a matter-of-fact reality to the most extreme circumstances in stories that are nothing short of transcendent.
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"Awe is the only appropriate response to Uwem Akpan's stunning debut, Say You're One of Them, a collection of five stories so ravishing and sad that I regret ever wasting superlatives on fiction that was merely very good. A."-Jennifer Reese, Entertainment Weekly (EW Pick / Grade A)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.07.2012Eine afrikanische Odyssee
Der nigerianische Autor Uwem Akpan versucht, soziales Elend und politischen Irrsinn in seiner Heimat aus der Sicht von Kindern darzustellen. Ein Experiment, das teils erschreckend gut gelingt.
Einen derart starken und eiskalten Anfangssatz wie diesen wird man lange nicht vergessen: "Das eigene Kind oder den eigenen Neffen zu verkaufen war meist schwieriger, als andere Kinder zu verkaufen. Man musste einen kühlen Kopf bewahren", anderenfalls handele sich die Familie Ärger ein. Wer spricht denn hier? Wer teilt uns in so nüchterner Diktion solche Ungeheuerlichkeiten mit?
Noch ungeheurer wird diese Erzählung, wenn sich bald darauf herausstellt, dass hier ein Kind, das offensichtlich selbst zum Verkauf steht, spricht, ein zehn Jahre alter Junge aus Benin, der mit seiner kleinen Schwester monatelang auf die Schiffsreise ins gelobte Land Gabun wartet und währenddessen allerhand Vorbereitungsmaßnahmen durchmacht. Ein Schmuggler, Schlepper und gerissener Geschäftemacher, offenbar ein Onkel aus der weiteren Verwandtschaft, hat sich der Kinder angenommen und versprochen, sie dem Elend ihres Alltags für ein Wohlstandsleben zu entreißen. Und tatsächlich: Unter seiner Fürsorge erhalten sie zunächst großzügig zu essen und werden aufgepäppelt; auch eine parfümierte Dame, zu der sie "Mama" sagen müssen, stellt sich ein, gibt ihnen neue Namen und präsentiert sich insgesamt so reizend, dass sie fast Vertrauen fassen. Doch für uns Leser mehren sich die Vorzeichen des wahren Übels, das ihnen bevorsteht. Fiktive Familiengeschichten werden eingeübt, damit den Grenzposten das Passende erzählt wird. Druck und psychische Torturen nehmen zu und kulminieren darin, dass der nette Onkel sich entblößt und die Kinder in Sexspielen unterweisen will. Längst ist klar, was hier gespielt wird und welches fürchterliche Schicksal den Verschleppten droht, auch wenn so gut wie nichts davon je ausgesprochen wird. Denn der kindliche Erzähler ist selbst Opfer und kann von dem Verbrechen, das sich an ihm vollzieht, kaum etwas begreifen oder übermitteln.
"Mästen für Gabun" - so der deutsche Titel - ist der mit Abstand stärkste Text aus diesem Band mit fünf Erzählungen, den der nigerianische Autor Uwem Akpan, Jahrgang 1971, vor vier Jahren herausbrachte und der jetzt auf Deutsch vorliegt. Nicht nur in den Vereinigten Staaten, wo der Autor zuvor an der University of Michigan einen Studiengang in Creative Writing absolviert hat, erhielt er ein sehr großes Echo und diverse Auszeichnungen, auch andernorts fiel das Debüt gebührend auf. Die fünf Erzählungen (zwei von weit mehr als hundert Seiten, die anderen sehr viel kürzer) spielen je in einem anderen afrikanischen Land - Kenia, Benin, Äthiopien, Nigeria, Ruanda - und in durchaus unterschiedlichen Milieus. Gemeinsam aber unternehmen sie stets den Versuch, soziales Elend, mörderischen Schrecken sowie politischen Irrsinn aus der Erfahrungsperspektive und der Sicht von Kindern darzustellen, Halbwüchsigen zumeist, denen eine wahre Kindheit als eine Zeit der Unbeschwertheit nie vergönnt war. Ihnen Gesicht und Geschichte und ihrem Leiden eine Stimme zu verleihen ist der erklärte Vorsatz dieses Autors.
Das ist ein ehrenwertes, aber auch sehr heikles Programm. Moralische Aufrichtigkeit oder menschliche Anteilnahme lassen sich bekanntlich nicht einfach in eine Erzählung überführen, ohne Betroffenheitskitsch zu riskieren - eine Gefahr, der Akpans Geschichten nicht durchweg entgehen. Auch die fürchterlichsten Greuel, wie namentlich beim Völkermorden in Ruanda, sind nicht an sich schon stark genug, um im Text auch eine starke Wirkung zu entfalten; vielmehr kann gerade die Anhäufung des Schrecklichsten in einer Darstellung grotesk und schlichtweg überzogen wirken. Das wird in Akpans Titelgeschichte, die uns die Vergewaltigung eines neun Jahre alten Mädchens durch ihren eigenen Erlebnisbericht nahebringen will, überdeutlich. Hier wie auch in noch zwei weiteren Beispielen des Bandes findet sein Text keine überzeugenden Gestaltungsmittel, um Gewalt und Grauen nicht nur plakativ als solche vorzuführen, sondern deren Wucht beim Lesen selbst erfahrbar werden zu lassen.
Das andere starke Beispiel, das diese Fähigkeit des Autors allerdings erweist, trägt den Titel "Ein Weihnachtsessen" (im Englischen noch drastisch-vieldeutiger "An Ex-Mas Feast") und erzählt von einer Slumfamilie in Nairobi, die vom Straßenstrich der zwölf Jahre alten Tochter lebt, den Kindern aber meist statt Lebensmitteln Klebstoff gibt, weil dieser das Schnüffeln schneller stillstellt. Wie ein derart elendiges Leben dennoch Zukunftshoffnung zulässt und wie darin ein Weihnachtsfest gefeiert werden kann, erzählt der Text so packend wie lakonisch. Der Autor ist auch Jesuitenpater und hat, wie er in Interviews erzählt, einst in Nairobi mit Straßenkids gearbeitet. In dieser Geschichte gelingt es ihm, seine Erfahrung erzählerisch umzusetzen und vielleicht sogar den eigentlichen Sinn der Weihnachtsbotschaft gerade durch Verschweigen zu verkünden.
TOBIAS DÖRING
Uwem Akpan: "Sag, dass du eine von ihnen bist".
Aus dem Englischen von Bernhard Robben. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 368 S., geb., 24,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der nigerianische Autor Uwem Akpan versucht, soziales Elend und politischen Irrsinn in seiner Heimat aus der Sicht von Kindern darzustellen. Ein Experiment, das teils erschreckend gut gelingt.
Einen derart starken und eiskalten Anfangssatz wie diesen wird man lange nicht vergessen: "Das eigene Kind oder den eigenen Neffen zu verkaufen war meist schwieriger, als andere Kinder zu verkaufen. Man musste einen kühlen Kopf bewahren", anderenfalls handele sich die Familie Ärger ein. Wer spricht denn hier? Wer teilt uns in so nüchterner Diktion solche Ungeheuerlichkeiten mit?
Noch ungeheurer wird diese Erzählung, wenn sich bald darauf herausstellt, dass hier ein Kind, das offensichtlich selbst zum Verkauf steht, spricht, ein zehn Jahre alter Junge aus Benin, der mit seiner kleinen Schwester monatelang auf die Schiffsreise ins gelobte Land Gabun wartet und währenddessen allerhand Vorbereitungsmaßnahmen durchmacht. Ein Schmuggler, Schlepper und gerissener Geschäftemacher, offenbar ein Onkel aus der weiteren Verwandtschaft, hat sich der Kinder angenommen und versprochen, sie dem Elend ihres Alltags für ein Wohlstandsleben zu entreißen. Und tatsächlich: Unter seiner Fürsorge erhalten sie zunächst großzügig zu essen und werden aufgepäppelt; auch eine parfümierte Dame, zu der sie "Mama" sagen müssen, stellt sich ein, gibt ihnen neue Namen und präsentiert sich insgesamt so reizend, dass sie fast Vertrauen fassen. Doch für uns Leser mehren sich die Vorzeichen des wahren Übels, das ihnen bevorsteht. Fiktive Familiengeschichten werden eingeübt, damit den Grenzposten das Passende erzählt wird. Druck und psychische Torturen nehmen zu und kulminieren darin, dass der nette Onkel sich entblößt und die Kinder in Sexspielen unterweisen will. Längst ist klar, was hier gespielt wird und welches fürchterliche Schicksal den Verschleppten droht, auch wenn so gut wie nichts davon je ausgesprochen wird. Denn der kindliche Erzähler ist selbst Opfer und kann von dem Verbrechen, das sich an ihm vollzieht, kaum etwas begreifen oder übermitteln.
"Mästen für Gabun" - so der deutsche Titel - ist der mit Abstand stärkste Text aus diesem Band mit fünf Erzählungen, den der nigerianische Autor Uwem Akpan, Jahrgang 1971, vor vier Jahren herausbrachte und der jetzt auf Deutsch vorliegt. Nicht nur in den Vereinigten Staaten, wo der Autor zuvor an der University of Michigan einen Studiengang in Creative Writing absolviert hat, erhielt er ein sehr großes Echo und diverse Auszeichnungen, auch andernorts fiel das Debüt gebührend auf. Die fünf Erzählungen (zwei von weit mehr als hundert Seiten, die anderen sehr viel kürzer) spielen je in einem anderen afrikanischen Land - Kenia, Benin, Äthiopien, Nigeria, Ruanda - und in durchaus unterschiedlichen Milieus. Gemeinsam aber unternehmen sie stets den Versuch, soziales Elend, mörderischen Schrecken sowie politischen Irrsinn aus der Erfahrungsperspektive und der Sicht von Kindern darzustellen, Halbwüchsigen zumeist, denen eine wahre Kindheit als eine Zeit der Unbeschwertheit nie vergönnt war. Ihnen Gesicht und Geschichte und ihrem Leiden eine Stimme zu verleihen ist der erklärte Vorsatz dieses Autors.
Das ist ein ehrenwertes, aber auch sehr heikles Programm. Moralische Aufrichtigkeit oder menschliche Anteilnahme lassen sich bekanntlich nicht einfach in eine Erzählung überführen, ohne Betroffenheitskitsch zu riskieren - eine Gefahr, der Akpans Geschichten nicht durchweg entgehen. Auch die fürchterlichsten Greuel, wie namentlich beim Völkermorden in Ruanda, sind nicht an sich schon stark genug, um im Text auch eine starke Wirkung zu entfalten; vielmehr kann gerade die Anhäufung des Schrecklichsten in einer Darstellung grotesk und schlichtweg überzogen wirken. Das wird in Akpans Titelgeschichte, die uns die Vergewaltigung eines neun Jahre alten Mädchens durch ihren eigenen Erlebnisbericht nahebringen will, überdeutlich. Hier wie auch in noch zwei weiteren Beispielen des Bandes findet sein Text keine überzeugenden Gestaltungsmittel, um Gewalt und Grauen nicht nur plakativ als solche vorzuführen, sondern deren Wucht beim Lesen selbst erfahrbar werden zu lassen.
Das andere starke Beispiel, das diese Fähigkeit des Autors allerdings erweist, trägt den Titel "Ein Weihnachtsessen" (im Englischen noch drastisch-vieldeutiger "An Ex-Mas Feast") und erzählt von einer Slumfamilie in Nairobi, die vom Straßenstrich der zwölf Jahre alten Tochter lebt, den Kindern aber meist statt Lebensmitteln Klebstoff gibt, weil dieser das Schnüffeln schneller stillstellt. Wie ein derart elendiges Leben dennoch Zukunftshoffnung zulässt und wie darin ein Weihnachtsfest gefeiert werden kann, erzählt der Text so packend wie lakonisch. Der Autor ist auch Jesuitenpater und hat, wie er in Interviews erzählt, einst in Nairobi mit Straßenkids gearbeitet. In dieser Geschichte gelingt es ihm, seine Erfahrung erzählerisch umzusetzen und vielleicht sogar den eigentlichen Sinn der Weihnachtsbotschaft gerade durch Verschweigen zu verkünden.
TOBIAS DÖRING
Uwem Akpan: "Sag, dass du eine von ihnen bist".
Aus dem Englischen von Bernhard Robben. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 368 S., geb., 24,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main