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In seinen Kolumnen stellt Pfarrer am Zürcher Fraumünster Denkmodelle, Bilder, Probleme, Figuren und Gestalten aus dem weiten Kosmos der christlichen Geistesgeschichte vor und durchdenkt sie.

Produktbeschreibung
In seinen Kolumnen stellt Pfarrer am Zürcher Fraumünster Denkmodelle, Bilder, Probleme, Figuren und Gestalten aus dem weiten Kosmos der christlichen Geistesgeschichte vor und durchdenkt sie.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.06.2018

Ehrenrettung der Erbauung

Eigentlich ist "Erbauung" ein schönes und notwendiges Wort. Es hat eine lange, ehrwürdige Tradition, und auch heute noch greifen Menschen zu Büchern, um sich von ihnen trösten, aufrichten, ausrichten - eben erbauen zu lassen. Man kann dies zum Beispiel an den Bucherfolgen des philosophischen Therapeuten Wilhelm Schmid beobachten. Aber natürlich hat "Erbauungsliteratur" einen schlechten Ruf. Man verbindet mit ihr etwas Klebriges, Schmieriges und denkt an Pastorenkitsch, der höchstens dazu gut ist, eine kleine, miefige Milieugruppe zusammenzuhalten, den man aber ernstzunehmenden Lesern nicht zumuten möchte.

Dass es auch anders geht, zeigt Niklaus Peter, Pfarrer am Zürcher Fraumünster, der Kirche mit den Chagall-Fenstern. Für das "Tagesanzeiger-Magazin" hat er Kolumnen verfasst, von denen er die besten nun in einem erfreulich-erbaulichen Buch herausgebracht hat. Auf jeweils zwei Seiten stellt er einen Gedanken über den Glauben und das Leben vor. Dabei schöpft er aus einem bunten Fundus. Mal ist es das Zitat eines Jazzmusikers, mal ein Stück Literatur, ein Kunstwerk, eine historische Erinnerung, eine philosophische Grundfrage oder bloß ein Witz, der ihm die nötige Inspiration gibt.

So geistreich und gebildet seine Funde und Einfälle aber auch sind, so schlicht, klar und schön ist seine Sprache. Das reformierte Ideal des Einfachen hat eben auch eine ästhetische Seite. Peter erweist sich als später Nachfolger des besten aller Erbauungsschriftsteller: Johann Peter Hebel. Zugleich erfüllt er alle pastoralen Kriterien, die der bedeutendste evangelische Aufklärer aufgestellt hat. Johann Joachim Spalding nämlich forderte im ausgehenden achtzehnten Jahrhundert, ein evangelischer Pfarrer sollte seiner Gemeinde als "ein ehrlicher, weiser, heiterer, menschenfreundlicher Mann" begegnen, der "nichts mehr zu sein begehret, als was er wirklich ist". Indem Peter genau so seinem Lesepublikum entgegentritt, gelingt ihm, woran sonst viele scheitern: unpeinliche Erbauungsliteratur. In Zeiten, da Religion fast nur noch als Konflikttreiberin wahrgenommen wird, ist das kein kleines Wunder.

JOHANN HINRICH CLAUSSEN.

Niklaus Peter: "Schachfigur - oder Schauspieler". Denkmodelle und Spielzüge auf den Feldern des Lebens und der Religion. Radius Verlag, Stuttgart 2018. 99 S., geb., 15, - [Euro].

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