In einem kleinen bayrischen Ort am Tegernsee – man sollte ja eigentlich denken, dort ist die Welt noch in Ordnung – geschehen eigenartige Dinge. Da wird einem jungen Mann im Beisein eines sich gerade erbrechenden Polizisten der Kopf weggepustet. Junge Burschen verprügeln ihre Freundinnen und Anwälte
verdienen besseres Geld als Dachziegelverkäufer…
Der Kriminalroman beginnt mit einem Prolog. Wir…mehrIn einem kleinen bayrischen Ort am Tegernsee – man sollte ja eigentlich denken, dort ist die Welt noch in Ordnung – geschehen eigenartige Dinge. Da wird einem jungen Mann im Beisein eines sich gerade erbrechenden Polizisten der Kopf weggepustet. Junge Burschen verprügeln ihre Freundinnen und Anwälte verdienen besseres Geld als Dachziegelverkäufer…
Der Kriminalroman beginnt mit einem Prolog. Wir schreiben den 15.06.2007 abends. Ein Rechtsanwalt erhält von seinem Schwiegervater eine Tasche, deren Inhalt sehr gehaltvoll ist. Zur gleichen Zeit spielen in einem Wirtshaus im Mangfalltal vier der später immer wieder auftauchenden Protagonisten eine Partie Schafkopf, während die beste Freundin der Lebensgefährtin des Wirtes heimlich die Vorbereitungen zur Flucht vor ihrem gewalttätigen Freund trifft.
Im ersten von insgesamt 70, relativ kurz gehaltenen, Kapiteln befinden wir uns dann in der Gegenwart, welche am 4. Oktober 2009 beginnt. Hier geschieht der Mord an Stanislaus Kummeder, der mir aus dem Prolog schon als der gewalttätige Freund der flüchtenden Kathi Hogmüller bekannt war. Unmittelbar nach dem Mord beginnen die Ermittlungsarbeiten und ich lerne nach und nach weitere Protagonisten kennen.
In der Folge wechselt der Autor immer wieder genau im richtigen Moment die Schauplätze. Dazu verwendet er in allererster Linie Zeitsprünge und konzentriert sich dabei im Wesentlichen auf drei Zeiträume. Die gegenwärtigen Ermittlungen, die Nacht des besagten 15.06.2007 und Ereignisse, die Wochen und Tage vor dem 4. Oktober 2009 geschahen. Damit ich als Leser auch wirklich immer gleich weiß, wo ich mich gerade befinde, steht dann am Anfang des Kapitels Datum und Uhrzeit. Dass und wie sehr die Ereignisse zusammenhängen, erfahre ich als Leser nur häppchenweise und erlebe dabei auch die eine oder andere Überraschung.
In einem sehr bildhaften, flüssigen Schreibstil werde ich als Leser durch das Geschehen geführt. Ich kann mir dabei sowohl die handelnden Figuren, als auch die jeweilige Umgebung, in der sie sich gerade befinden, sehr deutlich vorstellen. Erzählungen und Beschreibungen sind auch in ordentlich deutscher Sprache verfasst. Dialoge dagegen oft in bayrischem Dialekt, der je nach Protagonist, mehr oder weniger ausgeprägt ist. Anfangs war das für mich, genau wie die typisch bayrischen Namen, ein wenig befremdlich, doch nach der Einlesephase gehörte es dann regelrecht dazu und machte mir den regionalen Bezug beim Kopfkino nur noch deutlicher.
Damit es dem Leser nie langweilig wird, lässt sich der Autor einiges einfallen. So tauchen, neben dem scheinbar lüsternen Opa des Chefs der SoKo, auch eine Kräuterhexe und ein Medium auf. Man könnte fast sagen, dass jedes Klischee bedient wird. Aber das brachte Abwechslung und war auch nur ein kurzes Zwischenspiel. Die zwischenmenschlichen Belange der Ermittler, Täter und Opfer, die immer wieder gekonnt verwoben wurden, halfen beim Verstehen von Motivationen und sorgten für unerwartete Wendungen in dem am Ende sehr schlüssigen Krimi.
Lediglich eine Hauptperson kam - meiner Meinung nach - in der Charakterisierung etwas zu kurz weg. Nicht dass es für die Handlung wirklich wichtig gewesen wäre, aber wenn es um den Polizisten Kreuthner ging, hatte ich hin und wieder das Gefühl, dass hier vom Autor etwas vorausgesetzt wird, was für mich als Leser nicht hundertprozentig greifbar ist.
Einen aufklärenden Hinweis dazu fand ich bereits im Buch, später dann auch bei meinen Recherchen im Netz. Kreuthner scheint eine entscheidende Rolle im ersten Roman des Autors „Der Prinzessinnenmörder“ zu spielen. Allerdings hat mich dies jetzt eher neugierig gemacht, als dass es mich ernsthaft stören würde.
Insgesamt empfand ich den Krimi „Schafkopf“ als eine sehr angenehme und empfehlenswerte Unterhaltungslektüre.