Eine Spaziergängerin trifft auf eine alte Frau, die inmitten eines Trümmerhaufens kauert und einsame Worte vor sich hin flüstert - ein unterirdischer Stollen mag dort gewesen sein und auch das alte Weiblein scheint aus der Zeit wie aus der Welt gefallen in seiner Seltsamkeit. An einer anderen Stelle weilt Monsieur Palmaro eines Morgens zum ersten Mal auf einer Bank im Park, der er all die Jahre zuvor keine Beachtung geschenkt hat. Und die schlaflose Unruhe der vergangenen Nacht sollte ihn noch länger begleiten, besonders bis zu jenem Zeitpunkt, an dem plötzlich die neue Schülerin Ambre auftaucht. Anderswo begibt sich der nicht mehr ganz junge Ivan zurück an einen Ort, von dem ihm der Dachboden und die Spielfiguren, die dieser einst beherbergt hat, am meisten in Erinnerung geblieben sind - nicht zuletzt deshalb, weil er sich dort nach vielen Jahren wieder des Verlusts seines besten Freundes gewahr sein muss. Schalenmenschen versammelt in sich Erzählungen der jungen österreichischen Schriftstellerin Lydia Steinbacher, die von der Last wie dem Verlust so manch zwischenmenschlicher Beziehung erzählen, welche oft erst später ihre gesamtheitliche Bedeutung entfaltet. Mit Sprachgeschick und poetischem Feingefühl gelingt es der Autorin in ihren Texten Bilder und in ihrer literarischen Ganzheitlichkeit doch fragmentarische und dabei in sich geschlossene Zeit- und Menschen-Porträts zu kreieren, die von Leben und Sterben zeugen - einem natürlichen Kreislauf, dem man sich nicht zu widersetzen vermag.