Dem Schamgefühl kann man nicht entfliehen. In ihm wird man unerbittlich - aus der (manchmal nur vorgestellten) Sicht der Anderen, die irgendwie auch die eigene zu sein scheint - mit dem Scheitern des eigenen Selbstbildes konfrontiert. Dabei findet der Überfall der Scham häufig unvermutet statt: Man schämt sich und weiß nicht einmal, warum man diesem Gefühl ausgeliefert ist. Man wusste gar nicht um den Inhalt und die Macht des Selbstbildes, an dem man gescheitert zu sein scheint. Die Scham erweist sich als mächtiges Regulativ: In diesem scheinen sich soziale Normen mit der moralischen Kraft eines Selbstentwurfs zu verbinden. Die Macht dieses Regulativs zeigt sich dabei gerade in einer Situation der Ohnmacht, in der man jede Kontrolle über sich verloren zu haben scheint. Eben diese Konstellation von mächtiger Kontrolle, normativem Selbstbild und erfahrener Ohnmacht macht die Scham zu einem offensichtlich wichtigen, aber auch prekären Phänomen - nicht zuletzt auch für pädagogische Perspektiven.
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