Die deutsche Erinnerungskultur zum Nationalsozialismus und zum Zweiten Weltkrieg ist bis heute einem stetigen Veränderungsprozess unterworfen. Die komplexen und belasteten Erinnerungswelten der Kriegskinder sind Teil dieses Prozesses, der durch eine Kultur des Schweigens und Verdrängens geprägt ist. Knapp 70 Jahre nach Kriegsende besteht ein großes interdisziplinäres Interesse an den Erinnerungen der letzten lebenden Zeitzeugen. Die Autorin stellt die Ergebnisse ihrer breit angelegten wissenschaftlichen Untersuchung zum Schicksal von Kriegskindern des Zweiten Weltkrieges vor. Auf der Grundlage von Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen skizziert Christa Müller komplexe Erinnerungswelten, deren vielschichtige Auswirkungen sich bis in die Gegenwart hinein als unverarbeitete innerpsychische Repräsentanzen aufzeigen lassen. Durch die Darstellung persönlicher Positionierungen wendet sich die Autorin gegen eine abstrahierende Herangehensweise an die nationalsozialistische Vergangenheit und vermeidet undifferenzierte Täter-Opfer-Dichotomien.
»Dieses Buch hat, auch wenn es sich auf eine mittlerweile fast drei Generationen zurückliegende Zeit bezieht, inzwischen durch die aktuellen Kriege und Fluchtbewegungen eine unerwartete Aktualität bekommen.« Gertrud Hardtmann, Kinderanalyse 24, Heft 4/2016 »Eine etwas sperrige qualitative Untersuchung zu den lebenslangen psychischen Belastungen von Zweit-Weltkriegskindern zeigt, dass Traumata in der Entstehungszeit aufgearbeitet gehörten. Die jahrzehntelangen 'dunklen Stellen' konnten teilweise erst dank der Erinnerungskultur der 1990er Jahre ans Licht gebracht werden.« Kurt Witterstätter, Socialnet.de am 23. September 2014