Lucky Luke schießt bekanntlich schneller als sein Schatten, Peter Schlemihl verkauft den seinen, während sich der Schatten von Peter Pan selbständig macht und wieder angenäht werden muss (was ihn nicht davon abhält, weiterhin ein Eigenleben zu führen). Die Toten streifen durch das Schattenreich, Gespenster werfen keinen Schatten, doch all das vergessenwir im Sommer, wenn wir im Schatten dicht belaubter Bäume Kühlung (und eine Liebelei?) finden. Und das Gegenstück zum Schatten? Ist natürlich der Schnee! Schnödes geforenes Wasser, aber mit Zauberkräften. Schneit es, wird die Welt eine andere, ob bei Patricia Highsmith, Tania Blixen oder Dostojewski. Und bei Winnie the Pooh lernen wir, wie es ist, sichsnowy zu fühlen. In seinen neuen Expeditionen ins Literaturreich folgt Joachim Kalka seltsamen Schatten und tanzenden Schneeflocken - und wir sehen ihm staunend und beglückt dabei zu.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Dass Joachim Kalkas neuer Essay nicht jene Art von Wissen vermittelt, die man landläufig vielleicht als wirklich brauchbar bezeichnen würde, ist Arno Orzessek egal, denn die Gedanken des Autors zu Schnee und Schatten in den schönen Künsten begeistern ihn durch ansteckende Freude, kluge Überlegungen und interessante Verbindungen. Sprachlich virtuos verknüpfe Kalka eigene Gedanken mit Zitaten von so unterschiedlichen Autoren wie Peter Weiss und J.M. Barrie, ohne dabei den Faden zu verlieren. Eine große Kunst ist das, meint der Rezensent, und legt uns jetzt im Winter besonders die Betrachtungen zum Schnee ans Herz.
© Perlentaucher Medien GmbH
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