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Saul Steinberg skizziert die Stationen seines Lebens - Bukarest, Mailand, New York -, als wäre es eine Zeichnung. Und erzielt mit feinem Strich größte Wirkung.

Produktbeschreibung
Saul Steinberg skizziert die Stationen seines Lebens - Bukarest, Mailand, New York -, als wäre es eine Zeichnung. Und erzielt mit feinem Strich größte Wirkung.
Autorenporträt
Saul Steinberg, geboren 1914 in Rîmnicu-Sârat (Rumänien), studierte in Bukarest Philosophie, dann Architektur in Mailand, doch: »Die Linie ist meine wirkliche Sprache.« Steinberg hat alle Zeichner nach sich beeinflusst: Chaval, Bosc, Sempé, Flora oder Ungerer wären ohne ihn undenkbar. Die ersten Karikaturen erschienen während seines Studiums in Mailand. Nach seiner Emigration in die USA hat Steinberg jahrzehntelang für den 'New Yorker' gearbeitet und dessen berühmtestes Cover gezeichnet. Saul Steinberg starb 1999 in New York.

Aldo Buzzi,1910 in Como geboren, war Architekt, Regisseur und Autor. In den dreißiger Jahren studierte er Architektur in Mailand und lernte dabei den Zeichner Saul Steinberg kennen. In den Kriegsjahren wechselte er zum Film. »Damals wurden die Häuser zerstört, nicht gebaut, deshalb wandten wir uns dem Film zu.« Er arbeitete als Regisseur und Drehbuchautor mit Lattuada, Comencini und Flaiano zusammen. Aldo Buzzi starb 2009 in Mailand.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.12.2002

Kubismus der Friseure
Saul Steinbergs Autobiographie ist keine / Von Robert Gernhardt

Saul Steinberg lebte von 1914 bis 1999, und er hat ein Leben lang Großes geleistet, als Cartoonist, als Zeichner und als Graphiker. Seit den fünfziger Jahren konnten das auch deutsche Bewunderer überprüfen. In großformatigen Büchern stellten erst der Rowohlt Verlag, dann der Diogenes Verlag den Künstler vor; nun hat Diogenes ein Büchlein folgen lassen, als dessen Verfasser ebenfalls Saul Steinberg firmiert, "Schatten und Spiegelungen". So weit, so gut, doch dann lassen Unterzeilen stutzen: "Eine Art Autobiographie" sowie "Aufgezeichnet von Aldo Buzzi".

"Autobiographie", lese ich im "Duden Fremdwörterbuch", ist die "literarische Darstellung des eigenen Lebens", und die kann eigentlich kein Aufzeichner verfassen. Steinberg stand dem Vorhaben denn auch skeptisch gegenüber. In einer "Vorbemerkung" berichtet Aldo Buzzi von der Entstehungsgeschichte des Bändchens. 1974 und 1977 habe er Gespräche mit Steinberg in dessen Landhaus geführt, nach längerem Hin und Her sei der Gesprächspartner mit der Veröffentlichung einer gekürzten Textversion einverstanden gewesen. "Dann überlegte er es sich anders, und alles blieb in der Schwebe."

Wer mag diesen Schwebezustand beendet haben? War es "The Saul Steinberg Foundation", der das Impressum das "Copyright 2001" zuschreibt? Dann hat sie ihrem Namensgeber einen schlechten Dienst erwiesen, unterstützt vom Diogenes Verlag, welcher der italienischen Originalausgabe die deutsche Übersetzung folgen ließ.

Nicht, daß ich Saul Steinberg nicht immer wieder gerne zugehört hätte. Was er von seiner rumänischen Kindheit erzählt, ist faktenreich und ohne jeden folkloristischen Schmus, doch dann ist das erste der vier Kapitel auch schon zu Ende, und wir finden uns mit Steinberg in Milano wieder, ohne zu erfahren, warum und wann es ihn nach Italien gezogen hatte. Nur soviel wird deutlich, daß sich Steinberg im faschistischen Italien aufhält. Bei Kriegsausbruch wird er als Ausländer interniert und schließlich des Landes verwiesen. Er schafft es - wann? -, die Vereinigten Staaten zu erreichen, und, richtig, im dritten Kapitel sind wir auch in den Vereinigten Staaten, allerdings bereits im Jahre 1966, in welchem der Held drei Monate als artist resident in der Smithsonian Institution verbringen durfte, ein Privileg, das er auf seine Weise nutzte: "Wunderschön war das Briefpapier des Instituts, mit perfekten Stahlstichen auf unterschiedlichen Papiersorten, eine kostbarer als die andere. Ich fertigte viele Zeichnungen auf diesem Papier an und bezog das Emblem auf verschiedene Weise mit ein."

Sodann erfahren wir dies und das über diese und jene Beobachtung, die Steinberg in den Vereinigten Staaten machen konnte, über Möglichkeiten des Reisens, Essens, Scheiterns und Träumens in Amerika. So richtig merkte ich erst wieder auf, als Steinberg von dem "großen Einfluß des Kubismus auf die amerikanische Architektur" berichtete und darüber, wie die moderne Kunst zwei, drei Jahrzehnte lang das alltägliche Leben der Amerikaner verschönte beziehungsweise formte: "Das Chrysler Building, das Empire State Building, die Jukeboxes, die Cafeterias, die Geschäfte, die Kleider der Frauen, ihre Frisuren, die Krawatten, alles bestand aus kubistischen Elementen."

Davon hätte ich gern mehr gehört und vor allem mehr gesehen: Steinberg hat das alles ja oft und oft gezeichnet und in großartigen Kürzeln zur Kenntlichkeit entstellt. Doch leider endet diese Einlassung bereits nach anderthalb Seiten, ohne daß der Verlag ihr auch nur eine Zeichnung beigesellt hätte. Dafür finden sich gleich sechs im vierten und letzten Kapitel zum Motiv "Schatten und Spiegelungen", ein Thema, das Steinberg mit den wahren Worten beschließt: "Es fällt mir leichter, diese Dinge zu zeichnen, als sie zu erklären."

Außerdem erfahren wir etwas über einen sehr tüchtigen, leider auch trinktüchtigen finnischen Schreiner sowie den Grund, weshalb eigentlich sich der junge Steinberg in Italien aufgehalten hatte: "Als Architekturstudent habe ich mit der Schule eine sehr schöne Bildungsreise nach Ferrara und Rom gemacht." Ach so.

Dann ist das zweiundneunzig Seiten starke Büchlein auch schon aus. Auf eine "bibliographische Anmerkung" von fünf Seiten folgen noch zwölf Seiten Verlagswerbung sowie drei Vakatblätter - und das alles ist unter dem Strich ein wenig wenig, zumal für den, der wirklich "eine Art Autobiographie" erwartet hatte. Wie wenig, das lehrt ein Blick in den Katalog "Saul Steinberg", den Harold Rosenberg 1978 für das Whitney Museum of American Art zusammengestellt hat. Dem opulenten Bildteil folgt eine großformatige, vielseitige, bilder- und fotoreiche "Chronology", die - jedenfalls bis zum Jahre 1978 - keine biographischen und autobiographischen Fragen zu Leben und Werk des Künstlers offenläßt.

Denn auch hier spricht Steinberg häufig in der ersten Person, und hier erst erfahren wir, wann und weshalb er nach Italien ging, was er dort trieb - zum Beispiel Witzezeichnen -, wann er die Vereinigten Staaten erreichte und wovon er dort lebte - beispielsweise seit 1941 von Cartoons für den "New Yorker".

Auch andere Fragen werden erst durch den Bildteil der "Chronology" beantwortet. Was wohl mag Steinberg mit dem Briefpapier der Smithsonian Institution angestellt haben? Ach so. Das hätte einem doch gezeigt werden können! Oder: Wann wohl mag er jene vier Zeichnungen in der "Art Autobiographie" verfertigt haben, die dem Italien-Kapitel beigefügt und vom Künstler mit "Italy 1938" überschrieben worden sind? Ach so - erst in den siebziger Jahren? Das hätte einem doch jemand sagen können!

Das und vieles andere mehr. Denn einen solch kleinlichen Nachklapp wie "Schatten und Spiegelungen" hat der große Saul Steinberg nun wirklich nicht verdient.

Saul Steinberg: "Schatten und Spiegelungen". Eine Autobiographie. Aufgezeichnet von Aldo Buzzi. Aus dem Italienischen übersetzt von Maja Pflug. Diogenes Verlag, Zürich 2002. 96 S., geb., 14,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Eine Autobiografie meint normalerweise, wundert sich Robert Gernhardt, die "literarische Darstellung des eigenen Lebens". Was hat dann ein Aufzeichner in solch einer Unternehmung zu suchen, fragt er weiter. Saul Steinberg habe - in den 70er Jahren! - mit jenem als Aufzeichner geführten Aldo Buzzi Interviews geführt und nach einigem Zögern seine Zustimmung zur Veröffentlichung einer gekürzten Textfassung gegeben und diese später widerrufen, berichtet Gernhardt mit anklingender Empörung. Nun ist Steinberg tot, und der Rezensent fragt sich, wer nun diesen Nichtveröffentlichungs-"Schwebezustand" für beendet erklärt hat. Steinberg-Fans sollten die Finger von der vermeintlichen Autobiografie lassen, erklärt er, da sie mit ihren 92 Seiten einfach furchtbar dünn ausgefallen sei, viel zu große Zeitsprünge aufweise und den Begriff Autobiografie bei weitem nicht verdiene. Harold Rosenbergs Katalog zu "Saul Steinberg" aus dem Jahr 1978 , der neben einem opulenten Bildteil eine ausführliche Chronologie besitzt, lasse dagegen zumindest bis zum Jahr 1978 keine Fragen offen - doch weiter dürfte Buzzi auch nicht gekommen sein, da seine Interviews aus den 70ern datieren. Steinberg starb 1999.

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»Ich halte ihn für wichtiger als Picasso.« Friedrich Dürrenmatt