Zwei Geschichten miteinander zu verschränken, die vorgeben, nichts miteinander zu tun zu haben, hat William Faulkner bereits in Wilde Palmen und Der Strom vorgeführt. Zusammengelesen ergeben sie wie bei Powers Schattenflucht ein Bild, daß sie, seperat nebeneinander gestellt, nicht erreichen könnten.
Wenn Powers die Welt des Cyberspace in Seattle mit dem Leben einer Geisel im Libanon verschränkt,…mehrZwei Geschichten miteinander zu verschränken, die vorgeben, nichts miteinander zu tun zu haben, hat William Faulkner bereits in Wilde Palmen und Der Strom vorgeführt. Zusammengelesen ergeben sie wie bei Powers Schattenflucht ein Bild, daß sie, seperat nebeneinander gestellt, nicht erreichen könnten. Wenn Powers die Welt des Cyberspace in Seattle mit dem Leben einer Geisel im Libanon verschränkt, läßt er das technische Auswuchern der Vorstellungskraft auf die karge Gedankenwelt des Überlebenwollens prallen. Jede in sich so beschrieben, daß sie nicht zu kompliziert erscheint, was bei einem Geiseldrama sicher einfacher fällt, als wenn ein Leser in die abseitige Welt der Computer eingeführt wird. Gerade durch die Gegenüberstellung zeigt Powers was der Mensch mittels seiner Gedanken zu bewegen vermag. Er erschafft nicht nur neue Welten, er ist auch in der Lage, sich über den Schrecken von Folter und drohender Erschießung hinwegzusetzen. Hinter allem leuchtet der Kampf der Kultur hervor, die Frage, was ist Terrorismus, zwingt er uns darüber nachzudenken, ob die Wissenschaft nicht zu weit geht. Wer will, kann es sich einfach machen und jede Geschichte im Buch für sich lesen. Doch wer Richard Powers Romanwelt zu schätzen weiß, ahnt, daß für ihn die Welt alles miteinander verknüpft. Sei es die Musik und der Rassismus in Klang der Zeit, sei es die Neurologie und der Naturschutz in Echo der Erinnerung. Powers benötigt die weit auseinanderliegenden Felder, um seine Geschichten zu erzählen. Wenn man sie zusammen liest, braucht man Geduld und bleibt fasziniert zurück. Auch wenn man die Durststrecke, daß man nichts von Musik, nichts von Neurologie, nichts vom Cyberspace versteht, manchmal überbrücken muß.