So hatte Lena sich die Sommerferien nicht vorgestellt. Obwohl sie über den Tod der Großmutter, die sie kaum kannte, nicht trauert, muss sie mit zur Beerdigung reisen und danach mit ihrer Mutter Steffi im kleinen Ort Altenbrunn bleiben um den Nachlass der Oma zu regeln. Was nicht so einfach ist. Denn
die Schwester der Mutter, Ulrike, ist vor vielen Jahren von zu Hause weggelaufen. Niemand weiß, wo…mehrSo hatte Lena sich die Sommerferien nicht vorgestellt. Obwohl sie über den Tod der Großmutter, die sie kaum kannte, nicht trauert, muss sie mit zur Beerdigung reisen und danach mit ihrer Mutter Steffi im kleinen Ort Altenbrunn bleiben um den Nachlass der Oma zu regeln. Was nicht so einfach ist. Denn die Schwester der Mutter, Ulrike, ist vor vielen Jahren von zu Hause weggelaufen. Niemand weiß, wo sie lebt. Bis auf eine Postkarte pro Jahr, hat sie nie Lebenszeichen von sich gegeben. Lena, die ihrer verschollenen Tante wie aus dem Gesicht geschnitten ist, bekommt bald die offene Ablehnung einiger Dorfbewohner zu spüren. Sie lässt sich davon aber nicht beeindrucken und ist schon bald einem düsteren Geheimnis auf der Spur.
Der kurze Prolog schildert die Beseitigung der Leiche einer jungen Frau. Anschließend wird die Handlung aus der Sicht der sechzehnjährigen Lena erzählt. Als Leser kann man daher also vermuten, dass die verschollene Tante nicht mehr lebt. Das genaue Schicksal der jungen Ulrike erfährt man aber nur, wenn man dem eingängigen Roman folgt.
Von Beginn an, fesselt die Mischung aus alltäglichem Geschehen und bedeutungsschwerem Vorleben. So beginnt die erste Szene harmlos damit, dass der erst kürzlich arbeitslos gewordene Vater die abendliche Tomatensauce verhunzt, weil Kochen nicht zu seinen Stärken gehört. Kurz darauf erhält die Familie die Nachricht vom plötzlichen Tod der Oma und gleich dazu noch die Information, dass es eine bisher unbekannte Tante gibt, die noch dazu unter mysteriösen Umständen verschwunden ist.
Auch die Ankunft der Familie im Heimatort der Großmutter gestaltet sich so. Während Lena am Zaun den Nachbarsjungen Felix begrüßt, den sie von einem früheren Besuch noch kennt (und nun erfreut feststellt, dass er sich zu einem Doppelgänger von Robert Pattinson entwickelt hat) kommt die demente Uroma des Jungen auf sie zu und beschimpft sie lauthals als “Luder, Miststück und Biest”. Die Autorin lichtet das Dunkel indem Sie in Einschüben die Zeit kurz vor dem Verschwinden von Ulrike beleuchtet. Die Neugier wird so immer wieder angestachelt. Man ahnt, das der Täter aus der Vergangenheit auch heute noch in dem Ort lebt. Wer es ist, bleibt jedoch bis zum mitreißenden Finale offen.
“Das Böse hat seine guten Seiten”. Mit diesem passenden Slogan wirbt der Arena Verlag für seine Serie der Jugendthriller. Namhafte Krimiautorinnen wie Susanne Mische oder Inge Löhnig schreiben hier für ein junges Publikum. Nicht umsonst wird durch den Blickwinkel von Lena, neben der Verbrechensaufklärung, auch so manches Problem junger Mädchen angesprochen. Die erste Liebe, der erste Kuss, der erste Sex. Zweifel über das eigene Aussehen, das Selbstwertgefühl und die oft schwierige Beziehung zu den Eltern. Lena verfügt glücklicherweise über ein gesundes Selbstbewusstsein. Trotz der widrigen Umstände und einer (wie sie findet) entstellenden Narbe im Gesicht. Couragiert stellt sie sich den Ereignissen und lernt dabei auch eine Menge über sich selbst.
Inge Löhnig war mir bislang nur durch ihre Krimiserie um den Münchner Kommissar Dünforth ein Begriff. Dessen Fälle habe ich begeistert gelesen und daher auch zu diesem Werk der erfolgreichen Autorin gegriffen. Ich bin nicht enttäuscht worden. Man kann diesen Roman auch als Erwachsener gut lesen und wird mit spannender Unterhaltung belohnt.