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Des Dichters gebundene Trauer Die Edition Schwarzdruck, ein kleiner aber feiner Verlag in Berlin hat nun also Band 12 seiner BWL – Reihe hervorgebracht. Das Kürzel an das Studium der Betriebswirtschaft gemahnend, wird mit jedem Band neu interpretiert. Band 12 ist als ein Lyrikband von Undo Degener (Jahrgang 1959). Und BWL – wird übersetzt mit: „Bibliothek wohldosierter Lakonie“. Das trifft zu. Degener sucht in seinen Gedichten „Schattenplätze der Erinnerung“ auf. Er tut dies unaufgeregt, sprachlich präzise und gelegentlich (was wohl tut) selbstironisch,und eben mit einer trockenen Lakonie, die…mehr

Produktbeschreibung
Des Dichters gebundene Trauer Die Edition Schwarzdruck, ein kleiner aber feiner Verlag in Berlin hat nun also Band 12 seiner BWL – Reihe hervorgebracht. Das Kürzel an das Studium der Betriebswirtschaft gemahnend, wird mit jedem Band neu interpretiert. Band 12 ist als ein Lyrikband von Undo Degener (Jahrgang 1959). Und BWL – wird übersetzt mit: „Bibliothek wohldosierter Lakonie“. Das trifft zu. Degener sucht in seinen Gedichten „Schattenplätze der Erinnerung“ auf. Er tut dies unaufgeregt, sprachlich präzise und gelegentlich (was wohl tut) selbstironisch,und eben mit einer trockenen Lakonie, die Aufmerksamkeit erzwingt. Degener, dem aufmerksamen Lyrikfreund in der DDR durch Veröffentlichung eines Poesialbums und zahlreicher Beiträge in Zeitschriften und Anthologien kein Unbekannter, hat keinen Grund zu überbordendem Optimimismus: und mal ehrlich, die Welt betrachtend, kann man ihm da nicht folgen? Die skeptische Ich & Weltbetrachtung hat einen feinen Ton: „Schon wähnst du dich/ In Fahrt/In des Lebens Abteil/ Und hälst deinen Fahrschein/Dem Schaffner hin// Der sieht aus/ Als wüßte er:/ Sie schieben am Zug nur/ Den Bahnhof vorbei/ Vor Augen zu führen/ Stetige Fahrt.“ (Ernüchterung) und Endlichkeit braucht bei Degener nicht viele Worte: „bis zum knie/ reicht er mir/wennseine ersten/nüsse fallen/leben andere/ hier (Neuer Baum) Das trifft schon. In anderen Texten des Dichters geht es dann doch nicht so lakonisch zu. Der Leser wird herausgefordert mit Assoziationsketten, zuweilen mit expressionistischen Anklängen, die aber nie ins Ungefähre oder in Behauptung absteigen. Degeners Bilder sind meistens karg, wie der Schmerz, dem er manchmal gestattet durch die Zeilen zu irrlichtern. Da zeigt einer nicht gleich alles her. Traurig ist er. Und hat Gründe. Wir können dem nachgehen. Auch das kann ein Vergnügen sein. Es ist gut, dass es diese Buch gibt, und es ist zu wünschen, dass es seine Leser gewinnt. Es gibt keinen wohlfeilen Trost. Nicht bei diesem Dichter. Junge Welt 29. 5. 2009