Michael Römling wagt sich in seinem neuen Jugendbuch in die dunkelste Zeit Deutschlands, den zweiten Weltkrieg. Er erzählt in diesem fiktiven Roman die Geschichte zweier Jungen: die Leos, dem jüdischen Jungen, der seit Jahren versteckt vor den Nazis als sogenanntes U-Boot lebt und die des deutschen
Jungen Friedrich, dessen von der Mutter getrennt lebender Vater zwar in den letzten Tagen des…mehrMichael Römling wagt sich in seinem neuen Jugendbuch in die dunkelste Zeit Deutschlands, den zweiten Weltkrieg. Er erzählt in diesem fiktiven Roman die Geschichte zweier Jungen: die Leos, dem jüdischen Jungen, der seit Jahren versteckt vor den Nazis als sogenanntes U-Boot lebt und die des deutschen Jungen Friedrich, dessen von der Mutter getrennt lebender Vater zwar in den letzten Tagen des Krieges fällt, der ansonsten aber vom Krieg nicht sonderlich betroffen war. Diese beiden Jungen haben kaum etwas gemeinsam, der eine ist vom Krieg gebeutelt und durch die Hölle gegangen, der andere hatte kaum darunter zu leiden. Mit Friedrich kann man sich als Mensch, der nie die Schrecken eines Krieges miterleben musste und nur eine ganz wage Vorstellung davon hat, wie die Juden unter den Grausamkeiten des Naziregimes zu leiden hatten, gut identifizieren. Für Leo, der in meinen Augen für die unendlich vielen verfolgten Juden steht, bleibt „nur“ Mitgefühl und ein Stück weit Bewunderung.
Ein Buch über den zweiten Weltkrieg zu schreiben, der stattfand, als man selbst noch gar nicht lebte, ist immer ein Wagnis. Michael Römling hat es getan und mit Bravour gemeistert. Seine Recherche scheint sehr umfangreich gewesen zu sein, denn was er schreibt, liest sich, als sei der Autor wahrhaftig dabei gewesen. Die Fakten, die er über Angriffe, die Machtübernahme der Russen und Briten und das Leben unter der Besatzung liefert, decken sich mit dem, was man in Berichten von Zeitzeugen lesen kann. Römling beschönigt nichts, die Feigheit vieler Deutschen angesichts des verlorenen Krieges findet genau so Erwähnung wie die Vergewaltigung vieler deutscher Frauen durch Soldaten der Besatzungsmächte. Doch trotz all der schrecklichen Dinge, die damals geschahen, ist der Grundton dieses Romans ein eher fröhlicher. Das liegt zum einen daran, dass Leo nicht mit seinem Schicksal und der Vergangenheit hadert, sondern sich freut, den Krieg überlebt zu haben und hoffnungsvoll in die Zukunft blickt. Zum anderen liegt es daran, dass die Suche nach dem Kriegsschatz und das damit verbundene Abenteuer der beiden Jungen im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Zwar bleibt einem der Krieg die ganze Zeit im Hinterkopf, aber rückt nur sehr selten in den Vordergrund und zieht einen deswegen nicht so runter wie andere Bücher über den zweiten Weltkrieg es manchmal tun.
Die Erzählperspektive wechselt von Kapitel zu Kapitel, mal wird die Geschichte aus Leos Sicht erzählt, dann aus der Friedrichs, der eines russischen Offiziers oder aber der eines hochrangigen Nazi- Offiziers, so dass der Leser zu jeder Zeit über alle Geschehnisse informiert ist. Trotzdem ist „Schattenspieler“ sehr spannend, denn wie die einzelnen Handlungsfäden miteinander in Zusammenhang stehen, erschließt sich erst nach und nach. Man beginnt selbst zu überlegen, rätselt mit und lässt sich von Leos und Friedrichs Abenteuerlust anstecken. Aus diesem Grund dürfte das Buch eine große Bandbreite an Lesern ansprechen, denn es ist ein historischer Roman, ein Abenteuerroman und ein tiefgründiges Jugendbuch zugleich.
Bücher über die Zeit der Judenverfolgung zu lesen, ist in den meisten Fällen alles andere als leicht. Die Geschichten wühlen auf, machen betroffen und wütend und ziehen in ein tiefes Loch, aus dem man sich nicht einfach so wieder befreien kann. Michael Römlings „Schattenspieler“ verspricht trotz der negativ behafteten Thematik Lesespaß für jung und alt und bringt dem Leser die Nazizeit näher ohne zu sehr auf das Gemüt zu schlagen.