Bücher über Schattenstauden gibt es mittlerweile ziemlich viele und ich habe mich gefragt, warum Katrin Lugerbauer denen noch eins hinzufügen will. Nachdem ich es jetzt gelesen habe, muss ich aber zugeben, dass es seine Berechtigung hat. Katrin Lugerbauer vermittelt nicht nur einfach Pflanzideen
oder listet geeignete Pflanzkandidaten auf, sondern sie erklärt sehr anschaulich und mit viel…mehrBücher über Schattenstauden gibt es mittlerweile ziemlich viele und ich habe mich gefragt, warum Katrin Lugerbauer denen noch eins hinzufügen will. Nachdem ich es jetzt gelesen habe, muss ich aber zugeben, dass es seine Berechtigung hat. Katrin Lugerbauer vermittelt nicht nur einfach Pflanzideen oder listet geeignete Pflanzkandidaten auf, sondern sie erklärt sehr anschaulich und mit viel botanischem Fachwissen die ökologischen Zusammenhänge und leitet aus existierenden Pflanzengesellschaften und Biotopen neue Ideen ab.
Schatten ist nicht Schatten. Es gibt zahlreiche Unterkategorien, die sehr unterschiedliche Anforderungen an geeignete Kandidaten stellen und bei denen sich die Autorin dann auch in unterschiedlichen Sortimenten bedient. Ein grundsätzliches Problem ist der Umstand, dass Schattenstauden fast immer (und egal wo auf der Welt) aus einem Waldbiotop stammen, d. h. viele dieser Pflanzen sind auf eine relativ gleichmäßige Wasserversorgung angewiesen, mögen keine vollständig austrocknenden Böden, lieben hohe Luftfeuchtigkeit und benötigen vor allem im Frühjahr ein offenes Kronendach mit guten Lichtbedingungen. In vielen Hobbygärten ist das nur schwer realisierbar, das ist auch Katrin Lugenbauer klar. Ihre Auswahl berücksichtigt daher zusätzlich Pflanzen mit einer etwas variableren ökologischen Breite, die auch mit Wurzeldruck, trockenen Böden und geringerem Lichtangebot klarkommen. Dabei nimmt sie nicht nur die üblichen Verdächtigen ins Visier, wie z. B. Epimedium (Elfenblumen), Storchenschnabel oder Waldsteinia, die man auch in anderen Schattenstaudenbüchern (und Baumärkten) regelmäßig findet. Ihre Auswahl ist deutlich kreativer und zeigt ein sehr breites botanisches Wissen, das den gesamten nordamerikanisch-europäisch-asiatischen Raum umfasst. Es kommen frische Ideen zusammen und die vielen Illustrationen, sowohl aus gut geplanten Gartenanlagen als auch von Naturstandorten, sind nicht nur ein ästhetischer Genuss, sondern sie zeigen anschaulich die pflanzensoziologischen Zusammenhänge, die die Autorin im Text erklärt hat.
Der Leser bekommt Tipps, wie man den Boden für Schattenstauden vorbereitet (eine etwas langwierigere Sache als bei einem English Border-Beet...), wie man die Luftfeuchtigkeit mit möglichst einfachen Maßnahmen beeinflusst und vor allem, wie man identifiziert, um welchen Standort es sich beim eigenen Garten überhaupt handelt. Davon abgeleitet entwickelt sie Pflanzideen (und Pflanzenlisten), die sie dann durch das ganze Jahr hindurch begleitet. Eines muss dem Gärtner allerdings klar sein: Die Hauptblütezeit im Schattenbeet ist das Frühjahr und nicht wenige Schattenstauden ziehen im Hochsommer bereits ein. Auch dafür hat Katrin Lugerbauer Lösungen, die sie sich in der Natur abgeschaut hat: Blatt- statt Blütenschmuck. Die Fotobeispiele sind atemberaubend schön und spielen so geschickt mit Höhenstaffelungen, Blattstrukturen und -farben, dass man die Blüten wirklich nicht vermisst.
Katrin Lugerbauers Konzept funktioniert, weil sie sich an realen Pflanzengesellschaften und realen Lebensräumen orientiert. Das ist natürlich nicht ganz neu, aber die Art, wie sie diese Zusammenhänge beschreibt, ist nicht nur fachlich qualifiziert, sondern auch sprachlich elegant umgesetzt. Und wer wird etwas dagegen haben, wenn man bei einer spannenden Lektüre auch noch etwas dazulernt?
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)