Zypern, 1955: Loukis ist 15 Jahre alt und erlebt soeben die erste große Liebe mit der über Jahre hinweg liebgewonnenen Praxi, als zwischen der Türkei, Griechenland und Großbritannien ein weiterer Kampf um den Besitz der Insel beginnt. Dabei wollen die Bewohner zu gar keinem dieser Staaten gehören,
sie verstehen sich als eigenständiges Volk, das unabhängig sein möchte. Loukis schließt sich den…mehrZypern, 1955: Loukis ist 15 Jahre alt und erlebt soeben die erste große Liebe mit der über Jahre hinweg liebgewonnenen Praxi, als zwischen der Türkei, Griechenland und Großbritannien ein weiterer Kampf um den Besitz der Insel beginnt. Dabei wollen die Bewohner zu gar keinem dieser Staaten gehören, sie verstehen sich als eigenständiges Volk, das unabhängig sein möchte. Loukis schließt sich den Widerstandskämpfern an, um diesen Traum von einem unabhängigen Zypern wahrzumachen und opfert dafür seine Liebe. Praxi sieht sich unterdessen mit den Rollenerwartungen an Frauen konfrontiert und damit gezwungen, zu heiraten. Doch schon bald muss sie feststellen, dass sie schwanger ist – und das nicht von ihrem angestrebten Ehemann …
Um ihren Roman zu schreiben, hat sich Andrea Busfield für mehrere Monate selbst auf Zypern zurückgezogen – und das spürt man beim Lesen. Es ist ihr gelungen, die Atmosphäre vor Ort und die Mentalität der Menschen in Worte zu fassen, und das sogar mit Blick in eine über 50 Jahre zurückliegende Vergangenheit. Sie beschreibt in ihrem neusten Roman einfühlsam die Geschichte mehrerer junger Menschen, die von den Ereignissen unmittelbar betroffen sind. Ihre Figuren mögen fiktiv sein, es spricht immer wieder ein Erfahrungsschatz durch, den wohl nur eine Autorin einbringen kann, die sich wirklich intensiv und interessiert direkt mit dem Menschen auseinandergesetzt hat.
Im Mittelpunkt stehen Loukis und Praxi, aber auch vor allem Loukis Brüder und seine Eltern kommen an mehreren Stellen zu Wort. Am eindrücklichsten bleibt allerdings das Liebespaar. Keiner der Umstehenden weiß anfangs um ihre Liebe, nicht einmal sie selbst. Als Freunde aus Kindertagen haben sie sich aneinander gewöhnt und kämen nicht im Traum darauf, ihre Beziehung beispielsweise auf einer körperlichen Ebene zu vertiefen. Aber genau dazu kommt es wie in einem Akt der Verzweiflung und die Folgen sollen die beiden noch Jahre lang begleiten. In »Schattenträumer« liegt viel Tragik und stellenweise gelingt es der Autorin hervorragend, Leser und Leserinnen mit Loukis‘ und Praxis Schicksal zu berühren. Die große Frage danach, ob es für die beiden in einer solchen Zeit überhaupt ein Happy End geben kann, drängt zum raschen Weiterlesen und lässt über eine deutliche Schwäche des Romans hinwegsehen.
Andrea Busfield ist neben ihrer Autorentätigkeit auch Journalistin – was erklären mag, warum ihr Roman durchweg gut recherchiert ist, aber auch dazu führt, dass sie ihn oftmals mit historischen Informationen überfrachtet. Immer wieder verliert sie die Haupthandlung aus den Augen und geht unter in umfangreichen Beschreibungen der politischen Situation, die in diesem Maße selbst interessierte Leser zu überfordern drohen. Weniger wäre an dieser Stelle wohl mehr gewesen, geben historisch angehauchte Romane doch oft vor allem Denkanstöße, die man nach Bedarf vertiefen kann. Dies bleibt aber gesamtgesehen die einzige Schwäche des Romans, der darüber hinaus viele Glanzmomente hat und auch zeigt, dass Andrea Busfield durchaus weiß, was an ihrer Geschichte wichtig ist und was eher nebensächlich.
Das Augenmerk liegt etwas zu deutlich auf der politischen Situation Zypern, »Schattenträumer« ist aber dennoch überaus lesenswert und berührt mit der Geschichte von Loukis, Praxi und ihrer Liebesgeschichte in schweren Zeiten!