Die autobiographische Erzählung ¿Schattenwelten¿ von Jens Woitas schildert die Lebensgeschichte ihrer Hauptfigur W. vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund der Jahre 1977 bis 2008. W. ist intelligent und gebildet, aber psychisch schwer krank. Nach einem Selbstmordversuch muss er sich für längere Zeit in einer Nervenklinik aufhalten. Ereignisse und Gespräche in der Klinik bilden die Rahmenhandlung der Erzählung. Der depressive W. und seine an Waschzwang und irrationalen Ekelgefühlen schwer leidende Mitpatientin Martina entwickeln eine eigenartige, tiefe Freundschaft, aber sie können aufgrund ihrer Krankheiten nicht wirklich zueinander finden. In Rückblenden wird aus der Gegenwart der Nervenklinik heraus W.¿s Leben erzählt. Vielversprechende Ansätze zu einer Laufbahn in der Wissenschaft und später in der IT-Branche scheitern katastrophal an W.¿s psychischen Problemen: Alkoholismus, Depressionen und Persönlichkeitsstörung. Therapieversuche gelingen nicht und machen W.¿s Situation häufig noch schlimmer. Aber W. verliert nie den Mut, durch Eigeninitiative und Selbsthilfe sein Leben in den Griff zu bekommen. Die Erzählung bietet einen faszinierenden Einblick in Randbereiche unserer Gesellschaft, welche dem ¿normalen¿ Beobachter verschlossen bleiben: Geschlossene psychiatrische Stationen, das alltägliche Leben psychisch kranker Menschen, Einrichtungen für Suchtkranke, Selbsthilfegruppen, Call Center, Arbeitsagenturen und Armenspeisungen durch ¿Tafeln¿. Aber auch Universitäten, wissenschaftliche Forschungsinstitute und das moderne Arbeitsleben erscheinen als ¿Schattenwelten¿. All dies wird aus der Distanz eines Erzählers in der dritten Person dargestellt. Gleichwohl nimmt der Erzähler unmittelbar die Perspektive des Betroffenen ein, jedoch ohne Bewertungen und Selbstmitleid. Dies verleiht der Erzählung einen einzigartigen Charakter, eine Form von absurdem Realismus.
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