In diesen 111 Haiku wird die Bewusstwerdung des Augenblicks eingeübt. Das Haiku fordert auf, innezuhalten, einen Moment des Lebens zur Sprache kommen zu lassen oder ihn als sprachlichen zu reflektieren. Anstatt die Unterschiede zwischen der japanischen und der deutschen Sprache und die damit verbundenen Schwierigkeiten zu betonen, das Haiku im Deutschen nachzubilden, wird auf das Gemeinsame rekurriert, nämlich auf die grundsätzliche Sprachlichkeit des Haiku. Gilt für die Realität der Moderne, dass sie sich überwiegend sprachbewusstlos gestaltet, so versteht sich das Haiku hier nicht zuletzt auch als kritischer Augenblicks-Gegenentwurf zur zeitgenössischen Dauer-Entsprachlichung.