Dieser eindrucksvolle Band bietet einen Überblick über bedeutende Schauplätze der Geschichte in Bayern. Ausgewiesene Historikerinnen und Historiker durchmessen mit ihren insgesamt 25 Beiträgen eine Zeitspanne vom frühen Mittelalter bis ins späte 20. Jahrhundert.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.02.2004Der unschuldige Tod des heiligen Emmeram
Kleinhelfendorf ist ein unscheinbares, von den Touristenströmen weitläufig umflossenes, selbst in der nahen Landeshauptstadt kaum bekanntes Dorf. Dort, in der Wallfahrtskapelle, erinnert eine spätbarocke Figurengruppe an den Märtyrertod des heiligen Emmeram, der um die Wende vom siebten zum achten Jahrhundert im Herzogtum Baiern missionarisch tätig war und wegen der falschen Anschuldigung, er habe die Herzogstochter geschwängert, von deren Bruder grausamst zu Tode geschunden wurde. Mit Blick auf die geschichtlichen Ereignisse im Hintergrund der Legende entwirft der Historiker Friedrich Prinz ein Bild Baierns zur Zeit der Agilolfinger-Herzöge im Spannungsfeld zwischen den Karolingern und dem Papst in Rom. Er braucht nur fünfzehn Seiten für seine Darstellung, die jedem halbwegs informierten und interessierten Leser Lust machen müßte, sogleich nach Kleinhelfendorf aufzubrechen und seinerseits den Faden der baierischen Geschichte bis ins frühe Mittelalter zurückzuspulen. Fünfundzwanzig ähnliche Beiträge verschiedener Autoren, in denen "Schauplätze der Geschichte in Bayern" vorgestellt werden, enthält der Band: darunter das Lechfeld bei Augsburg, auf dem Otto der Große die Ungarn schlug; Bamberg, das neue Rom Kaiser Heinrichs II.; Würzburg, wo Friedrich Barbarossa Hochzeit feierte; Kelheim, Ort des Mordanschlags auf Herzog Ludwig I.; Straubing, wo Agnes Bernauer hingerichtet wurde; Memmingen, ein Zentrum des Bauernaufstandes anno 1525. In München, Regensburg und Nürnberg wurden je zwei Schauplätze ausgesucht, was ihre bedeutende Stellung unterstreicht. Nicht alle Beiträge sind so souverän verfaßt wie der des jüngst verstorbenen Friedrich Prinz über Kleinhelfendorf. Doch hinreichende Anstöße, einige, wenn nicht alle "Schauplätze" aufzusuchen und sich in die bayerische Geschichte zu vertiefen, liefern auch sie. So kann der gewichtige Band durchaus als Reiseführer dienen.
H.E.R.
"Schauplätze der Geschichte in Bayern", herausgegeben von Alois Schmid und Katharina Weigand. Verlag C. H. Beck, München 2003. 496 Seiten. Gebunden, 26,90 Euro. ISBN 3-40650957-6
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kleinhelfendorf ist ein unscheinbares, von den Touristenströmen weitläufig umflossenes, selbst in der nahen Landeshauptstadt kaum bekanntes Dorf. Dort, in der Wallfahrtskapelle, erinnert eine spätbarocke Figurengruppe an den Märtyrertod des heiligen Emmeram, der um die Wende vom siebten zum achten Jahrhundert im Herzogtum Baiern missionarisch tätig war und wegen der falschen Anschuldigung, er habe die Herzogstochter geschwängert, von deren Bruder grausamst zu Tode geschunden wurde. Mit Blick auf die geschichtlichen Ereignisse im Hintergrund der Legende entwirft der Historiker Friedrich Prinz ein Bild Baierns zur Zeit der Agilolfinger-Herzöge im Spannungsfeld zwischen den Karolingern und dem Papst in Rom. Er braucht nur fünfzehn Seiten für seine Darstellung, die jedem halbwegs informierten und interessierten Leser Lust machen müßte, sogleich nach Kleinhelfendorf aufzubrechen und seinerseits den Faden der baierischen Geschichte bis ins frühe Mittelalter zurückzuspulen. Fünfundzwanzig ähnliche Beiträge verschiedener Autoren, in denen "Schauplätze der Geschichte in Bayern" vorgestellt werden, enthält der Band: darunter das Lechfeld bei Augsburg, auf dem Otto der Große die Ungarn schlug; Bamberg, das neue Rom Kaiser Heinrichs II.; Würzburg, wo Friedrich Barbarossa Hochzeit feierte; Kelheim, Ort des Mordanschlags auf Herzog Ludwig I.; Straubing, wo Agnes Bernauer hingerichtet wurde; Memmingen, ein Zentrum des Bauernaufstandes anno 1525. In München, Regensburg und Nürnberg wurden je zwei Schauplätze ausgesucht, was ihre bedeutende Stellung unterstreicht. Nicht alle Beiträge sind so souverän verfaßt wie der des jüngst verstorbenen Friedrich Prinz über Kleinhelfendorf. Doch hinreichende Anstöße, einige, wenn nicht alle "Schauplätze" aufzusuchen und sich in die bayerische Geschichte zu vertiefen, liefern auch sie. So kann der gewichtige Band durchaus als Reiseführer dienen.
H.E.R.
"Schauplätze der Geschichte in Bayern", herausgegeben von Alois Schmid und Katharina Weigand. Verlag C. H. Beck, München 2003. 496 Seiten. Gebunden, 26,90 Euro. ISBN 3-40650957-6
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Gewichtig findet der "H.E.R" zeichnende Rezensent diesen Band, in dem er auf kürzestem Raum Ereignisse und Schauplätze aus der Geschichte Bayerns geschildert findet. Zwar schränkt "H.E.R." die Euphorie im Verlauf der Rezension ein wenig ein, da er nicht alle fünfundzwanzig Beiträge mit der gleichen Souveränität verfasst sieht wie beispielsweise den Text des jüngst verstorbenen Historikers Friedrich Prinz über das Martyrium des heiligen St. Emmeram bei Kleinhelfendorf. Doch selbst die schwächeren Texten konnten ihm hinreichende Anstöße geben, die beschriebenen Schauplätze einmal selbst aufzusuchen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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