Das lange 19. Jahrhundert gilt als das Zeitalter der Nation. Doch dieser Begriff ist komplex und nationale Identität ist keine ahistorische Selbstverständlichkeit. Ausgehend von einem überarbeiteten Erklärungsmodell nach Benedict Anderson und dessen Erweiterung hinsichtlich des Theaters untersucht Annemarie Stauss die Genese und den Wandel nationaler Identität aus der Perspektive Wiens. Dabei geht die Autorin von der visuellen Komponente der Bühnenkunst aus und entwickelt anhand von Kostümfigurinen, Rezipientenund Produzentenzeugnissen sowie Zensurakten ein Panorama der unterschiedlichen Ansichten,Tendenzen und Interessen, aber auch insbesondere der vielfältigen Versuche von Einwirkung auf die Öffentlichkeit, sei es seitens der Regierenden oder auch der Regierten. Dabei erschließt sich die Verbindung zwischen ästhetischer und ideologischer Entwicklung auf der theaterhistorischen Zeitachse zwischen Welttheaterkonzepten weimarischen Zuschnitts, Historismus und Realismus, so dass die identitätsreflektierende und identitätsprägende Funktion des Theaters deutlich wird.
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