“Mamor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht. Alles, alles geht vorbei, doch wir sind uns treu”. So geht einer der Lieblingsschlager von Lenes Vater Daniel. Allerdings ist er Lenes Mutter schon lange nicht mehr treu. Was passiert wenn eine Liebe zerbricht, an der eine ganze Familie hängt
schildern Thomas Brinx und Anja Kömmerling in ihrem Roman “Scheißliebe” sehr anschaulich und dabei…mehr“Mamor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht. Alles, alles geht vorbei, doch wir sind uns treu”. So geht einer der Lieblingsschlager von Lenes Vater Daniel. Allerdings ist er Lenes Mutter schon lange nicht mehr treu. Was passiert wenn eine Liebe zerbricht, an der eine ganze Familie hängt schildern Thomas Brinx und Anja Kömmerling in ihrem Roman “Scheißliebe” sehr anschaulich und dabei so eingängig wie der Ohrwurm von Drafi Deutscher.
Die dreizehnjährige Lene findet zufällig heraus, dass ihr Vater Daniel eine Geliebte hat. Sie entdeckt eine vergessene Liebesbotschaft der Freundin, will aber zunächst nicht wahrhaben, dass der geliebte Vater die Mutter betrügt. Als Sie diesen jedoch in flagranti ertappt, kann sie die Augen vor der Realität nicht mehr verschließen und vertraut sich der großen Schwester Rose an. Das Geheimnis kommt ans Licht, als Rose es bei einem Streit mit dem Vater im Zorn herausposaunt. Der Vater verlässt das Haus, für die Mutter bricht eine Welt zusammen und die “kleine Lene” beobachtet verzweifelt das Auseinanderfallen der Familie.
Lene, die Ich-Erzählerin ist eine genau Beobachterin und sehr sensibel in ihrem Empfinden. Schon als sie den harmlos wirkenden Zettel findet “Liebe ist, wenn er sie nicht vergisst” spürt sie Unheil nahen. Die Botschaft trägt schließlich nicht die Handschrift der Mutter. In kleinen Schritten folgen die Autoren ihrer Figur bei der Entschlüsselung des Rätsels. Lene ertappt den Vater vor seinem Büro beim Küssen seiner Freundin. Immer wieder versucht die Tochter alles schön zu reden. Schafft es sogar die Familie noch zu einem Camping Urlaub bzw. zum gemeinsamen Besuch der goldenen Hochzeit der Großeltern zu überreden, als der Vater längst fort ist. Die nachfolgende Katastrophe, die aus den gut gemeinten Aktionen entsteht, ist um vieles unerträglicher als das pure Wissen um den vorangegangenen Betrug.
Sehr geschickt setzen die Autoren gezielte Spannungselemente. Immer wenn man der Meinung ist, nun kann es nicht noch schlimmer kommen, halten Sie einen weiteren Schlag bereit. Das ganze Ausmaß der Leiden einer solchen Trennung kommt so ganz klar zum Bewusstsein. Auch das jedes Familienmitglied völlig anders mit der Situation umgeht. Die verlassene Mutter, die sich zunächst mit Alkohol und Frustessen tröstet, bevor sie mit neuem Schwung ihre alten Talente entdeckt und damit Erfolg hat. Lene, die alles versucht um den Vater wieder an den heimischen Herd zu holen (die Mutter kann nicht kochen) und dabei auch vor Tricks und Unwahrheiten nicht zurückschreckt. Oder die resolute Oma, die keine Widerrede duldet und vor allem darauf besteht, dass der Vater finanziell bluten muss.
Einen weiteren Handlungsfaden setzt der gefährliche Hang der großen Schwester zum bereits straffällig gewordenen Dante “einem dunklen Weltverächter mit enormer Ausstrahlung”. Rose, das Gesangstalent der Familie, will mit der Band des jungen Mannes bei einem Festival auftreten. Sie verliebt sich heftig in den störrischen Außenseiter und erkennt (fast) zu spät, wie einseitig und fatal diese Liebe ist und wie gefährlich für ihre Familie.
“Scheißliebe” ist trotz allem Kummer ein einfühlsames Plädoyer für die Liebe, dass sowohl Kinder (das Buch wird ab 12 empfohlen) als auch Erwachsene gut lesen können. Fazit: Auch wenn die Welt, die man kennt wegbricht, kann etwas neues (nicht unbedingt schlechteres) entstehen. Lene nimmt den Leser mit auf den Weg zu diesen neuen Ufern. Es ist ein spannender, ereignisreicher, tragikomischer Weg, den es sich zu lesen lohnt.