Leidenschaft bestimmt seinen Beruf. Egal, ob Otto Schenk an der New Yorker Met inszeniert oder als Alleinunterhalter, Theaterdirektor und beeindruckender Menschendarsteller am Werk ist - er überzeugt durch seine einzigartige künstlerische Vielseitigkeit. Otti, wie ihn alle liebevoll nennen, erlebt als Opernregisseur eine Weltkarriere, er ist aber auch ein unerreichter Meister in der hohen Kunst des Blödelns. Otto Schenk und Michael Horowitz, seit mehr als 40 Jahren befreundet, zeigen in diesem intimen Lebensbild den "Menschenfresser", der sein Publikum liebt, und jene privaten Momente des Lebens, die ihn berühren, glücklich und nachdenklich machen. Zuvor noch nie veröffentlichte Fotos präsentieren den großen Unterhalter Österreichs - und einen abseits der Bühne nachdenklichen Melancholiker.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.06.2020Wiener Menschenfresser
Ein Bildband von und über Otto Schenk
"War einmal ein Bumerang. / War ein Weniges zu lang. / Bumerang flog ein Stück, / aber kam nicht mehr zurück. / Publikum - noch stundenlang - / wartete auf Bumerang." Es ist sehr wahrscheinlich, dass die meisten über vierzig Jahre alten Österreicher dieses sinnbefreite Gedicht von Joachim Ringelnatz auswendig aufsagen können. Keine Lesung von Otto Schenk - Schauspieler, Kabarettist, Regisseur, Theaterdirektor und gleichsam Urgestein der österreichischen Bühnen - kommt ohne den Bumerang aus. Das ist bei Schenk, der über viele Jahre auch einer der gefragtesten Spielleiter an der New Yorker Metropolitan Opera war, übrigens heute noch so. In den siebziger und achtziger Jahren war es fast unmöglich, "dem Schenk" zu entkommen. Denn tatsächlich noch beliebter als seine Bühnenauftritte waren seine Vortragsabende, von denen etliche auch auf Schallplatte gepresst wurden.
Rechtzeitig zu Schenks heutigem neunzigsten Geburtstag hat der Schriftsteller, Verleger und Fotograf Michael Horowitz gemeinsam mit dem Jubilar einen Bildband herausgebracht. Viele der Fotos stammen aus Otto Schenks eigenen Beständen, andere wurden von Horowitz aufgenommen oder Archiven entnommen. Schenk als Baby, bei seinen ersten Eislaufversuchen als Dreijähriger im traditionsreichen Wiener Eislauf-Verein, dessen Präsident er später einmal war, mit Gattin Renée "Mika" Michaelis, beim Feiern mit Kollegen, im Schwimmbad, in der Bibliothek, seinen Hunden vorlesend. Einige Bilder aus seinem Berufsleben sind dann doch auch hineingerutscht, etwa aus einem in Wien weltberühmten Sketch mit Helmuth Lohner ("Auf den Flügeln des Gesangs"). Zu fast allen Bildern hat Schenk kleine, oft bissig-selbstironische Kommentare geschrieben. Daneben gibt es noch kurze Widmungen von Michael Horowitz und Kolleginnen und Kollegen und auch einen längeren Beitrag von Schenk selbst, in dem er sich einen "Menschenfresser" nennt. Ein Buch für eingefleischte Schenkianer.
MARTIN LHOTZKY
Michael Horowitz und Otto Schenk: "Schenk. Das Buch". Ein intimes Lebensbild.
Molden-Verlag, Wien 2020.
240 S., Abb., geb., 35,- [Euro],
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Bildband von und über Otto Schenk
"War einmal ein Bumerang. / War ein Weniges zu lang. / Bumerang flog ein Stück, / aber kam nicht mehr zurück. / Publikum - noch stundenlang - / wartete auf Bumerang." Es ist sehr wahrscheinlich, dass die meisten über vierzig Jahre alten Österreicher dieses sinnbefreite Gedicht von Joachim Ringelnatz auswendig aufsagen können. Keine Lesung von Otto Schenk - Schauspieler, Kabarettist, Regisseur, Theaterdirektor und gleichsam Urgestein der österreichischen Bühnen - kommt ohne den Bumerang aus. Das ist bei Schenk, der über viele Jahre auch einer der gefragtesten Spielleiter an der New Yorker Metropolitan Opera war, übrigens heute noch so. In den siebziger und achtziger Jahren war es fast unmöglich, "dem Schenk" zu entkommen. Denn tatsächlich noch beliebter als seine Bühnenauftritte waren seine Vortragsabende, von denen etliche auch auf Schallplatte gepresst wurden.
Rechtzeitig zu Schenks heutigem neunzigsten Geburtstag hat der Schriftsteller, Verleger und Fotograf Michael Horowitz gemeinsam mit dem Jubilar einen Bildband herausgebracht. Viele der Fotos stammen aus Otto Schenks eigenen Beständen, andere wurden von Horowitz aufgenommen oder Archiven entnommen. Schenk als Baby, bei seinen ersten Eislaufversuchen als Dreijähriger im traditionsreichen Wiener Eislauf-Verein, dessen Präsident er später einmal war, mit Gattin Renée "Mika" Michaelis, beim Feiern mit Kollegen, im Schwimmbad, in der Bibliothek, seinen Hunden vorlesend. Einige Bilder aus seinem Berufsleben sind dann doch auch hineingerutscht, etwa aus einem in Wien weltberühmten Sketch mit Helmuth Lohner ("Auf den Flügeln des Gesangs"). Zu fast allen Bildern hat Schenk kleine, oft bissig-selbstironische Kommentare geschrieben. Daneben gibt es noch kurze Widmungen von Michael Horowitz und Kolleginnen und Kollegen und auch einen längeren Beitrag von Schenk selbst, in dem er sich einen "Menschenfresser" nennt. Ein Buch für eingefleischte Schenkianer.
MARTIN LHOTZKY
Michael Horowitz und Otto Schenk: "Schenk. Das Buch". Ein intimes Lebensbild.
Molden-Verlag, Wien 2020.
240 S., Abb., geb., 35,- [Euro],
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main