Als ein blonder junger Mann in Jeans und weißem Hemd vor Bertas Kartenbüro in Weimar erscheint, spürt sie gleich: Dieser Junge unterscheidet sich auf eine grundsätzliche Weise von anderen Touristen. Sie täuscht sich nicht. Als sie auf seinem Studentenausweis sein Geburtsdatum sieht, weiß sie, dass Moritz der Mann ist, den sie sucht. Sie erzählt ihm, dass es mit den Unsterblichen, wie sie sie ehrfürchtig nennt, mit Schiller und Goethe zumal, eine besondere Bewandtnis habe.Jede Nacht - oder doch so gut wie jede -, so behauptet Berta, steigen sie vom Sockel. Das Denkmal auf dem Platz vor dem Nationaltheater gebe lebendige Menschen frei, die sich im Park ergehen, die miteinander reden, die, wie sie sagt, an ihre Vergangenheit anknüpfen und den Faden des Lebendigseins bis in die Gegenwart fortspinnen. Die Unsterblichen aber, um den Kontakt zur Gegenwart besser halten zu können, suchen sich einen Helfer, eine Helferin. Einen Menschen, der aufgrund bestimmter Voraussetzungen Zugang hat zu ihrer Welt. Berta hat jahrzehntelang treue Dienste geleistet. Im Damals und im Jetzt. Sie braucht einen Nachfolger - Moritz.