When Karl Friedrich Schinkel finally realized his long-held wish to design stage sets in 1815 under the new Director General of the Royal Theatres in Berlin, Karl Count of Brühl, this introduced a new epoch in the field of stage design. It opened with the twelve sets for Mozart's Magic Flute. These are still living masterpieces in which two geniuses who are related by nature meet. The aim of Schinkel's efforts was to create a comprehensively educational Gesamtkunstwerk. The designs for Mozart's opera were followed by settings from stage works by Gluck, Schiller and Kleist, and also some by authors who are now less well known or forgotten. Schinkel's success created a desire for reproductions of his most beautiful designs. They appeared as coloured aquatint etchings by excellent Berlin engravers from 1819 to 1824 in five volumes, a total of 30 sheets, to which two more were added in a second edition produced from 1847 to 1849. Two further editions were produced in 1861 and in 1874, wh ich proves the continuing popularity of the works. One consequence of the reproductions was that Schinkel's ideas spread beyond the confines of Berlin.The textual commentary examines Schinkel's relationship with the stage, which changed in the course of his life, the history of the emergence of the reproduced works and the strategies pursued by his publisher Ludwig Wilhelm Wittich. Count Bühl's prefaces to the first and last volumes are important documents in Berlin's theatrical history. A catalogue provides explanations about how the designs were used, on contemporary judgements of them and on their artistic significance.
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Frankfurter Allgemeine ZeitungHerbst eines Architekten: Karl Friedrich von Schinkel in seinen späten Projekten
In den letzten Jahren seines Lebens wurde Karl Friedrich Schinkel nachts von Albträumen gequält. Tags wandelte er sie in lichte Träume zauberischer Architektur. So wie der junge glühende Patriot in Gemälden und Bühnenbildern eine feenhaft zarte und doch monumentale deutsche Gotik imaginiert hatte, so schuf der früh Alternde, von Depressionen Heimgesuchte eine Antike wie aus opakem Glas. Sein bürgerlicher Habitus verließ ihn dabei nicht: Immer wieder zeichnete er antikisierende Villen, die zivil bis in die tiefsten verborgenen Fundamente sind. Arkadien, wie Schinkel und seine Freunde es sahen, scheint in diesen Bauten auf. Den Olymp aber seines Griechentums visionierte der Architekt in zwei Traum gebliebenen Projekten, die die Nachwelt als Hauptbeweise seines Genies ansieht: dem Ausbau der Athener Akropolis zur Residenz des neuen griechischen Königtums und "Schloß Orianda auf der Krim", das er für die Schwester des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, Zarin Alexandra Feodorowna, entwarf.
Leo von Klenze hatte einen Alternativentwurf zur Akropolis geliefert, wo der bayerische Prinz Otto als erster König Griechenlands der Neuzeit hätte residieren sollen. Klenze, der mit seinem Königsplatz München zu Athen machte, hätte Athen zu München gemacht, so groß ist die Zahl der Neubauten, die er auf der antiken Trümmerstätte aufführen wollte. Karl Friedrich Schinkel ging umgekehrt vor: Im Zentrum seiner Vision steht der Parthenon, alles überragend, altersgrau, ruinös.
Frei zu empfinden und zu erfinden erlaubte sich Schinkel bei dem Lustschloß der Zarin. Hoch über der Krim hätte eine Akropolis der Neuzeit leuchten sollen, dem Felsen nicht aufgezwungen, sondern entlockt, aber zum Land hin doch verschlossen wie das Gebirge selbst. Erst zur See hin sollte die Anlage mit Terassen, Altanen und Säulengängen jene graziöse Weite entfalten, die Schinkel an seiner Antike so liebte. Noch einmal setzte sich auch jener Schinkel durch, der Anwalt des Bürgertums war und der Bildung, die höher geschätzt wurde als jede politische Macht: Aus dem Verbund der Bauten, Binnenhöfe, Säle und Kabinette ließ der Architekt einen Tempel aufragen, nicht ganz so massiv, aber doch so prominent wie der Parthenon. Darin sollte ein Antiken-Museum untergebracht werden, kein Thronsaal, keine Audienzhalle, keine Ministerratsmanege. Die Idee dieses Tempels ist die des Schinkelschen Museums am Berliner Schloßplatz, die Gestalt changiert zwischen - die düstere Seite Schinkels vielleicht schon - seinem Entwurf für ein Mausoleum Friedrichs des Großen und dem königlichen Empfangssaal, den er auf der Akropolis hatte bauen wollen.
Alle Entwürfe, von Gesamtansichten bis zu Details, hat nun der Stuttgarter Architekturhistoriker Klaus Jan Philipp zusammengestellt. Zur Dokumentation liefert er die Vorbilder von antiken Sehenswürdigkeiten bis zur Mauresken-Mode und gibt die Verhandlungen zwischen Schinkel und seinen Auftraggebern wieder, versehen mit zurückhaltenden und doch pointierten Kommentaren. Unsere Abbildung zeigt den Palast auf der Akropolis in einem Stich aus dem Jahr 1840. ("Karl Friedrich Schinkel. Späte Projekte". Zwei Bände. Englisch/Deutsch. Hrsg. von Klaus Jan Philipp. Edition Axel Menges, Fellbach 2000. 116 u. 128 S., geb., Abb., 387,25 DM.)
DIETER BARTETZKO
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In den letzten Jahren seines Lebens wurde Karl Friedrich Schinkel nachts von Albträumen gequält. Tags wandelte er sie in lichte Träume zauberischer Architektur. So wie der junge glühende Patriot in Gemälden und Bühnenbildern eine feenhaft zarte und doch monumentale deutsche Gotik imaginiert hatte, so schuf der früh Alternde, von Depressionen Heimgesuchte eine Antike wie aus opakem Glas. Sein bürgerlicher Habitus verließ ihn dabei nicht: Immer wieder zeichnete er antikisierende Villen, die zivil bis in die tiefsten verborgenen Fundamente sind. Arkadien, wie Schinkel und seine Freunde es sahen, scheint in diesen Bauten auf. Den Olymp aber seines Griechentums visionierte der Architekt in zwei Traum gebliebenen Projekten, die die Nachwelt als Hauptbeweise seines Genies ansieht: dem Ausbau der Athener Akropolis zur Residenz des neuen griechischen Königtums und "Schloß Orianda auf der Krim", das er für die Schwester des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, Zarin Alexandra Feodorowna, entwarf.
Leo von Klenze hatte einen Alternativentwurf zur Akropolis geliefert, wo der bayerische Prinz Otto als erster König Griechenlands der Neuzeit hätte residieren sollen. Klenze, der mit seinem Königsplatz München zu Athen machte, hätte Athen zu München gemacht, so groß ist die Zahl der Neubauten, die er auf der antiken Trümmerstätte aufführen wollte. Karl Friedrich Schinkel ging umgekehrt vor: Im Zentrum seiner Vision steht der Parthenon, alles überragend, altersgrau, ruinös.
Frei zu empfinden und zu erfinden erlaubte sich Schinkel bei dem Lustschloß der Zarin. Hoch über der Krim hätte eine Akropolis der Neuzeit leuchten sollen, dem Felsen nicht aufgezwungen, sondern entlockt, aber zum Land hin doch verschlossen wie das Gebirge selbst. Erst zur See hin sollte die Anlage mit Terassen, Altanen und Säulengängen jene graziöse Weite entfalten, die Schinkel an seiner Antike so liebte. Noch einmal setzte sich auch jener Schinkel durch, der Anwalt des Bürgertums war und der Bildung, die höher geschätzt wurde als jede politische Macht: Aus dem Verbund der Bauten, Binnenhöfe, Säle und Kabinette ließ der Architekt einen Tempel aufragen, nicht ganz so massiv, aber doch so prominent wie der Parthenon. Darin sollte ein Antiken-Museum untergebracht werden, kein Thronsaal, keine Audienzhalle, keine Ministerratsmanege. Die Idee dieses Tempels ist die des Schinkelschen Museums am Berliner Schloßplatz, die Gestalt changiert zwischen - die düstere Seite Schinkels vielleicht schon - seinem Entwurf für ein Mausoleum Friedrichs des Großen und dem königlichen Empfangssaal, den er auf der Akropolis hatte bauen wollen.
Alle Entwürfe, von Gesamtansichten bis zu Details, hat nun der Stuttgarter Architekturhistoriker Klaus Jan Philipp zusammengestellt. Zur Dokumentation liefert er die Vorbilder von antiken Sehenswürdigkeiten bis zur Mauresken-Mode und gibt die Verhandlungen zwischen Schinkel und seinen Auftraggebern wieder, versehen mit zurückhaltenden und doch pointierten Kommentaren. Unsere Abbildung zeigt den Palast auf der Akropolis in einem Stich aus dem Jahr 1840. ("Karl Friedrich Schinkel. Späte Projekte". Zwei Bände. Englisch/Deutsch. Hrsg. von Klaus Jan Philipp. Edition Axel Menges, Fellbach 2000. 116 u. 128 S., geb., Abb., 387,25 DM.)
DIETER BARTETZKO
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