Das Spiel mit der Macht. Frank Schirrmachers Biographie ist vielleicht die letzte, die man exemplarisch nennen muss: Michael Angele hat das erste Porträt des großen Journalisten, Herausgebers der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Bestsellerautors geschrieben. Er zeichnet ein detailreiches Bild des Mannes, den man den "kindlichen Kaiser" nannte, ebenso wie ein Panorama der Medienlandschaft und Debatten dieser Zeit, die Schirrmacher entscheidend mitbestimmte. In der deutschen Mediengeschichte ist Frank Schirrmacher (1959--2014) eine singuläre Erscheinung. Weit über seine Funktion als Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hinaus wirkte Schirrmacher als Bestsellerautor in die deutsche Öffentlichkeit und ihre Debatten hinein. Dabei verschränkten sich Machtwille und Lust am Diskurs, Aufklärung und Reaktion in spektakulärer Form. Schon zu Lebzeiten wurde er bei Eckhard Henscheid oder Rainald Goetz zur literarischen Figur, nicht zuletzt wegen seines Hangs zur Intrige und zur großen Geste. Schirrmacher, der Beamtensohn aus Wiesbaden, aufgewachsen als Anhänger von Thomas Mann und Helmut Kohl, endete als globaler Nerd des 21. Jahrhunderts, der sich im digitalen Kosmos wohler fühlte als in den deutschen Salons. Am 12. Juni 2014 starb er überraschend an Herzversagen."Über Schirrmacher schreiben heißt, ein Schelmenstück schreiben. Es ist das Stück, in dem er sich selbst sah." (Michael Angele)
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Andrian Kreye ist empört über Michael Angeles Schirrmacher-Biografie. Zwar räumt der SZ-Feuilletonchef durchaus ein, dass der ehemalige FAZ-Herausgeber ein "gerissener Netzwerker und brutaler Chef" gewesen sei, aber was Angele über Frank Schirrmacher zusammenträgt, nennt Kreye in seiner auf Vernichtung zielenden Kritik geschwätzig und boshaft. Er sieht nicht nur Schirrmacher, sondern gleich die ganze Medien- und Kulturbranche unter Generalverdacht gestellt: Als sei Schirrmacher ein Machtmensch mit zweifelhaften Methoden gewesen! Statt Respekt oder wenigstens Quellengenauigkeit bietet ihm Angele ermüdende Geschwätzigkeit, teilweise in Ich-Form, teils aus zweiter Hand, und "üble" Vorurteile. Auch sprachlich erscheint Kreye das Porträt nicht besonders gekonnt, so dass er sich bald im Labyrinth der Erzählzeiten verirrte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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» (...) ein (...) durch und durch boshaftes Buch. « Süddeutsche Zeitung 20180514