Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2009Der Filmemacher Dominik Graf ist einer der wenigen Regisseure seiner Generation, die ihr Verhältnis zur Filmgeschichte schreibend reflektieren. Jetzt sind unter dem Titel "Schläft ein Lied in allen Dingen" seine überwiegend fürs Feuilleton dieser Zeitung entstandenen Texte zum Film in einem Sammelband erschienen. Seine Leidenschaft gilt dabei den Vernachlässigten und Vergessenen. Anhand ihrer Filme entwirft er nicht nur ein Recht auf Scheitern, sondern geradezu eine Pflicht, sich quer zu den herrschenden Vorlieben zu stellen. In seiner zärtlichen Geographie des Kinos verortet er Leute wie Klaus Lemke, Nicolas Roeg, Damiano Damiani oder Jean Eustache, wirft aber auch neue Blicke auf heilige Kühe wie Fassbinder, Rossellini, Wajda oder Godard oder lauscht den Komponisten von Truffaut und Resnais. (Dominik Graf: "Schläft ein Lied in allen Dingen". Texte zum Film. Mit einem Vorwort von Michael Althen. Alexander Verlag, Berlin 2009. 376 S., 11 SW-Abb., br., 24,90 [Euro].)
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.01.2010Die volle Wucht des Mitgefühls
Der Regisseur Dominik Graf schreibt einzigartig schlüssig über Filme, die er hasst, und das Kino, das er liebt
Was kann man Gutes über ein Filmbuch sagen? Dass es Lust auf Filme macht, natürlich. Dass man jede Szene, die darin beschrieben wird, sofort wiedersehen oder – besser noch – für sich entdecken möchte. Dass Liebe darin spürbar wird, aber eben nicht nur die alles verschlingende, konturlose, gallertartig wuchernde Liebe des cinephilen Sammler-Nerds – sondern auch Schärfe, Urteil, Abgrenzung, Hass. Dass die Texte dem Leser zu träumen erlauben, wie sonst nur das Kino es kann. Dass alles allzu Kurzlebige und allzu Kanonische, tausendmal Wiedergekäute endlich mal draußen bleiben muss. Dass ein Autor deshalb frei und unbeschwert aus dem Fundus der Filmgeschichte schöpft, aber dies doch mit einer Dringlichkeit, die unmittelbar auf den nächsten Tag gerichtet zu sein scheint. All das gilt für Dominik Grafs Textsammlung „Schläft ein Lied in allen Dingen”.
Dass Graf zu jenen seltenen Regisseuren gehört, die ihre Kino-Leidenschaft auch präzise analysieren und artikulieren können, war aus seinen gelegentlichen Texten für die Süddeutsche Zeitung und die FAZ schon immer herauszulesen. Überraschend ist dann aber doch, dass diese verstreuten und thematisch scheinbar zufälligen Äußerungen sich nun derart schlüssig zu einem Ganzen zusammenfügen, zu einem Weltbild, einem Psychogramm, einem kaum verschleierten Selbstporträt. Dominik Graf sieht Filme eben nicht aus der vertrödelten, geschmäcklerischen Haltung eines Konsumenten heraus, der zur Verlängerung seiner Lust eine ohnehin restlos zugetextete Welt noch weiter mit seinen Seherlebnissen belästigen muss. Er sieht sie im ständigen, volatilen Bezug zum eigenen Schaffen, zu den eigenen, verlorenen Illusionen, zu den eigenen, handgreiflichen Problemen als Filmemacher. Das macht dieses Buch so einzigartig.
Schon mit seinem Prolog, der den Titel „Für eine Unbekannte” trägt, bricht er dem Leser beinah ansatzlos das Herz. Man muss sofort nachschauen, ob das alles stimmt, was er da sagt. Ob man den Anfang von Jean-Pierre Melvilles „L’Aine des Ferchaux ” („Die Millionen eines Gehetzten”) bisher tatsächlich sehen konnte, ohne die volle Wucht des Mitgefühls zu spüren, das Graf dabei empfindet. Und ja, da sitzt tatsächlich diese hübsche junge Frau im Café, die keinen Sou mehr in der Tasche hat, die vergeblich auf ihren Lover Jean-Paul Belmondo wartet. Der hat sich hinter ihrem Rücken davongestohlen, ohne ein Wort der Erklärung oder des Abschieds. Er wird sein bisheriges Leben hinter sich lassen und einen reichen Bankier bei der Flucht nach Amerika begleiten. Jetzt schaut die Kamera – mit ihm – aus dem Taxi zum Flughafen hinaus und sieht die Frau noch einmal kurz dort sitzen, ahnungslos, ins Leere starrend. „Sie sieht so schutzlos aus, als die Geschichte sie verlässt”, schreibt Graf. Und doch muss erst einer wie Graf kommen, um uns für die volle, vernichtende Wucht dieser Schutzlosigkeit die Augen zu öffnen.
Oft ist er in diesem Buch ein Anwalt der Schutzlosen, der Vergessenen, der Marginalisierten der Filmgeschichte. Warum gibt es Kritiker, die sich immer noch abfällig über den Genrefilm äußern? Wann werden Regisseure wie George Roy Hill oder Donald Cammell endlich als die Meister gewürdigt, die sie sind? Was um Himmels willen geschah mit „Je t’aime, je t’aime”, dem besten Film von Alain Resnais – oder mit dem Gesamtwerk des großen Jean Eustache? Und wie viele Juwelen sind wohl noch vergraben in diesem großen Haufen Trash, als der zu Unrecht der italienische „Giallo”-Film aus den Sixties und Seventies gilt? Bei solchen Fragen zeigt sich Dominik Graf als ganz altmodischer Moralist, aber das unterläuft ihm eher. Wie alle großen Moralisten wäre er auch viel lieber Zyniker.
So kann er sich endlos für Robert Altman oder Arthur Penn begeistern, in ihren rabenschwärzesten Phasen. „Schmutzige Verhältnisse”, „knochenharter Witz”, „zerborstene Idole”, „absolute Hoffnungslosigkeit” – all das sind Ehrentitel, die er mit höchstem Respekt an seine Lieblingsfilme vergibt. Nur sie haben sich einmal dem entgegengestemmt, was er hasst: „Event-Kapitalismus, Sponsoren-Kultur, kleinbürgerliche ,Filmkunst‘, Schmonzette und Massenverblödung.”
Wenn Dominik Graf also den von ihm verehrten Robert Aldrich als „Pragmatiker, Genreprofi, Realist und amerikanischen Moralisten der absolut hartgesottenen Sorte” preist, dann spürt man: Genauso würde er selbst gesehen werden. Dort eben, wo er selbst agieren kann, ohne seine Überzeugungen zu verraten – zum Beispiel im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Denn das Überleben ist nicht leicht in einem deutschen Film, diesem „rastlosen und destruktiven Getriebe der Branche”, deren Menschenbild „so klein, so getrieben, so verdruckst, so künstlich lustig oder so aufgesetzt poetisch” ist.
Man liest, keine Frage, hier nicht das Buch eines glücklichen Filmemachers. Oder doch? Bei der Lektüre würde man jedenfalls kaum darauf kommen, dass da ein mit zahlreichen Preisen bedachter Regisseur spricht, mit hoher kreativer Schlagzahl, von der Kritik in der Mehrzahl der Fälle doch eher großzügig unterstützt. Was dann auch direkt zu einem Grundwiderspruch führt, der vielleicht nicht in allen Dingen schläft, aber doch sicher in den Texten dieses Buches.
Dominik Graf träumt nämlich – und wer würde ihm da nicht sofort folgen – von einer Größe und Lässigkeit der Gefühle, Lebensentwürfe und Horizonte, die er zum Beispiel in den Figuren von Claude Sautet erkennt, die er bei Marlene Dietrich spürt, oder bei Erich Maria Remarque – und kombiniert dann zum Beispiel in der „ruhelos legendären” Affäre dieser letzteren beiden. Hier entdeckt er heroische, vergebliche Liebe, zu komplex fürs gemeine Schmonzetten-Publikum, glamouröse Gespenster, eine „emotionale Elite”. Touché.
Aber glaubt er nur einen Moment, man käme in die Nähe solcher Größe, wenn man tagtäglich seine Wut auch auf den verlogenen deutschen Fernseh-Mainstream pflegt, auf den spießigen Kunstbegriff des Programmkinopublikums, auf den Kleingeist gar der hiesigen Filmförderung? Auch die Wahl der Gegner ist ja am Ende entscheidend – sie dürfen, wenn man an ihnen wachsen will, niemals zu klein sein. Den brennenden Abgrenzungsbedarf, den man nicht nur bei Dominik Graf spürt, sondern auch bei anderen brillanten Köpfen unter den deutschen Regisseuren, wie Christian Petzold oder Christoph Hochhäusler – er ist ja gut und richtig, und er dient ja durchaus dazu, diese Künstler anzutreiben. Aber er sollte sie nicht ex negativo definieren, im Sinn einer Obsession, ihnen nicht diktieren, was sie „anders” machen müssen, um endlich ganz sie selbst zu werden.
Auch dafür ist dieses Buch am Ende unverzichtbar: zu erkennen, dass wir nicht nur glücklich das Zauberwort treffen müssen, das uns die Lässigkeit, Tragik und Weite der Welt immer wieder eröffnet. Die ganz Großen wissen, dass das passiert – oder eben nicht. Noch entscheidender ist es daher, auf dem Weg dorthin nicht zu verkrampfen. TOBIAS KNIEBE
DOMINIK GRAF: Schläft ein Lied in allen Dingen. Herausgegeben von Michael Althen. Alexander Verlag, Berlin 2009. 376 Seiten, 19,90 Euro.
Tod den Verächtern des Genres: „Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauerte” von Damiano Damiani mit Franco Nero aus dem Jahr 1971 – ein Lieblingsfilm des deutschen Regisseurs Dominik Graf (links) Fotos: defd, dpa
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Der Regisseur Dominik Graf schreibt einzigartig schlüssig über Filme, die er hasst, und das Kino, das er liebt
Was kann man Gutes über ein Filmbuch sagen? Dass es Lust auf Filme macht, natürlich. Dass man jede Szene, die darin beschrieben wird, sofort wiedersehen oder – besser noch – für sich entdecken möchte. Dass Liebe darin spürbar wird, aber eben nicht nur die alles verschlingende, konturlose, gallertartig wuchernde Liebe des cinephilen Sammler-Nerds – sondern auch Schärfe, Urteil, Abgrenzung, Hass. Dass die Texte dem Leser zu träumen erlauben, wie sonst nur das Kino es kann. Dass alles allzu Kurzlebige und allzu Kanonische, tausendmal Wiedergekäute endlich mal draußen bleiben muss. Dass ein Autor deshalb frei und unbeschwert aus dem Fundus der Filmgeschichte schöpft, aber dies doch mit einer Dringlichkeit, die unmittelbar auf den nächsten Tag gerichtet zu sein scheint. All das gilt für Dominik Grafs Textsammlung „Schläft ein Lied in allen Dingen”.
Dass Graf zu jenen seltenen Regisseuren gehört, die ihre Kino-Leidenschaft auch präzise analysieren und artikulieren können, war aus seinen gelegentlichen Texten für die Süddeutsche Zeitung und die FAZ schon immer herauszulesen. Überraschend ist dann aber doch, dass diese verstreuten und thematisch scheinbar zufälligen Äußerungen sich nun derart schlüssig zu einem Ganzen zusammenfügen, zu einem Weltbild, einem Psychogramm, einem kaum verschleierten Selbstporträt. Dominik Graf sieht Filme eben nicht aus der vertrödelten, geschmäcklerischen Haltung eines Konsumenten heraus, der zur Verlängerung seiner Lust eine ohnehin restlos zugetextete Welt noch weiter mit seinen Seherlebnissen belästigen muss. Er sieht sie im ständigen, volatilen Bezug zum eigenen Schaffen, zu den eigenen, verlorenen Illusionen, zu den eigenen, handgreiflichen Problemen als Filmemacher. Das macht dieses Buch so einzigartig.
Schon mit seinem Prolog, der den Titel „Für eine Unbekannte” trägt, bricht er dem Leser beinah ansatzlos das Herz. Man muss sofort nachschauen, ob das alles stimmt, was er da sagt. Ob man den Anfang von Jean-Pierre Melvilles „L’Aine des Ferchaux ” („Die Millionen eines Gehetzten”) bisher tatsächlich sehen konnte, ohne die volle Wucht des Mitgefühls zu spüren, das Graf dabei empfindet. Und ja, da sitzt tatsächlich diese hübsche junge Frau im Café, die keinen Sou mehr in der Tasche hat, die vergeblich auf ihren Lover Jean-Paul Belmondo wartet. Der hat sich hinter ihrem Rücken davongestohlen, ohne ein Wort der Erklärung oder des Abschieds. Er wird sein bisheriges Leben hinter sich lassen und einen reichen Bankier bei der Flucht nach Amerika begleiten. Jetzt schaut die Kamera – mit ihm – aus dem Taxi zum Flughafen hinaus und sieht die Frau noch einmal kurz dort sitzen, ahnungslos, ins Leere starrend. „Sie sieht so schutzlos aus, als die Geschichte sie verlässt”, schreibt Graf. Und doch muss erst einer wie Graf kommen, um uns für die volle, vernichtende Wucht dieser Schutzlosigkeit die Augen zu öffnen.
Oft ist er in diesem Buch ein Anwalt der Schutzlosen, der Vergessenen, der Marginalisierten der Filmgeschichte. Warum gibt es Kritiker, die sich immer noch abfällig über den Genrefilm äußern? Wann werden Regisseure wie George Roy Hill oder Donald Cammell endlich als die Meister gewürdigt, die sie sind? Was um Himmels willen geschah mit „Je t’aime, je t’aime”, dem besten Film von Alain Resnais – oder mit dem Gesamtwerk des großen Jean Eustache? Und wie viele Juwelen sind wohl noch vergraben in diesem großen Haufen Trash, als der zu Unrecht der italienische „Giallo”-Film aus den Sixties und Seventies gilt? Bei solchen Fragen zeigt sich Dominik Graf als ganz altmodischer Moralist, aber das unterläuft ihm eher. Wie alle großen Moralisten wäre er auch viel lieber Zyniker.
So kann er sich endlos für Robert Altman oder Arthur Penn begeistern, in ihren rabenschwärzesten Phasen. „Schmutzige Verhältnisse”, „knochenharter Witz”, „zerborstene Idole”, „absolute Hoffnungslosigkeit” – all das sind Ehrentitel, die er mit höchstem Respekt an seine Lieblingsfilme vergibt. Nur sie haben sich einmal dem entgegengestemmt, was er hasst: „Event-Kapitalismus, Sponsoren-Kultur, kleinbürgerliche ,Filmkunst‘, Schmonzette und Massenverblödung.”
Wenn Dominik Graf also den von ihm verehrten Robert Aldrich als „Pragmatiker, Genreprofi, Realist und amerikanischen Moralisten der absolut hartgesottenen Sorte” preist, dann spürt man: Genauso würde er selbst gesehen werden. Dort eben, wo er selbst agieren kann, ohne seine Überzeugungen zu verraten – zum Beispiel im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Denn das Überleben ist nicht leicht in einem deutschen Film, diesem „rastlosen und destruktiven Getriebe der Branche”, deren Menschenbild „so klein, so getrieben, so verdruckst, so künstlich lustig oder so aufgesetzt poetisch” ist.
Man liest, keine Frage, hier nicht das Buch eines glücklichen Filmemachers. Oder doch? Bei der Lektüre würde man jedenfalls kaum darauf kommen, dass da ein mit zahlreichen Preisen bedachter Regisseur spricht, mit hoher kreativer Schlagzahl, von der Kritik in der Mehrzahl der Fälle doch eher großzügig unterstützt. Was dann auch direkt zu einem Grundwiderspruch führt, der vielleicht nicht in allen Dingen schläft, aber doch sicher in den Texten dieses Buches.
Dominik Graf träumt nämlich – und wer würde ihm da nicht sofort folgen – von einer Größe und Lässigkeit der Gefühle, Lebensentwürfe und Horizonte, die er zum Beispiel in den Figuren von Claude Sautet erkennt, die er bei Marlene Dietrich spürt, oder bei Erich Maria Remarque – und kombiniert dann zum Beispiel in der „ruhelos legendären” Affäre dieser letzteren beiden. Hier entdeckt er heroische, vergebliche Liebe, zu komplex fürs gemeine Schmonzetten-Publikum, glamouröse Gespenster, eine „emotionale Elite”. Touché.
Aber glaubt er nur einen Moment, man käme in die Nähe solcher Größe, wenn man tagtäglich seine Wut auch auf den verlogenen deutschen Fernseh-Mainstream pflegt, auf den spießigen Kunstbegriff des Programmkinopublikums, auf den Kleingeist gar der hiesigen Filmförderung? Auch die Wahl der Gegner ist ja am Ende entscheidend – sie dürfen, wenn man an ihnen wachsen will, niemals zu klein sein. Den brennenden Abgrenzungsbedarf, den man nicht nur bei Dominik Graf spürt, sondern auch bei anderen brillanten Köpfen unter den deutschen Regisseuren, wie Christian Petzold oder Christoph Hochhäusler – er ist ja gut und richtig, und er dient ja durchaus dazu, diese Künstler anzutreiben. Aber er sollte sie nicht ex negativo definieren, im Sinn einer Obsession, ihnen nicht diktieren, was sie „anders” machen müssen, um endlich ganz sie selbst zu werden.
Auch dafür ist dieses Buch am Ende unverzichtbar: zu erkennen, dass wir nicht nur glücklich das Zauberwort treffen müssen, das uns die Lässigkeit, Tragik und Weite der Welt immer wieder eröffnet. Die ganz Großen wissen, dass das passiert – oder eben nicht. Noch entscheidender ist es daher, auf dem Weg dorthin nicht zu verkrampfen. TOBIAS KNIEBE
DOMINIK GRAF: Schläft ein Lied in allen Dingen. Herausgegeben von Michael Althen. Alexander Verlag, Berlin 2009. 376 Seiten, 19,90 Euro.
Tod den Verächtern des Genres: „Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauerte” von Damiano Damiani mit Franco Nero aus dem Jahr 1971 – ein Lieblingsfilm des deutschen Regisseurs Dominik Graf (links) Fotos: defd, dpa
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Das perfekte Filmbuch hat Tobias Kniebe in Dominik Grafs "Schläft ein Lied in allen Dingen" entdeckt, denn er findet darin alles was er für wichtig hält: Leidenschaft, Analysefähigkeit, kritische Urteilsfähigkeit. Dass man mit diesem Buch aber auch noch eine Art Selbstporträt des Filmemachers Graf in den Händen hat, kann die Freude des Rezensenten nur vergrößern. Auf Sympathie stößt auch Grafs Augenmerk auf Nebenfiguren, Außenseiter und Vergessene der Filmgeschichte. Nur vor einem meint Kniebe den Autor warnen zu müssen, dass er sich nämlich in seinem "brennenden Abgrenzungsbedarf" an den falschen Gegnern abarbeitet und Gefahr läuft, sich als Filmregisseur "ex negativo zu definieren". Also immer schön locker bleiben, gibt der Rezensent dem Autor auf den Weg, dessen Buch ihn aber dennoch, wie es scheint, beeindruckt hat.
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