Es ist der siebzehnte Tag ohne Schlaf.« So beginnt Haruki Murakamis Erzählung von einer Frau, die nachts kein Auge mehr zumacht. Aber es fühlt sich anders an als die quälende Schlaflosigkeit, die sie als Studentin erlebt hat: Jetzt ist sie auf zauberhafte Weise nicht mehr müde. »Ich kann einfach nicht schlafen. Noch nicht einmal ein Nickerchen.«
Spätabends, wenn ihr Mann und ihr Sohn im Bett liegen, beginnt sie ein zweites Leben, und die Nächte sind bei Weitem aufregender als ihre gleichförmigen Tage aber auch gefährlicher.
Die Illustratorin Kat Menschik hat den Zauber von Murakamis Erzählung in traumgleiche Bilder gebracht. Auch deshalb ist dieser durchgehend in Duotone (Nachtblau/Silber) gedruckte Band ein guter Grund, nachts wach zu bleiben.
Spätabends, wenn ihr Mann und ihr Sohn im Bett liegen, beginnt sie ein zweites Leben, und die Nächte sind bei Weitem aufregender als ihre gleichförmigen Tage aber auch gefährlicher.
Die Illustratorin Kat Menschik hat den Zauber von Murakamis Erzählung in traumgleiche Bilder gebracht. Auch deshalb ist dieser durchgehend in Duotone (Nachtblau/Silber) gedruckte Band ein guter Grund, nachts wach zu bleiben.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.09.2009Siebzehn Tage ohne Schlaf
Haruki Murakamis unheimliche Erzählung „Schlaf”, illustriert von Kat Menschik
Der Schlaf gehört der Nacht, das Wachen dem Tag: Wer diesen Rhythmus durchbricht, lebt anders, ist unheimlich. Schlafentzug wird als quälende Folter verwendet, Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, werden reizbar und entwickeln Wahnvorstellungen. Um so erstaunlicher ist die Protagonistin in Haruki Murakamis Erzählung „Schlaf”. Sie hat seit siebzehn Tagen nicht geschlafen. Seltsamerweise leidet sie nicht darunter. Seit der Nacht, als eine dunkle Gestalt, eine Art Anti-Sandmann, in ihrem Schlafzimmer stand und unaufhörlich Wasser auf ihre Füße goss, ist ihr Leben komplett vom Schlaf abgeschnitten – und es stört sie nicht. Sie fühlt sich im Gegenteil viel kräftiger und schöner als vorher. Anfang dreißig, mit tüchtigem Zahnarztgatten und einem Kind hatte sie sich in der Monotonie des Alltags eingerichtet: Einkauf, Schwimmbadbesuch, Mittagessen, danach der routinierte Sex mit dem eben noch über Zahnstein sinnierenden Ehemann. Die Schlaflosigkeit erscheint ihr als Möglichkeit, um loszukommen von einem Leben, „über das man sich nicht beklagen kann”.
Sie trinkt jede Nacht Cognac und liest manisch Tolstois „Anna Karenina”. Ihr Verlangen nach Freiheit und Flucht aus den Klauen des Alltags wird durch die leidenschaftliche Liebesaffäre Annas mit dem Grafen Wronski genährt. Tagsüber lässt sie sich nichts anmerken, verhält sich normal, ganz so, als ob sie über einen Seitensprung, eine Untreue hinwegtäuschen müsste. Den Schuldgefühlen folgt bald Euphorie, sie ist wacher denn je, und im Schwimmbad krault sie mit neuer Kondition.
Nur beim Anblick ihres schlafenden Ehemannes und des Sohnes spürt sie einen Widerwillen. Die früher Sicherheit versprechende Gesichtszüge des Gefährten erscheinen ihr nun ordinär, hässlich und alt. Weil sie nicht schlafen kann, er aber wie ein Murmeltier schnaufend neben ihr liegt, hasst sie seinen ganzen tadellos weißen Zahnarzt- Charakter, der ihr zum Inbegriff der Phantasielosigkeit wird. Nach siebzehn Tagen und Nächten, als sie schließlich vergessen hat, wie sich Schlaf anfühlt, zweifelt sie an ihrer Existenz: Was, wenn der Tod nicht verlängerter Schlaf, sondern ewiges Wachsein bedeutet?
Das Nicht-Schlafen-Können gilt als eine Anomalie, eine Krankheit. Wer überhaupt nicht schlafen muss, wer gar kein Bedürfnis danach verspürt, der muss etwas ganz und gar Fremdes, Unirdisches sein. Ein Gott oder ein Zombie. Mit dieser Konsequenz spielt Haruki Murakami hier immer wieder.
Ähnlich wie in seinem im Jahr 2005 erschienen Roman „After Dark”, in dem auch das Thema der Insomnie schon eine große Rolle spielte, überrascht er mit einer plötzlichen Grenzüberschreitung in eine andere Welt. Eine Parallelwelt, die hier aber vor allem dadurch verstört, dass sie keinen Abstand zur Realität einhält. Vom schnellen Erzähltempo beeindruckt, verfolgt der Leser den stetigen Wechsel zwischen Traum und Wirklichkeit, bis er - wie die Protagonistin - vom Schwindel übermannt wird.
Ergänzt wird der Text, der dem Erzählband „Ein Elefant verschwindet” (DuMont 2007) entnommen ist, durch die düster-klaren Illustrationen von Kat Menschik. Die zuweilen auch für Zeitungen arbeitende Berliner Illustratorin unterstreicht mit ihren expressionistisch überhöhten, von den Techniken des Comics geprägten Abbildungen eindrucksvoll das beklemmende Horror-Szenario. Ebenso inhaltsbezogen wie voller surrealer Symbolik, überdeutlich, aber doch auch völlig fremd, illustrieren die Zeichnungen nicht nur. Mit ihren kühnen Winkeln und ineinandergeschobenen Perspektiven wirken sie bedrohlich. Sie fangen den Betrachter ein in ihrem absurd-realistischen Blick auf die Welt. Ein Buch für den Nachttisch? Nur für ganz und gar sichere Schläfer – aber wer kann sich nachts schon sicher sein?
SIMON STRAUSS
HARUKI MURAKAMI: Schlaf. Aus dem Japanischen von Nora Bierich. Mit Illustrationen von Kat Menschik. DuMontVerlag, Köln 2009. 78 Seiten, 14, 95 Euro.
Zwischen Traum und Wirklichkeit: eine von Kat Menschiks Illustrationen zu „Schlaf” Abb. aus d.bespr. Band
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Haruki Murakamis unheimliche Erzählung „Schlaf”, illustriert von Kat Menschik
Der Schlaf gehört der Nacht, das Wachen dem Tag: Wer diesen Rhythmus durchbricht, lebt anders, ist unheimlich. Schlafentzug wird als quälende Folter verwendet, Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, werden reizbar und entwickeln Wahnvorstellungen. Um so erstaunlicher ist die Protagonistin in Haruki Murakamis Erzählung „Schlaf”. Sie hat seit siebzehn Tagen nicht geschlafen. Seltsamerweise leidet sie nicht darunter. Seit der Nacht, als eine dunkle Gestalt, eine Art Anti-Sandmann, in ihrem Schlafzimmer stand und unaufhörlich Wasser auf ihre Füße goss, ist ihr Leben komplett vom Schlaf abgeschnitten – und es stört sie nicht. Sie fühlt sich im Gegenteil viel kräftiger und schöner als vorher. Anfang dreißig, mit tüchtigem Zahnarztgatten und einem Kind hatte sie sich in der Monotonie des Alltags eingerichtet: Einkauf, Schwimmbadbesuch, Mittagessen, danach der routinierte Sex mit dem eben noch über Zahnstein sinnierenden Ehemann. Die Schlaflosigkeit erscheint ihr als Möglichkeit, um loszukommen von einem Leben, „über das man sich nicht beklagen kann”.
Sie trinkt jede Nacht Cognac und liest manisch Tolstois „Anna Karenina”. Ihr Verlangen nach Freiheit und Flucht aus den Klauen des Alltags wird durch die leidenschaftliche Liebesaffäre Annas mit dem Grafen Wronski genährt. Tagsüber lässt sie sich nichts anmerken, verhält sich normal, ganz so, als ob sie über einen Seitensprung, eine Untreue hinwegtäuschen müsste. Den Schuldgefühlen folgt bald Euphorie, sie ist wacher denn je, und im Schwimmbad krault sie mit neuer Kondition.
Nur beim Anblick ihres schlafenden Ehemannes und des Sohnes spürt sie einen Widerwillen. Die früher Sicherheit versprechende Gesichtszüge des Gefährten erscheinen ihr nun ordinär, hässlich und alt. Weil sie nicht schlafen kann, er aber wie ein Murmeltier schnaufend neben ihr liegt, hasst sie seinen ganzen tadellos weißen Zahnarzt- Charakter, der ihr zum Inbegriff der Phantasielosigkeit wird. Nach siebzehn Tagen und Nächten, als sie schließlich vergessen hat, wie sich Schlaf anfühlt, zweifelt sie an ihrer Existenz: Was, wenn der Tod nicht verlängerter Schlaf, sondern ewiges Wachsein bedeutet?
Das Nicht-Schlafen-Können gilt als eine Anomalie, eine Krankheit. Wer überhaupt nicht schlafen muss, wer gar kein Bedürfnis danach verspürt, der muss etwas ganz und gar Fremdes, Unirdisches sein. Ein Gott oder ein Zombie. Mit dieser Konsequenz spielt Haruki Murakami hier immer wieder.
Ähnlich wie in seinem im Jahr 2005 erschienen Roman „After Dark”, in dem auch das Thema der Insomnie schon eine große Rolle spielte, überrascht er mit einer plötzlichen Grenzüberschreitung in eine andere Welt. Eine Parallelwelt, die hier aber vor allem dadurch verstört, dass sie keinen Abstand zur Realität einhält. Vom schnellen Erzähltempo beeindruckt, verfolgt der Leser den stetigen Wechsel zwischen Traum und Wirklichkeit, bis er - wie die Protagonistin - vom Schwindel übermannt wird.
Ergänzt wird der Text, der dem Erzählband „Ein Elefant verschwindet” (DuMont 2007) entnommen ist, durch die düster-klaren Illustrationen von Kat Menschik. Die zuweilen auch für Zeitungen arbeitende Berliner Illustratorin unterstreicht mit ihren expressionistisch überhöhten, von den Techniken des Comics geprägten Abbildungen eindrucksvoll das beklemmende Horror-Szenario. Ebenso inhaltsbezogen wie voller surrealer Symbolik, überdeutlich, aber doch auch völlig fremd, illustrieren die Zeichnungen nicht nur. Mit ihren kühnen Winkeln und ineinandergeschobenen Perspektiven wirken sie bedrohlich. Sie fangen den Betrachter ein in ihrem absurd-realistischen Blick auf die Welt. Ein Buch für den Nachttisch? Nur für ganz und gar sichere Schläfer – aber wer kann sich nachts schon sicher sein?
SIMON STRAUSS
HARUKI MURAKAMI: Schlaf. Aus dem Japanischen von Nora Bierich. Mit Illustrationen von Kat Menschik. DuMontVerlag, Köln 2009. 78 Seiten, 14, 95 Euro.
Zwischen Traum und Wirklichkeit: eine von Kat Menschiks Illustrationen zu „Schlaf” Abb. aus d.bespr. Band
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.2009Für immer wach
Schlaf sei der kleine Bruder des Todes, heißt es. Was aber ist dann Schlaflosigkeit? Leben in seiner prallsten Form? Ein Geschenk aus Zeit, das ein Leben neben dem Alltag möglich macht, ein zweites, ganz privates Leben? So scheint es zunächst in Haruki Murakamis Erzählung "Schlaf". Vor siebzehn Tagen, siebzehn Nächten hat die Erzählerin zum letzten Mal geschlafen. Die Tage vergehen in der Normalität ihrer Ehe mit einem Zahnarzt, der darüber nachdenkt, sich ein modernes Gerät zur Zahnsteinentfernung zuzulegen; damit, ihm morgens eine Tasse Kaffee und dem gemeinsamen Sohn eine heiße Milch zu machen, die beiden zu verabschieden, mit täglich denselben Worten: "Sei vorsichtig." Woraufhin der Mann sagt, "mach dir keine Sorgen". Mittags kommt er zum Essen nach Hause, früher, als in die Praxis nur wenige Patienten kamen, hatten sie danach Sex, dann geht die Erzählerin schwimmen. Irgendwann verschwanden die Bücher aus diesem Alltag. Die Erzählerin hat sie nicht vermisst. In der Schlaflosigkeit aber kommt die Lust auf Lektüre wieder, eine besessene Lust auf "Anna Karenina", und Tolstoi und das Versenken ins Buch bringen auch den Appetit auf Schokolade zurück, und auf Cognac, der wie die Bücher und die Schokolade in ihrem Leben keine Rolle mehr gespielt hatte.
Sie leidet nicht unter dem Verlust des Schlafs, sie ist nicht müde, nicht erschöpft. Im Gegenteil. Zunehmend empfindet sie die Realität als sehr einfach. Hausarbeit, Familie, sie erledigt das, als sei eine Maschine in Gang gesetzt. "Kann man sie einmal bedienen, ist der Rest nur noch Wiederholung." Beim Schwimmen fühlt sie sich stärker denn je, vor dem Spiegel entdeckt sie eine Schönheit, die sie vorher nicht gesehen hatte. Nichts lässt sie wanken, die Ereignisse streichen "wie ein lautloser Wind" an ihr vorbei. Und niemand merkt, dass sie sich verändert hat. Dass sie unentwegt liest. Dass sie nicht schläft. Ist das ein Traum vom Verschwinden? Oder der Tod?
Schlafen kann ich, wenn ich tot bin, hat Rainer Werner Fassbinder gesagt. Was aber wäre, wenn der Tod ewige Schlaflosigkeit bedeutete? Wenn der Tod Wachsein ohne Pause wäre, und sich langsam füllte mit dem Personal der Albträume, das bei Tagesanbruch nicht verschwindet, weil Tage und Nächte zäsurlos ineinander übergingen bis in die Ewigkeit? Ist die Erzählung vom Schlaf, dem abwesenden, eine vom Tod? Murakami schreibt eine einfache, rhythmisierte Prosa, deren Ton dringlicher wird, je länger die Schlaflosigkeit der Erzählerin andauert. Und mit der Dringlichkeit kommt ein großes Unbehagen in diesen Text, der dann abrupt endet.
Kat Menschik hat diese Schauergeschichte in ihrem typischen surrealistischen Comic-Stil dunkelblau-silbrig illustriert, mit Frauenköpfen, auf denen Quallen sitzen, mit Fliegen, größer als Handflächen, solchen Sachen. So wird aus dem Bändchen ein Märchenbuch, voller Schrecken und Faszination. (lue.)
Haruki Murakami: "Schlaf". Aus dem Japanischen von Nora Bierich. Mit Illustrationen von Kat Menschik. Dumont Köln 2009, geb., 78 S., 14,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schlaf sei der kleine Bruder des Todes, heißt es. Was aber ist dann Schlaflosigkeit? Leben in seiner prallsten Form? Ein Geschenk aus Zeit, das ein Leben neben dem Alltag möglich macht, ein zweites, ganz privates Leben? So scheint es zunächst in Haruki Murakamis Erzählung "Schlaf". Vor siebzehn Tagen, siebzehn Nächten hat die Erzählerin zum letzten Mal geschlafen. Die Tage vergehen in der Normalität ihrer Ehe mit einem Zahnarzt, der darüber nachdenkt, sich ein modernes Gerät zur Zahnsteinentfernung zuzulegen; damit, ihm morgens eine Tasse Kaffee und dem gemeinsamen Sohn eine heiße Milch zu machen, die beiden zu verabschieden, mit täglich denselben Worten: "Sei vorsichtig." Woraufhin der Mann sagt, "mach dir keine Sorgen". Mittags kommt er zum Essen nach Hause, früher, als in die Praxis nur wenige Patienten kamen, hatten sie danach Sex, dann geht die Erzählerin schwimmen. Irgendwann verschwanden die Bücher aus diesem Alltag. Die Erzählerin hat sie nicht vermisst. In der Schlaflosigkeit aber kommt die Lust auf Lektüre wieder, eine besessene Lust auf "Anna Karenina", und Tolstoi und das Versenken ins Buch bringen auch den Appetit auf Schokolade zurück, und auf Cognac, der wie die Bücher und die Schokolade in ihrem Leben keine Rolle mehr gespielt hatte.
Sie leidet nicht unter dem Verlust des Schlafs, sie ist nicht müde, nicht erschöpft. Im Gegenteil. Zunehmend empfindet sie die Realität als sehr einfach. Hausarbeit, Familie, sie erledigt das, als sei eine Maschine in Gang gesetzt. "Kann man sie einmal bedienen, ist der Rest nur noch Wiederholung." Beim Schwimmen fühlt sie sich stärker denn je, vor dem Spiegel entdeckt sie eine Schönheit, die sie vorher nicht gesehen hatte. Nichts lässt sie wanken, die Ereignisse streichen "wie ein lautloser Wind" an ihr vorbei. Und niemand merkt, dass sie sich verändert hat. Dass sie unentwegt liest. Dass sie nicht schläft. Ist das ein Traum vom Verschwinden? Oder der Tod?
Schlafen kann ich, wenn ich tot bin, hat Rainer Werner Fassbinder gesagt. Was aber wäre, wenn der Tod ewige Schlaflosigkeit bedeutete? Wenn der Tod Wachsein ohne Pause wäre, und sich langsam füllte mit dem Personal der Albträume, das bei Tagesanbruch nicht verschwindet, weil Tage und Nächte zäsurlos ineinander übergingen bis in die Ewigkeit? Ist die Erzählung vom Schlaf, dem abwesenden, eine vom Tod? Murakami schreibt eine einfache, rhythmisierte Prosa, deren Ton dringlicher wird, je länger die Schlaflosigkeit der Erzählerin andauert. Und mit der Dringlichkeit kommt ein großes Unbehagen in diesen Text, der dann abrupt endet.
Kat Menschik hat diese Schauergeschichte in ihrem typischen surrealistischen Comic-Stil dunkelblau-silbrig illustriert, mit Frauenköpfen, auf denen Quallen sitzen, mit Fliegen, größer als Handflächen, solchen Sachen. So wird aus dem Bändchen ein Märchenbuch, voller Schrecken und Faszination. (lue.)
Haruki Murakami: "Schlaf". Aus dem Japanischen von Nora Bierich. Mit Illustrationen von Kat Menschik. Dumont Köln 2009, geb., 78 S., 14,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Unglaublich traumschön und dunkel bedrohlich illustriert." FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG "Vom schnellen Erzähltempo beeindruckt, verfolgt der Leser den stetigen Wechsel zwischen Traum und Wirklichkeit, bis er - wie die Protagonistin - vom Schwindel übermannt wird. (...) Die Illustratorin unterstreicht mit ihren expressionistisch überhöhten, von den Techniken des Comics geprägten Abbildungen eindrucksvoll das beklemmende Horror-Szenario." SÜDDEUTSCHE ZEITUNG "Zwischen Märchen und Alptraum angesiedelt, weiß der japanische Autir Haruki Murakami mit einer schlichte und eindringlichen Sprache seine Leser zu fesseln." NORDWEST ZEITUNG "Edel, kongenial illustierte Einzelausgabe. (...) Eine hinreißende, in geheimnisvoll schillernden Nachtblau- und Silbertönen gehaltene Geisterbahn des Seelenlebens, ein Panoptikum der sanften Alpträume, und wenn bei der Lektüre gelegentlich die Schrift auf dem glänzenden Papier verschwimmt, kann man schon mal das Gefühl haben, dass sich dieGrenzen der vertrauten Realität auflösen." NÜRNBERGER NACHRICHTEN "Der historische Roman als psychologisches Trickspiel: Mit ihrer Tudor-Trilogie beweist Hilary Mantel, wie gut das funktioniert (...) eine großartige Erzählerin. Es lohnt sich, ihr zu folgen." Ellen Daniel, FOCUS SPEZIAL
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Simon Strauss hat sich begeistert von Haruki Murakamis unheimlicher Erzählung "Schlaf" verstören lassen, in der eine Zahnarztgattin plötzlich aufhört zu schlafen. Während sie die Schlaflosigkeit zunächst als Zuwachs an Vitalität und Lebensqualität erlebe, kommt ihr nach 17 Tagen der erschreckende Gedanke, dass sie vielleicht in Wirklichkeit gestorben sei und der Tod somit keineswegs ewigen Schlaf, sondern immer währendes Wachsein bedeutet, fasst der Rezensent zusammen. Temporeich wechsle diese Erzählung, die dem 2007 erschienenen Band "Ein Elefant verschwindet" entnommen wurde, zwischen Traum und Wirklichkeit, Alltagsrealität und surrealer "Parallelwelt", schwärmt Strauss. Großartig und gegenüber der Erzählung durchaus eigenständig findet er auch die Zeichnungen der Berliner Illustratorin Kat Menschik, der es in ihren Zeichnungen gelingt, die ganze Bedrohlichkeit dieser schlaflosen Existenz einzufangen, wie der Rezensent schwärmt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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