Hereinspaziert in die Rübenhöhle, wo Familie Rübe jeden Abend nach allen Regeln der Kunst wegschluumt, einratzt, Heia macht, um die Wette schnarcht, sich in die Kissen wirft. Alles ist dabei genau geregelt, einhundertdrei kleine Details gilt es zu beachten: Los geht's mit Hüpferei, dann Esel Olga schütteln, dann den Himmel striegeln und dann die Betten verdauen ... Na gut, das stimmte jetzt noch nicht so ganz. Aber versuchen wirs einfach nochmal, bis es irgendwann passt - und alle beruhigt einschlafen können.Finn-Ole Heinrich und Dita Zipfel (Deutscher Jugendliteraturpreis 2020!) haben einen wilden Einschlafreim geschrieben, der sich nach ein paar Wiederholungen erst so richtig zurechtruckelt und dann ganz sanft und ruhig wird. Wunderbar illustriert von Tine Schulz.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.03.2021Monster rütteln
Ein Sprachfeuerwerk hilft beim Einschlafen
Zweifellos, Dita Zipfel und Finn-Ole Heinrich können erzählen. Beide wurden bereits mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet – Zipfel 2020 für ihren Jugendroman „Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte“, Heinrich 2012 für sein Kinderbuch „Frerk, du Zwerg!“, 2019 war das Autorenpaar zudem gemeinsam mit der Illustratorin Halina Kirschner für das Bilderbuch „Trecker kommt mit“ für den Sonderpreis Neue Talente nominiert.
Mit „Schlafen wie die Rüben“ legen sie erneut ein gemeinsames Bilderbuch vor. Und was für eines! Rund um das Einschlafritual einer fünfköpfigen Familie (samt Esel Olga) wird hier aufs Feinste fabuliert und gereimt, werden Sätze verdreht und Bedeutungen verschoben. Dass die Erzählerin „die Regeln des großen Zubettgehens der kleinen Leute“ erst im dritten Anlauf haargenau richtig hinbekommt, erweist sich als gelungener erzählerischer Kniff und als großes Glück für die Lesenden. Zeigt es doch eindrucksvoll, wie viel Spaß das Spiel mit Sprache macht, selbst und erst recht, wenn das Gesagte keinen offensichtlichen Sinn ergibt: „Dann das Schlaflied schnuten, Zimmer fluten, am Ende Olga schütteln, Monster rütteln, und egal, wie viel ich übe, träume ich den Traum der Rübe.“
Abgerundet wird das ebenso kluge wie turbulente Sprachfeuerwerk von Bildern aus der Feder von Tine Schulz, die dem Text zusätzliche Würze und Strahlkraft verleihen. Mit gerade mal drei Grundfarben – Korallenrot, Royalblau und Schwarz – bannt sie das abendliche Ritual der Rüben-Familie auf meist flächig kolorierte Doppelseiten. Egal ob Non-Sense oder Einschlafreim Schulz findet zum Text immer Bilder aus dem prallem Leben und scheint immer genau zu wissen, wovon hier die Rede ist (wie sonst könnte man Monster mit „selbstgebauten Bräuchen“ vertreiben, als ihnen im Dunkeln den blanken Hintern entgehen zu strecken?). Und fügt noch so manches herrlich-schräge Detail wie Haushuhn und Familienhund als visuellen Sidekick hinzu. So machen Einschlafbücher Spaß! (ab 4 Jahre)
MARLENE ZÖHRER
Finn-Ole Heinrich, Dita Zipfel:
Schlafen wie die Rüben. Mit Illustrationen von
Tine Schulz. Mairisch Verlag (Huckepack).
Hamburg 2021. 32 Seiten, 15 Euro
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Ein Sprachfeuerwerk hilft beim Einschlafen
Zweifellos, Dita Zipfel und Finn-Ole Heinrich können erzählen. Beide wurden bereits mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet – Zipfel 2020 für ihren Jugendroman „Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte“, Heinrich 2012 für sein Kinderbuch „Frerk, du Zwerg!“, 2019 war das Autorenpaar zudem gemeinsam mit der Illustratorin Halina Kirschner für das Bilderbuch „Trecker kommt mit“ für den Sonderpreis Neue Talente nominiert.
Mit „Schlafen wie die Rüben“ legen sie erneut ein gemeinsames Bilderbuch vor. Und was für eines! Rund um das Einschlafritual einer fünfköpfigen Familie (samt Esel Olga) wird hier aufs Feinste fabuliert und gereimt, werden Sätze verdreht und Bedeutungen verschoben. Dass die Erzählerin „die Regeln des großen Zubettgehens der kleinen Leute“ erst im dritten Anlauf haargenau richtig hinbekommt, erweist sich als gelungener erzählerischer Kniff und als großes Glück für die Lesenden. Zeigt es doch eindrucksvoll, wie viel Spaß das Spiel mit Sprache macht, selbst und erst recht, wenn das Gesagte keinen offensichtlichen Sinn ergibt: „Dann das Schlaflied schnuten, Zimmer fluten, am Ende Olga schütteln, Monster rütteln, und egal, wie viel ich übe, träume ich den Traum der Rübe.“
Abgerundet wird das ebenso kluge wie turbulente Sprachfeuerwerk von Bildern aus der Feder von Tine Schulz, die dem Text zusätzliche Würze und Strahlkraft verleihen. Mit gerade mal drei Grundfarben – Korallenrot, Royalblau und Schwarz – bannt sie das abendliche Ritual der Rüben-Familie auf meist flächig kolorierte Doppelseiten. Egal ob Non-Sense oder Einschlafreim Schulz findet zum Text immer Bilder aus dem prallem Leben und scheint immer genau zu wissen, wovon hier die Rede ist (wie sonst könnte man Monster mit „selbstgebauten Bräuchen“ vertreiben, als ihnen im Dunkeln den blanken Hintern entgehen zu strecken?). Und fügt noch so manches herrlich-schräge Detail wie Haushuhn und Familienhund als visuellen Sidekick hinzu. So machen Einschlafbücher Spaß! (ab 4 Jahre)
MARLENE ZÖHRER
Finn-Ole Heinrich, Dita Zipfel:
Schlafen wie die Rüben. Mit Illustrationen von
Tine Schulz. Mairisch Verlag (Huckepack).
Hamburg 2021. 32 Seiten, 15 Euro
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Marlene Zöhrer freut sich herzlich an diesem schönen Beispiel aus dem Genre der "Einschlafbücher". Denn eben selbiges, das Zubettgehen und Einschlafen wird hier auf höchst kunterbunte Weise an einer großen Familie samt Esel, Hund und Huhn durchgespielt - von einem Autorenpaar, das sein Niveau je durch eigene preisgekrönte Bücher bereits erwiesen hat. Und auch die Illustratorin wird gelobt von der amüsierten Kritikerin, die es sich nicht verkneift, einige der sprachwitzigen Reime in ihrer Besprechung auszubreiten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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