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Die Familie Willow lebt mit einem Rudel Jagdhunde auf einer einsamen Farm. Ihr Leben ist hart und eintönig. Einziger Lichtblick für Jordan, das schwarze Schaf der Familie, ist die Liebe zu seiner Schwester Michelle. Ohne sie kann und will er nicht leben. Doch eines Tages schreckt ein Fremder die Willows aus ihrer morbiden Idylle auf. Er entdeckt Jordans und Michelles dunkles Geheimnis - und weckt damit schlafende Hunde . . .

Produktbeschreibung
Die Familie Willow lebt mit einem Rudel Jagdhunde auf einer einsamen Farm. Ihr Leben ist hart und eintönig. Einziger Lichtblick für Jordan, das schwarze Schaf der Familie, ist die Liebe zu seiner Schwester Michelle. Ohne sie kann und will er nicht leben. Doch eines Tages schreckt ein Fremder die Willows aus ihrer morbiden Idylle auf. Er entdeckt Jordans und Michelles dunkles Geheimnis - und weckt damit schlafende Hunde . . .
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.02.1999

Schlaf der Bestie
Ein Jugendroman über schuldhafte Verstrickungen

Als noch in den achtziger Jahren die Popgruppe "Die Ärzte" ihr Lied "Geschwisterliebe" an die Öffentlichkeit brachte, löste sie damit einen Skandal aus. Jugendschützer waren alarmiert, das Lied landete auf dem Index.

Inzwischen vermag die Geschwisterliebe selbst als Sujet eines Jugendbuchs kaum noch jemanden in Aufregung zu versetzen. Ob damit allerdings das Tabu schon gebrochen und das Jugendbuch der notwendige Ort dafür ist, kann durchaus in Frage gestellt werden. Gerade dort, wo Darstellungen mit geschürter Sensationslust Hand in Hand gehen, drohen sie nur allzuschnell in die Nähe jener Mißbrauchsgeschichten zu geraten, die allenthalben Konjunktur haben.

Sonya Hartnetts Erzählung "Schlafende Hunde" ist eine Geschichte über den Inzest. Doch ihr Roman ist kein Reißer für Sensationslüsterne, keine Skandalgeschichte, die den Leser mit Beschreibungen nackter Tatsachen lockt. Nicht das Tabu ist Skandalon ihrer Geschichte, sondern die Konstellation der Charaktere in ihrer fatalen Konsequenz. Für die Figuren gibt es kein Entkommen aus dem erzählerisch filigran errichteten Gebäude psychologischer Verstrickungen.

Mit einem Rudel Jagdhunde lebt die Familie Willow auf einer Farm abseits der Stadt inmitten von Hitze, Staub und Tiergestank. Hart und eintönig ist ihr Leben, bis eines Tages der Maler Bow auf den Hof kommt und bleiben will, bis er das Bild beendet hat, das er in der Umgebung malt. Er bleibt länger als erwartet. Bow interessiert sich immer mehr für diese ungewöhnliche Familie, die in der Ödnis nach ihren eigenen Gesetzen lebt. Er beobachtet die sich ihm gegenüber abweisend verhaltenden Kinder und wird zum Zeugen der Tyrannei des Vaters. Die Mutter sieht er selten, apathisch verharrt sie im Inneren des Hauses.

Es mag allein der Wunsch sein, in Bow einen Freund zu finden, der den fünfzehnjährigen Oliver dazu bewegt, die Nähe des Malers zu suchen. Bedrängt durch dessen neugierige Fragen, gibt er eines Tages jenes Geheimnis preis, das seine Geschwister Michelle und Jordan verbindet: "Michelle mag keine anderen Männer", teilt er Bow mit, als der einmal von ihrer Schönheit spricht, "sie mag nur Jordan. Sie würde Sie abblitzen lassen, denn es war immer nur Jordan, den sie mochte."

Noch im selben Moment realisiert er den Verrat, doch es ist zu spät. Bow, dessen Begehr plötzlich auf nichts anderes gerichtet ist, als die Familie in Aufruhr zu versetzen und einen unauslöschlichen Eindruck zu hinterlassen, weckt die schlafenden Hunde. Sonya Hartnett verbindet mit dem Bild des Schlafs der Hunde, das sich metaphorisch durch die ganze Erzählung hindurchzieht, eine gleichnishafte Frage: Müssen sie tatsächlich geweckt, der vermeintlichen Unschuld ihres Schlafs entrissen werden, ganz gleich, was geschieht? Oder gilt es abzuwägen, sie schlafen zu lassen, aus Angst, in ihnen womöglich auch die Bestie zu wecken?

Antworten - allein darin ist Hartnetts Buch schonungslos offen - gibt es keine. Ihre Erzählung, die mit einem gewaltsamen Übergriff im intimen Raum der Familie endet, mutet dem Leser sicher einiges zu. Aber das ist gut so.

JULIA ENCKE

Sonya Hartnett: "Schlafende Hunde". Aus dem Englischen von Petra Koob-Pawis. Arena Verlag, Würzburg 1998. 143 S., geb., 24,80 DM. Ab 13 J.

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