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Schlafzimmer, Orte des Rückzugs, der Geborgenheit und Intimität, zählen zu den privatesten Räumen eines Menschen. Herlinde Koelbl hat über hundert dieser intimen Reiche samt ihrer Bewohner in London, Berlin, Moskau, Rom, New York und Paris abgelichtet. Ihr Fotoessay ist eine Milieu- und Menschenstudie, die erstaunliche Erkenntnisse über die unterschiedliche Schlafkultur zutage fördert.
Schlafzimmer zählen zu den privatesten Räumen eines Hauses. Dort lassen ihre Bewohner alle Masken fallen und zeigen ihre wahre Persönlichkeit. Selten gelingt es Fremden, sich Zutritt zu diesem intimen Reich
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Produktbeschreibung
Schlafzimmer, Orte des Rückzugs, der Geborgenheit und Intimität, zählen zu den privatesten Räumen eines Menschen. Herlinde Koelbl hat über hundert dieser intimen Reiche samt ihrer Bewohner in London, Berlin, Moskau, Rom, New York und Paris abgelichtet. Ihr Fotoessay ist eine Milieu- und Menschenstudie, die erstaunliche Erkenntnisse über die unterschiedliche Schlafkultur zutage fördert.
Schlafzimmer zählen zu den privatesten Räumen eines Hauses. Dort lassen ihre Bewohner alle Masken fallen und zeigen ihre wahre Persönlichkeit. Selten gelingt es Fremden, sich Zutritt zu diesem intimen Reich zu verschaffen. Für Herlinde Koelbl jedoch haben Menschen in Berlin, London, Rom, Paris, Moskau und New York die Türen zu ihrem Schlafzimmer geöffnet. Die renommierte Fotografin besuchte Arme und Reiche, Alte und Junge, Exzentriker und Durchschnittsbürger, Verheiratete und Singles, Berühmte und Unbekannte und lichtete sie in ihrer typischen Schlafkleidung auf dem Bett ab. Entstanden ist eine Milieu- und Menschenstudie, die über die Gefühle zwischen Paaren ebenso viel verrät wie über nationale und soziale Unterschiede. Ihre ausdrucksstarken Farbfotografien zeigen, dass Menschen verschiedener Nationen und Kulturen ein ganz eigenes Verständnis von Ästhetik haben. Ein Fotoessay, der vielleicht mehr interkulturelle und soziale Unterschiede offen legt als eine wissenschaftliche Studie.
Autorenporträt
Herlinde Koelbl, 1939 in Lindau geboren, ist freie Fotografin und arbeitet für viele deutsche und internationale Publikationen. Ihr besonderes Interesse gilt dem Portraitieren von Milieus und Personen. Herlinde Koelbl hat Gastprofessuren unter anderem in Hamburg, Wien, New York und Sydney übernommen und viele renommierte Preise und Auszeichnungen erhalten, so zum Beispiel 2001 den Dr. Erich-Salomon-Preis. Ihre Werke wurden in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, u. a. 2009 im Martin-Gropius-Bau Berlin, 2008 in der Kunsthal Rotterdam und im Shanghai Art Museum, 2000 im Haus der Kunst in München und 1991 im Spertus Museum in Chicago.
Herlinde Koelbl hat zahlreiche Bücher publiziert, darunter 'Mein Blick' (2009), 'Haare' (2007), 'Schlafzimmer' (2002), 'Spuren der Macht' (1999), 'Feine Leute' (1986) und 'Das deutsche Wohnzimmer' (1980).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.01.2003

Schlaf ist der kleine Tod
Also nehme ich alles, was ich liebe, mit in die Gruft: Herlinde Koelbl fotografiert das Privatleben in urbanen Schlafzimmern
Die Poklewskis sind längst mit dem Frühstück fertig. Der Tee in den großen geblümten Tassen auf dem Frühstückstablett zwischen ihnen ist ausgetrunken. Herr Poklewski telefoniert und notiert etwas auf einen kleinen weißen Zettel, sein Lederaktenköfferchen dient ihm als Unterlage. Er hat die Brille auf und macht ein konzentriertes Gesicht. Die Armbanduhr zeigt auf fünf nach halb zwölf. Frau Poklewski hat nach der Zeitungslektüre die Brille ins Haar geschoben, mit der Rechten hält sie ihr Handy ans Ohr, die Linke krault den Mops, der neben ihr in der Spitzenbettwäsche sitzen darf. Die Poklewskis sitzen im Bett und lassen sich fotografieren, in edler, wenn auch leicht verknautschter Nachtwäsche, britisch-lässig und wunderbar altmodisch, umgeben von Büchern und Nippes, Fotos im Silberrahmen, Zetteln und halb ausgetrunkenen Wassergläsern auf dem Nachttisch. Wenn wir das Foto betrachten, fragen wir uns unwillkürlich, ob wir die nicht kennen.
Anders Joop. Er liegt auf seinem Edelstahldesignerbett unter dem „Nomadenzeltdach” aus rot-weiß gestreiftem Markisenstoff und stellt sich schlafend. Gottlob hat er die Augen zu, sonst würde er uns ansehen, dass wir mit ihm nicht tauschen wollten. Wie er da liegt, mit abgeknicktem Kopf an der harten Bettwurst, nackt, bis auf den schwarzen Slip, das rechte Bein aufgestellt, bis in die Wade verkrampft. Keine Bettdecke weit und breit. Wir blättern gierig weiter, bleiben hängen bei der Londoner Tattoo-Künstlerin im Leopardenzimmer, die ihre rundlichen Arme auf der Leopardenbettdecke abgelegt hat und sich „wild und unabhängig” fühlt, oder bei dem New Yorker Geschäftsmann, der in seinem gläsernen Schlafzimmer in luftiger Höh’ im seidenen Morgenrock auf dem Hometrainer sitzt und in die Kamera lacht, oder dem freundlichen Moskauer Akkordeonspieler im Morgenmantel, der dankbar lächelt und seiner leicht bekleideten, wenn auch schon ein wenig verwelkten Muse ein Ständchen bringt.
Entspannt beim Spiel
Für ihr Projekt „Schlafzimmer – London, Berlin, Moskau, Rom, New York, Paris” hat die Fotografin Herlinde Koelbl über hundert Großstadtmenschen dazu gebracht, sich in ihrem privatesten Raum ablichten zu lassen. Und das, wie sie sagt, ohne jegliche Regieanweisung. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass die meisten Modelle bei diesem Spiel so entspannt sind. Sind oder scheinen. Die Kamera fängt nur ein, was gezeigt werden soll. Die Fotografierten wollen sich zeigen wie sie sich selbst sehen, oder sie wollen sich so sehen, wie sie sich in ihrer Inszenierung präsentieren. Und wir, die Betrachter, sehen sie weder so noch so. Denn wir nehmen unsere eigene Lebensgeschichte mit, nehmen unsere Wünsche und Träume, unsere Enttäuschungen, Vorlieben und Abneigungen mit auf die Reise durch dieses Buch. Kann sein, dass der Voyeur dabei mehr über sich selbst erfährt als über sein Objekt.
Aber was wären die Fotos ohne die Legenden! Nie mehr als fünf, sechs Zeilen Text, O-Töne der Dargestellten. Ein paar Promis entsprechen ganz unseren Erwartungen, wie etwa der Regisseur Christoph Schlingensief, der auf die Frage, was er im Bett macht, antwortet: „Ich lese, telefoniere und wichse”, oder der Sexprotz und Nachtclubbesitzer Rolf Eden, der uns erklärt: „Der Spiegel an der Decke turnt mich an. Es ist wie ein Porno.” Auch wundern wir uns kaum, dass es der Manager Olaf Henkel immer kühl, am liebsten ungeheizt in seinem kargen Schlafzimmer hat.
Der Moskauer Antiquar mit dem um den Bauch gewickelten Badehandtuch, der behauptet, „Schlaf ist der kleine Tod, also nehme ich alles, was ich liebe, mit in die Gruft, meine Frau, die Juwelen, unsere geliebten Bilder”, sieht eigentlich ziemlich fröhlich und diesseitig aus. Herlinde Koelbls Blick ist weder zudringlich noch erbarmungslos. Irgendwie erreicht sie es immer, dass die Akteure ganz bei der Sache sind und das Spiel der diskreten Enthüllung mitspielen.
FRANZISKA SPERR
HERLINDE KOELBL: Schlafzimmer. London, Berlin, Moskau, Rom, New York, Paris. Knesebeck Verlag, München 2002. 240 Seiten, 49,90 Euro.
„Dies ist nicht mein Schlafzimmer, sondern eine Abstellkammer in meinem Verlag. Hier steht ein Bett für den Mittagsschlaf. Ein Ort für Tagträume, Selbstgespräche und heilsamen Kurzschlaf.” Lothar Schirmer, 57.
Foto: Knesebeck Verlag
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Richtig gelungen findet die Rezensentin Franziska Speer diesen Fotoband, bei dem sich großstädtische Menschen in ihren Schlafräumen ablichten lassen. Die jeweiligen Inszenierunegn sehen dann ganz so aus, wie es sich die Porträtierten wünschen: "Die Kamera fängt nur ein, was gezeigt werden soll". Für die Betrachtung der Bilder spielt die Selbstdarstellung der Menschen nach Meinung der Rezensentin aber gar keine allzu große Rolle: "Kann sein, dass der Voyeur dabei mehr über sich selbst erfährt als über sein Objekt". Unterhaltsam findet die Rezensentin neben den Fotos, die sie zum Teil mit großer Detailfreude beschreibt auch die Legenden der Fotos. Die geben manchmal Überraschendes preis, oft bestätigen sie aber auch Erwartungen. So bemerkt Speer: "Auch wundern wir uns kaum, dass es der Manager Olaf Henkel immer kühl, am liebsten ungeheizt in seinem kargen Schlafzimmer hat".

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