Peter Fischer

Schlaraffenland nimms in die Hand

Kochbuch für Gesellschaften, Kooperativen, Dichterkreise und andere Menschenversammlungen
Mitarbeit:Wagenbach, Klaus

• Broschiertes Buch

Produktbeschreibung

1975 wurde die Linke durch ein Kochbuch aufgeschreckt. Verfasser war PeterFischer, ein weitgereister 68er mit gesundem Appetit, dem die Frustküche derWohngemeinschaften auf den Magen schlug und die brotlose Theorie auf dieNerven ging.Herausgekommen ist ein heiteres, mit Zitaten der marxistischen Klassikergespicktes, durch und durch internationalistisches Kochbuch, das bald zu einerBibel der Studentenbewegung wurde und eine gewaltige Auflage erreichte.

Produktdetails

• Wagenbachs andere Taschenbücher 724
• Verlag: Wagenbach
• Repr. d. Originalausg. v. 1975
• Seitenzahl: 208
• Erscheinungstermin: 10. April 2014
• Deutsch
• Abmessung: 191mm x 120mm x 17mm
• Gewicht: 232g
• ISBN-13: 9783803127242
• ISBN-10: 3803127246
• Artikelnr.: 40015190

Autorenporträt

Peter Fischer, geboren 1938, aufgewachsen in ländlichem Setting. 1958 Abitur am Provinzgymnasium,mit Latinum. Es folgen diverse Studien (in Freiburg, Paris, München).1966 der Dr. phil. (Literaturgeschichte, Japanologie). Bis heute Schriftsteller mit zahlreichenPublikationen (Geschichte, Literaturgeschichte, Literaturpsychologie). 2013 fünfliterarische Publikationen (Prosa, Lyrik und Theater).

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.02.2018

KOCHBUCH DER KOMMUNE

VON ANNE AMERI-SIEMENS

Erstaunlich, was ein Kochbuch auslösen kann. Allein schon die Frage, wann man das letzte Mal ans Schlaraffenland gedacht hat. Die ist ja eigentlich sehr schön; mir aber wird, nachdem ich nachgerechnet habe, dass mich die Wunderwelt nicht mehr beschäftigt hat, seit ich fünf Jahre alt war, plötzlich auch klar, welches Elend ich seither mit mir herumtrage und nie hinterfragt habe: nämlich aus tiefster kapitalistischer Quelle geprägt zu sein. Das Schlaraffenland ist mir durch "Globi" begegnet, eine Comicfigur mit Menschenkörper, blauer Haut und Papageienschnabel, die als Werbemittel des Schweizer Warenhausunternehmens "Globus" erfunden wurde. In meiner Erinnerung musste Globi nichts selbst in die Hand nehmen, um an all die in den Bäumen hängenden Süßigkeiten, Würste und Brathähnchen zu kommen. Er setzte sich in eine Angeberkarosse, eine Kutsche, die von Schwänen gezogen wurde, und rauschte entspannt zurückgelehnt ins Schlaraffenland. Dort sind alle Figuren in etwa so fett wie der "Isolierte Fresser um 1800" auf der Rückseite des Kochbuchs.

Dieser erschreckenden Selbsterkenntnis muss dringend etwas zu essen folgen - natürlich nicht allein zubereitet und verspeist. Keinesfalls will man der isolierte Fresser sein. Ich rufe also fünf Freunde an und arbeite mich, bis sie schließlich klingeln, durch die Einleitung des Kochbuchs: "Die Technik des Kochens in der Gruppe". Glücklicherweise will das Buch nur "ein klein wenig politisch sein", und so hat man nur ein klein wenig über den damaligen Muff zu lesen, der einem neuen Lebensgefühl weichen soll. Dann wird es fröhlicher, was die Weinempfehlungen angeht sogar sehr fröhlich.

Mich macht meine Vergangenheit jedenfalls weniger nervös, nachdem wir "Sauerkrautpfanne Martin", "Schwere Kartoffeln", "Ex-Kaiser-Schmarren doppelt" (schon des Rezeptnamens wegen) und "Rinderfiletbraten" zubereitet und nicht wenig davon gegessen und jeder eine Flasche Wein getrunken haben (Chambertin-Clos de Bèze), wie zum Rinderfilet empfohlen. Danach ist einem eigentlich alles egal. Das als Kooperative zubereitete Essen schmeckt fabelhaft. Und an die Schwanenkutsche, die man jetzt gerne hätte, weil man sich mit so vollem Magen kaum mehr rühren kann, habe ich auch nur noch ganz kurz gedacht, ehrlich.

Peter Fischer: "Schlaraffenland - nimms in die Hand. Kochbuch für Gesellschaften, Kooperativen, Dichterkreise und andere Menschenversammlungen". Wagenbach-Verlag, 208 Seiten, 10,90 Euro

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