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Schleier und Spiegel sind zentrale Begriffe in der Geschichte des Menschenbildes in Europa und zugleich Leitmetaphern des Bildverständnisses. Der Schleier, um den es in diesem Buch geht, ist das Schweißtuch der Veronika mit dem Abdruck des Antlitzes Christi. Rekonstruiert wird die Geschichte der »nicht von Menschen-hand geschaffenen« Christusbilder in Byzanz und im Westen von ihren früh-christlichen Anfängen bis ins 15. Jahrhundert. Mit Blick auf die »vera icon« Christi lassen sich die Paradoxien des Bildes im Horizont des Spannungfeldes von Wort, Bild und »Körper« unter christlichen Prämissen…mehr

Produktbeschreibung
Schleier und Spiegel sind zentrale Begriffe in der Geschichte des Menschenbildes in Europa und zugleich Leitmetaphern des Bildverständnisses. Der Schleier, um den es in diesem Buch geht, ist das Schweißtuch der Veronika mit dem Abdruck des Antlitzes Christi. Rekonstruiert wird die Geschichte der »nicht von Menschen-hand geschaffenen« Christusbilder in Byzanz und im Westen von ihren früh-christlichen Anfängen bis ins 15. Jahrhundert. Mit Blick auf die »vera icon« Christi lassen sich die Paradoxien des Bildes im Horizont des Spannungfeldes von Wort, Bild und »Körper« unter christlichen Prämissen entfalten; in diesen gründet ihre zentrale Rolle in der Bildgeschichte des 13. 15. Jahrhunderts.

Der »Spiegel«, mit welchem das Schleierbild hier konfrontiert wird, ist die Quelle des Narziß, eine frühneuzeitliche Metapher für das (sich selbst, den Künstler, die Betrachter) »reflektierende« Bild. In einer Serie von Bild- und Textanalysen wird deutlich, daß die Bildkonzepte der Renaissance in intensiver Auseinandersetzung mit der Tradition des »wahren Bildes« Christi entstanden. Das Buch versteht sich als kunstgeschichtlicher Beitrag zu dem transdisziplinären Projekt einer historischen Bild- und Medienanthropologie.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hoch beeindruckt, wenn auch manchmal im Duktus etwas akademisch und nicht immer ganz nachvollziehbar resümiert die Rezensentin Christiane Kruse die Argumentationen des Trierer Kunsthistorikers Gerhard Wolf. Sie erzählt zunächst noch einmal die Geschichte des Schweißtuchs der Veronika, das die Heilige Christus auf dem Kreuzweg gereicht haben soll und in dem sich der Legende nach das Gesicht Jesu abzeichnete. Diese Abbildung firmiert in der Kunst-, Kultur- und Religionsgeschichte als "vera icon" und hatte prägenden Einfluss. Die Abbildung auf dem Schweißtuch habe als "Bildbeweis" gegolten, und es nimmt nicht wunder, wie Kruse ausführt, dass es sowohl bei Künstlern als auch bei Kunsttheoretikern wie Alberti "tiefe Beunruhigung" auslöste. Wolf, so Kruse weiter, wolle seine Geschichte der vera icon eingebettet sehen in eine Bild- und Medienanthropologie. Immer wieder hebt die Rezensentin hervor, wie faszinierend die an der poststrukturalistischen Schule gebildeten Assoziations- und Reflexionswege Wolfs seien, wie reich das "Beziehungsgeflecht aus Bildern, Texten und Intertexten" bei dem Autor entfaltet werden. Zugleich warnt sie den unbescholtenen Leser: Eine chronologische Nacherzählung der Wirkungen des Urbilds darf man hier nicht erwarten, vielmehr solle man bereit sein, "einem leidenschaftlichen, aber rastlosen Wanderer auf seiner Expedition durch die europäische Bildgeschichte zu folgen" - auf einem offensichtlich kurvigen, aber an Perspektiven reichen Weg.

© Perlentaucher Medien GmbH
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