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Hans Breuer ist nicht nur der letzte Wanderschäfer Österreichs, mit Sicherheit auch der ungewöhnlichste, den es je gab. Denn welcher Schäfer singt schon seinen 625 Schafen zum Einschlafen jiddische Lieder vor? Das fragt sich auch Sam, ein junger jüdischer Journalist aus New York, der von seiner Großmutter Bashy zur ständigen Wachsamkeit vor an jeder Ecke lauernden Pogromen erzogen wurde. Als er Hans zufällig in New York kennen lernt, beschließt er,ihn durch die österreichischen Alpen zu begleiten. Einerseits, um mehr über das Leben des ungewöhnlichen Mannes zu erfahren, andererseits, um sich…mehr

Produktbeschreibung
Hans Breuer ist nicht nur der letzte Wanderschäfer Österreichs, mit Sicherheit auch der ungewöhnlichste, den es je gab. Denn welcher Schäfer singt schon seinen 625 Schafen zum Einschlafen jiddische Lieder vor? Das fragt sich auch Sam, ein junger jüdischer Journalist aus New York, der von seiner Großmutter Bashy zur ständigen Wachsamkeit vor an jeder Ecke lauernden Pogromen erzogen wurde. Als er Hans zufällig in New York kennen lernt, beschließt er,ihn durch die österreichischen Alpen zu begleiten. Einerseits, um mehr über das Leben des ungewöhnlichen Mannes zu erfahren, andererseits, um sich auf Spurensuche nach seinen jüdischen Wurzeln und dem angeblichen Antisemitismus in Österreich zu begeben. Ausgestattet mit Diktaphon und nagelneuen Designerboots landet Sam mitten in der Idylle. Allerdings muss der neurotische Hypochonder sogleich schmerzlich erfahren, dass die Spaziergänge durch den Central Park nicht die rechte Vorbereitung auf die Herausforderungen der alpinen Welt waren.Trotz aller Widrigkeiten erfährt Sam auf seiner Wanderung mit Hans viel über dessen Herkunft, über das Land Österreich und vor allem über sich selbst. Dies ist ein romanhafter Reisebericht, von großer Komik und zugleich tiefer Ernsthaftigkeit geprägt. Der Autor, in der Tradition der jungen jüdischen Erzähler um Jonathan Safran Foer stehend, stolpert wie eine jüngere Ausgabe von Woody Allen durch die Alpenwelt sowie durch die österreichische Geschichte und beglückt die Leser mit seinen erstaunlichen Einsichten.
Autorenporträt
Sam Apple, geb. 1975, aufgewachsen in Houston, Texas, ist Absolvent des Creative-Nonfiction MFA-Programms der Columbia Universität. Er schreibt für The New York Times, Jerusalem Report, The Forward und andere. Mit seinem aufsehenerregenden Debüt 'Schlepping durch die Alpen' wurde er Finalist des PEN American Award for First Fiction, und in Deutschland eroberte er Publikum und Presse gleichermaßen. Mittlerweile ist Sam Apple Vater eines Sohnes und von Zwillingsmädchen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.09.2007

Diese Geschichte hätte niemand erfinden können
Unter Schafen: Der amerikanische Autor Sam Apple begleitet einen jiddisch singenden Wanderhirten durch Österreich

Nein, man hatte nicht damit rechnen können, dass einen ein Sachbuch über einen österreichischen Wanderhirten, der jiddische Volkslieder singt, fesseln würde. Man hatte ja nicht einmal von der Existenz eines solchen geahnt, weil sich dieser gewissermaßen außerhalb der Grenzen der eigenen Vorstellungskraft bewegte. Wanderhirte in Österreich schön und gut, aber auf den Schlenker mit den jiddischen Liedern wäre man im Leben nicht gekommen. Es gibt ihn aber wirklich, er heißt Hans Breuer, zieht mit 675 Schafen durch die österreichischen Alpen, und ein junger amerikanischer Journalist, Sam Apple, hat ihn dabei begleitet und ein Buch über diese Begegnung geschrieben, das sich liest wie Fiktion, nur dass diese niemals so gut hätte erfunden werden können.

Der Autor, Sam Apple, wurde 1975 in Houston geboren. Seine Mutter starb früh, und er wuchs bei seiner Großmutter auf, einer Jüdin aus Litauen, die im Alter von elf Jahren aus ihrem Schtetl hatte fliehen müssen und das Schtetl mit in ihre neue texanische Heimat nahm. Zum Einschlafen sang sie ihrem Enkel jiddische Lieder vor, und sie erzog ihn in dem Glauben, dass sie Fremde unter Nichtjuden waren und dass den Nichtjuden nicht zu trauen ist. "Hin und wieder gab es Momente, da lief ich durch die geschäftigen Flure meiner High School und kam mir vor wie ein lebender Anachronismus, als gehörte ich in eine andere Zeit, an einen anderen Ort und als wäre ich nur aus Versehen im späten zwanzigsten Jahrhundert inmitten von Cowboystiefeln tragenden Nichtjuden gelandet. Die Grenze zwischen Jude und Nichtjude war bei mir genauso scharf gezogen wie bei jedem anständigen Antisemiten."

Im Jahr 2000 - Apple wohnt inzwischen als freier Journalist in New York - überredet ihn eine Freundin, sie zum jiddischen Liederabend eines österreichischen Wanderhirten zu begleiten. Apple findet, das klingt absurd genug, um hinzugehen. Und obwohl er während des Konzerts von Lachanfällen geschüttelt wird - (zwischen den Songs werden Dias von Schafen gezeigt) -, entdeckt er, dass für ihn eine größere Geschichte in dem Thema steckt. Er macht ein Interview mit dem singenden Hirten - und vereinbart, ihn ein paar Wochen auf Wanderschaft zu begleiten. Um mehr zu erfahren über diesen seltsamen Mann. Über Juden und Nichtjuden, Europa und den Holocaust, Antisemitismus im Österreich von heute. Über sich selbst.

Wer das Buch liest, erfährt allerhand über Schafe, Haider und die FPÖ, über die Legende vom Ewigen Juden, über Hans Breuer, den letzten Wanderhirten Österreichs, und dessen Familiengeschichte, in der ein jüdischer Vater, eine kommunistische Mutter und die Gestapo eine Rolle spielen. Am meisten aber erfährt man über den Autor, Sam Apple, einen klugen und liebenswerten Hypochonder, der von seiner Großmutter dazu erzogen wurde, Antisemiten zu fürchten, der nie im Leben einem Antisemiten begegnet war und der nach Österreich kam, in die vermeintliche Hochburg des Antisemitismus, um sich seinen Dämonen zu stellen.

Wie auch immer er das anstellt - Apple schafft es, Schafe, Judentum und seine persönliche Sinnsuche so selbstverständlich miteinander zu verknüpfen, dass es einem bald schon absurd erscheint, dass diese Themen jemals alleine für sich stehen konnten. Auf seine vielen Fragen findet er nicht eine, sondern viele Antworten, und zuletzt stört es ihn auch gar nicht mehr, dass die sich alle gegenseitig widersprechen. All das liest sich so abgründig und leicht zugleich, als sei es allein zu dem Zweck geschrieben worden, Jonathan Safran Foer neidisch zu machen. Ein besseres Buch, das lässt sich mit Sicherheit sagen, wurde nie zuvor über einen jiddisch singenden Wanderhirten geschrieben.

JOHANNA ADORJÁN

Sam Apple: "Schlepping durch die Alpen". Ein etwas anderes Reisebuch. Aus dem Englischen von Monika Schmalz. Atrium Verlag, Zürich 2007. 320 S., Abb., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eine tolle Überraschung stellt dieses ungewöhnliche Reisebuch für Johanna Adorjan dar. Über einen jiddisch singenden österreichischen Wanderhirten zu lesen, erschien ihr nicht sonderlich verlockend, dann aber entpuppt sich das Buch für sie als quasi fiktionales Kompendium über "Schafe, Judentum, Haider und die FPÖ" und vieles mehr. Sie begegnet einem Autor auf der Alm im Angesicht seiner Dämonen und lauter Fragen und noch mehr Antworten, "leicht" und "abgründig" zugleich aufgeschrieben. Ein Buch, dazu imstande, Jonathan Safran Foer neidisch zu machen, urteilt die Rezensentin und ist selbst ganz von den Socken.

© Perlentaucher Medien GmbH