Das heutige Bundesland Schleswig-Holstein entstand 1946 auf den Trümmern des Dritten Reiches. Es zeichnete sich zum einen durch die weit überdurchschnittliche Belegung mit Vertriebenen aus, zum anderen wollten viele Einwohner des nördlichen Landesteils diesen zu Dänemark schlagen. Nicht zuletzt deshalb war das Land von Anfang an mit der dringlichen Frage nach seiner Identität konfrontiert. Es ging darum, die vielschichtige Bevölkerung und ihre widerstreitenden Interessen durch Identitätsstiftung zu integrieren. Im Ringen um die politisch instrumentalisierbare Deutungshoheit über die Geschichte waren Konflikte zwischen den politischen Lagern vorprogrammiert: zwischen deutsch u. dänisch gesinnten ebenso wie in der Folge zwischen konservativen und progressiven Kräften. Die wirkmächtige Geschichtspolitik des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes (SHHB) hatte großen Einfluss auf die wechselhafte Entwicklung der schl.-h. Identität(en), spiegelte aber gleichzeitig auch deren Wandel wider: Von der in Grenzkämpfermanier ausgesprochenen Warnung vor einer ³dänischen KulturoffensiveÊ über die Etablierung eines konservativen Landesbewusstseins in der Ära Stoltenberg und die zunächst verweigerte Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit führt hier eine mehrfach gebrochene Linie bis in die Gegenwart.