Im Frühjahr 2001 hat Christoph Schlingensief mit seiner Hamlet-Inszenierung am Zürcher Schauspielhaus für öffentliches Aufsehen gesorgt - weil er aussteigewillige Neonazis in seine Theaterarbeit integrierte, weil er bei seinen Straßenaktionen unter anderem zum Verbot der Schweizerischen Volkspartei aufrief, weil er den deutschen Innenminister Otto Schily dazu aufforderte, die Mehrheitsanteile von Torsten Lemmer, dem Produzent und Teilhaber des weltgrößten Vertriebes für rechtsradikale Musik, zu kaufen, und zuletzt, weil er zusammen mit dem Ensemble den Verein "REIN e.V." für weitere aussteigewillige Neonazis gründete.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Man merkt Stephan Maus durchaus an, wieviel Spaß er bei der Lektüre dieses Bandes gehabt hat, in dem die Materialien zu Schlingensiefs Polittheater "Nazis rein". zusammengefasst werden. Dafür hatte Schlingensief mehr oder weniger aussteigewillige Neonazis als Schauspieler für seine Hamlet-Inszenierung (nach der Fassung von Gustaf Gründgens) am Zürcher Schauspielhaus angeheuert. In der Folge, schreibt ein nahezu feixender Rezensent, nahm der Skandal Shakespearsche Ausmaße an und "Kommunikationsguerillero" Schlingensief hatte wieder einmal alle Kanäle besetzt. Der phantasievolle, anrachisch collagierte Materialband "aus renommierten Hause", meint Maus, beleuchte nun diesen Hamlet von allen Seiten und lasse keine Frage zu dem Theaterprojekt offen, kein Für und kein Wider unberücksichtigt. Besonders würdigt Maus die Subtilität, genau ins Zentrum des Buches einen Essay über den Verdacht zu setzen. Man müsse einfach Schlingensiefs Talent bewundern, schreibt Maus, "einen chaotisch wirbelnden Trubel zu veranstalten, in dem sich noch alles, das Für und das Wider, die Empörung und der Enthusiasmus, zu einem stimmigen, sehr symptomatischen Polit-Theater verbinden". Bedauerlicherweise, räumt Maus ein, musste Schlingensief im Laufe des Projekts in dem "schillernden Neonazi" Torsten Lemmer sein "gespenstisches Double" erkennen. Er kandidiert jetzt für das Düsseldorfer Stadtparlament.
© Perlentaucher Medien GmbH
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