Produktdetails
- Verlag: Residenz
- Seitenzahl: 208
- Deutsch
- Abmessung: 17mm x 216mm x 270mm
- Gewicht: 898g
- ISBN-13: 9783701714322
- ISBN-10: 3701714320
- Artikelnr.: 14647611
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.09.2005Wer Prinz Eugens Terrasse verlegte, faßte im Leben wieder Tritt
Auf diese Steine können Soldaten bauen: Ein Rundgang durch das renovierte Schloß Hof, die üppige Sommerresidenz nahe Wien
Prinz Eugen erteilte 1725 dem von ihm bevorzugten Baumeister Johann Lukas von Hildebrandt den Auftrag, Schloß Hof, sechzig Kilometer östlich von Wien im Marchfeld gelegen, zu einer Sommerresidenz umzubauen. Der Prinz, dem der Bonner Historiker Max Braubach in den sechziger Jahren eine gleichsam barockmonumentale, sehr lesenswerte fünfbändige Biographie gewidmet hat, konnte die Pracht seiner Sommerresidenz, der zweitgrößten Schloßanlage Österreichs, zu der auch ein auf sieben Terrassen angelegter Garten mit Wasserspielen gehört, nicht lange genießen. Der Umbau zog sich einige Jahre hin. Noch im Frühjahr 1730 sollen achthundert Handwerker und Tagelöhner beim Bau beschäftigt gewesen sein. Es heißt, Prinz Eugen habe dabei auch ehemalige Mitstreiter im Kampf gegen die Türken beschäftigt, also einfache Soldaten, die im normalen Leben nicht wieder Fuß fassen konnten.
Der Held der Schlachten, der gerne auf die Jagd ging, brauchte einen halben Tag zu Pferde, um von Wien in seine Sommerresidenz zu gelangen, wo dem Lebensgenuß weder mit Absicht noch aus Ignoranz, noch aus Geldmangel ein Bein gestellt wurde. Die ganze Pracht aber konnte den Lauf der Lebensuhr nicht aufhalten. Der alte Prinz wurde bei seinen Aufenthalten auf dem Land von Ischiasanfällen und Atembeschwerden gequält. Während seiner letzten Tage auf seinem Landgut soll sich die Gesellschaft, die er dort um sich hatte, sehr bemüht haben, ihn aufzumuntern: "mit Maskeraden und allerlei Kinderspielen, die eher zu der Schwäche seines hohen Alters als zu seinem Charakter paßten", wie es in einem zeitgenössischen Bericht hieß. Ob vielleicht gerade die Landluft seiner Lunge schadete?
Prinz Eugen starb in der Nacht vom 20. auf den 21. April 1736 in seinem Wiener Stadtpalais in der Himmelpfortgasse. Schloß Hof sowie seine anderen Güter und Besitztümer gingen darauf an seine Nichte Victoria über, die mit ihren 52 Jahren noch nicht fest unter der Haube saß und schließlich den Lockrufen des fast zwanzig Jahre jüngeren Prinzen Joseph Friedrich von Sachsen-Hildenburghausen erlag und ihn heiratete.
Das Paar, das sich nach nur sechs Jahren wieder scheiden ließ, brauchte Geld und wollte deshalb Schloß Hof loswerden. Sie schmiedeten einen Plan. Die beiden organisierten im Herbst 1754 für Maria Theresia und ihren Mann Franz Stephan von Lothringen ein sich über mehrere Tage hinziehendes Fest, welches das Attribut rauschend vertrug - es gilt als das letzte große Barockfest Österreichs - und bei dem Aberhunderte von armen gehetzten Hasen und armen gehetzten Füchsen vor die Flinten einer jagdtollen Spaßgesellschaft getrieben worden sind. Auf den Tischen - man aß damals schon mit Messer und Gabel - sollen sich Speisen, darunter Berge von Fleisch, Spanferkel, Hasen, Fasane, Rehe, Hirsche, Wildschweine und so weiter, getürmt haben. Wie es halt so war. Maria Theresia war überwältigt von dem Aufwand der Güter und kaufte das Schloß. Nach dem Tod ihres Mannes richtete sie sich hier ihr Witwenappartement ein. Nachdem schließlich auch sie 1780 gestorben war, wurde es still um die Schloßanlage, die Hasen und Füchse atmeten auf, und langsam verschwanden die kunstvollen Einrichtungsgegenstände in Richtung Wien und in andere Gegenden. Jahrhunderte später sollte alles wieder so prächtig sein, wie es einmal gewesen war. Deshalb wurde das Mobiliar und dergleichen aus allen Richtungen wieder eingesammelt, und das Schloß sowie der Garten wurden restauriert. Seit Mai dieses Jahres kann man Schloß Hof besuchen. Der Geschichte und der Architektur der Sommerresidenz ist das von Lieselotte Hanzl-Wachter herausgegebene Buch gewidmet, in dem man auch einiges über die Tafelfreuden und die Kochkünste jener Zeit erfährt.
EBERHARD RATHGEB
Lieselotte Hanzl-Wachter (Hrsg.): "Schloß Hof". Prinz Eugens tusculum rurale und Sommerresidenz der kaiserlichen Familie. Geschichte und Ausstattung eines barocken Gesamtkunstwerks. Residenz Verlag, Wien 2005. 208 S., zahlr. Abb., br., 39,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auf diese Steine können Soldaten bauen: Ein Rundgang durch das renovierte Schloß Hof, die üppige Sommerresidenz nahe Wien
Prinz Eugen erteilte 1725 dem von ihm bevorzugten Baumeister Johann Lukas von Hildebrandt den Auftrag, Schloß Hof, sechzig Kilometer östlich von Wien im Marchfeld gelegen, zu einer Sommerresidenz umzubauen. Der Prinz, dem der Bonner Historiker Max Braubach in den sechziger Jahren eine gleichsam barockmonumentale, sehr lesenswerte fünfbändige Biographie gewidmet hat, konnte die Pracht seiner Sommerresidenz, der zweitgrößten Schloßanlage Österreichs, zu der auch ein auf sieben Terrassen angelegter Garten mit Wasserspielen gehört, nicht lange genießen. Der Umbau zog sich einige Jahre hin. Noch im Frühjahr 1730 sollen achthundert Handwerker und Tagelöhner beim Bau beschäftigt gewesen sein. Es heißt, Prinz Eugen habe dabei auch ehemalige Mitstreiter im Kampf gegen die Türken beschäftigt, also einfache Soldaten, die im normalen Leben nicht wieder Fuß fassen konnten.
Der Held der Schlachten, der gerne auf die Jagd ging, brauchte einen halben Tag zu Pferde, um von Wien in seine Sommerresidenz zu gelangen, wo dem Lebensgenuß weder mit Absicht noch aus Ignoranz, noch aus Geldmangel ein Bein gestellt wurde. Die ganze Pracht aber konnte den Lauf der Lebensuhr nicht aufhalten. Der alte Prinz wurde bei seinen Aufenthalten auf dem Land von Ischiasanfällen und Atembeschwerden gequält. Während seiner letzten Tage auf seinem Landgut soll sich die Gesellschaft, die er dort um sich hatte, sehr bemüht haben, ihn aufzumuntern: "mit Maskeraden und allerlei Kinderspielen, die eher zu der Schwäche seines hohen Alters als zu seinem Charakter paßten", wie es in einem zeitgenössischen Bericht hieß. Ob vielleicht gerade die Landluft seiner Lunge schadete?
Prinz Eugen starb in der Nacht vom 20. auf den 21. April 1736 in seinem Wiener Stadtpalais in der Himmelpfortgasse. Schloß Hof sowie seine anderen Güter und Besitztümer gingen darauf an seine Nichte Victoria über, die mit ihren 52 Jahren noch nicht fest unter der Haube saß und schließlich den Lockrufen des fast zwanzig Jahre jüngeren Prinzen Joseph Friedrich von Sachsen-Hildenburghausen erlag und ihn heiratete.
Das Paar, das sich nach nur sechs Jahren wieder scheiden ließ, brauchte Geld und wollte deshalb Schloß Hof loswerden. Sie schmiedeten einen Plan. Die beiden organisierten im Herbst 1754 für Maria Theresia und ihren Mann Franz Stephan von Lothringen ein sich über mehrere Tage hinziehendes Fest, welches das Attribut rauschend vertrug - es gilt als das letzte große Barockfest Österreichs - und bei dem Aberhunderte von armen gehetzten Hasen und armen gehetzten Füchsen vor die Flinten einer jagdtollen Spaßgesellschaft getrieben worden sind. Auf den Tischen - man aß damals schon mit Messer und Gabel - sollen sich Speisen, darunter Berge von Fleisch, Spanferkel, Hasen, Fasane, Rehe, Hirsche, Wildschweine und so weiter, getürmt haben. Wie es halt so war. Maria Theresia war überwältigt von dem Aufwand der Güter und kaufte das Schloß. Nach dem Tod ihres Mannes richtete sie sich hier ihr Witwenappartement ein. Nachdem schließlich auch sie 1780 gestorben war, wurde es still um die Schloßanlage, die Hasen und Füchse atmeten auf, und langsam verschwanden die kunstvollen Einrichtungsgegenstände in Richtung Wien und in andere Gegenden. Jahrhunderte später sollte alles wieder so prächtig sein, wie es einmal gewesen war. Deshalb wurde das Mobiliar und dergleichen aus allen Richtungen wieder eingesammelt, und das Schloß sowie der Garten wurden restauriert. Seit Mai dieses Jahres kann man Schloß Hof besuchen. Der Geschichte und der Architektur der Sommerresidenz ist das von Lieselotte Hanzl-Wachter herausgegebene Buch gewidmet, in dem man auch einiges über die Tafelfreuden und die Kochkünste jener Zeit erfährt.
EBERHARD RATHGEB
Lieselotte Hanzl-Wachter (Hrsg.): "Schloß Hof". Prinz Eugens tusculum rurale und Sommerresidenz der kaiserlichen Familie. Geschichte und Ausstattung eines barocken Gesamtkunstwerks. Residenz Verlag, Wien 2005. 208 S., zahlr. Abb., br., 39,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wer sich für Schloss Hof, die einstige Sommerresidenz Prinz Eugens nahe Wien, interessiert, dem kann Eberhard Rathgeb diesen von Lieselotte Hanzl-Wachter herausgegebenen Band ans Herz legen. Eingehend berichtet Rathgeb über die Geschichte des Schlosses, das Prinz Eugen ab 1725 in langwierigen Bauarbeiten zu einer prachtvollen Sommerresidenz umbauen ließ. Nach Eugens Tod ging das Schloss an seine Nichte Victoria über, die es schließlich nach einem rauschenden Fest, dem wohl letzten großen Barockfest Österreichs, an Maria Theresia und ihren Mann Franz Stephan von Lothringen verkaufte. Nach Marias Tod 1780 wurde es still um die Schlossanlage, die kunstvollen Einrichtungsgegenstände verschwanden allmählich in Richtung Wien. Seit Mai dieses Jahres ist das restaurierte Schloß Hof nun wieder zu besuchen. Einen Rundgang kann man zur Freude Rathgebs auch anhand des vorliegenden Bandes unternehmen, der sich der Architektur und Geschichte des Schlosses widmet, aber auch einiges über die Tafelfreuden und die Kochkünste jener Zeit zu bieten hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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