Spiel und Regel gehören für Margret Kreidl zusammen, gerade im Gedicht. Sie verwendet in "Schlüssel zum Offenen" das G-E-D-I-C-H-T buchstäblich, als Codewort für ihre siebenzeiligen Gedichte. Mit dieser strengen Vorgabe macht sie die Möglichkeiten des lyrischen Sprechens sichtbar: freie Verse, Reime, Listen, Zeilensprung. Die Autorin verortet ihr Schreiben in der Zeit, in der Auseinandersetzung mit einer Gesellschaft, deren Krise sich in der Sprache spiegelt. Sie versteht das Gedicht immer auch als Dialog mit anderen, mit Literatur, Kunst und Medien. So kommen Anne Carson und Candy Crash zusammen, Live-Ticker und Märchenmotive, Tendenzbären und Trolle, Wanderkrapfen, der Hinkjambus und das türkische Wort "haymatloz". Die Lust am Wort und die assoziative Bildkraft dieser Gedichte beflügeln nicht nur unsere Phantasie, sondern schärfen zugleich das Bewusstsein. Mit ihren GEDICHT-Gedichten nimmt Margret Kreidl das Spiel mit dem Akrostichon auf und reflektiert seine Form in einer Serie von 107 Leistengedichten, die zeigen, wie produktiv Selbstbeschränkung für unsere Gegenwart ist, für das Gedicht.
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