»Ich sollte eigentlich...
Millionen Menschen werden am Neujahrstag des Jahres 2000 den guten Vorsatz fassen, im soeben begonnenen Jahrhundert endlich all die Dinge energisch anzupacken und zu erledigen, die sie bisher auf die lange Bank geschoben haben: ein gesünderes Leben zu führen, sich nach einer anderen Stelle umzusehen, den alltäglichen Schlendrian zu bekämpfen...Als Psychologe weiß Hans- Werner Rückert, dass es meist nicht mit bloßem Zeitmanagement getan ist, sondern auch die jeweiligen Ursachen des Aufschiebens betrachtet werden müssen. Jemand, der schwierige Entscheidungen und wichtige Projekte aufschiebt,
- leidet unter unrealistischen Ansprüchen an sich selbst
- weiß nicht, wie ein optimales Vorgehen aussehen könnte,
- fürchtet Erfolg ebenso wie Versagen oder
- ist Opfer seiner Impulsivität.
Damit die Vorsätze und Projekte keine frommen Wünsche bleiben, muss jeder Einzelne zunächst herausfinden, welcher Aufschieber- Typ er ist und dann entsprechend gegensteuern. Wie dies gelingen kann, erfahren die Leser in diesem Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
1. Aufschieben kurz und knapp: die Kurzübersicht für den ungeduldigen Aufschieber
Teil I
Das Aufschieben - Gründe und Mechanismen
2. Morgen ist auch noch ein Tag!
Verschiedene Formen des Aufschiebens
Mechanismen und Lösungswege
Das Aufschieben und die verlorene Zeit
Zusammenfassung
3. Die lange Bank ist des Teufels liebstes Möbelstück - drei Beispiele
Gründe für das Aufschieben
Die Mechanismen des Aufschiebens
Die Folgen des Aufschiebens
Zusammenfassung
4.Null Bock - Motivationslöcher und Frustrationserfahrungen
Motivation
Ist einfach nicht mein Ding: Schwierigkeiten mit Aufgaben und Vorhaben
Es klappt nicht: Verantwortung und Kontrolle
Wenn alles nervt: Probleme mit dem Ertragen von Frustration
Zusammenfassung
5.Eines Tages komm' ich groß raus
Aufschieben als Selbstschutz
Gefahren, die Ihnen drohen
Hoffen auf Kompetenz
Zusammenfassung
6. Jede Menge Stress: Gefühle und Konflikte
Angst
Ärger und Wut
Perfektionismus
Abhängigkeit und Ohnmacht
Scham
Selbstwertstörungen
Zusammenfassung
Teil II
Die tiefer liegenden Wurzeln des Aufschiebens
7.Schicksal, Störung, schlechte Angewohnheit? - Der wissenschaftliche Erklärungsversuch
Aufschieben als Merkmal der Persönlichkeit
Aufschieben als Merkmal von Persönlichkeitsstörungen
Aufschieben als Symptom von neurotischen Konflikten
Aufschieben als Ergebnis ungenügender Fertigkeiten
Zusammenfassung
8. Ich war schon immer so: individuelle Aspekte
Frühe Kindheit
Pubertät
Das liegt bei uns in der Familie
Zusammenfassung
9. Do it now! und Widerstand: gesellschaftliche Aspekte
Mythen: schneller, schöner und perfekt
Die Zeit und die grauen Männer
Pünktlichkeit, Sachzwänge und Verpflichtungen
Zusammenfassung
Teil III
Schluss mit dem ewigen Aufschieben - Strategien zur Bewältigung des Aufschiebeproblems
10. Der Beginn der Problembewältigung: Selbstakzeptanz
Sich selbst erkennen
Sich akzeptieren lernen
Gedanken und Überzeugungen entdecken lernen
Zusammenfassung
11.Sich besser fühlen: Gefühle entdecken und ändern
Kreativität und Spontaneität
Selbstvertrauen aufbauen
Zusammenfassung
12.Schluss mit dem Schlendrian
Realistische Zielsetzungen
Selbststeuerung
Belohnungen und Bestrafungen
Zusammenfassung
13.Motiviertes Handeln: Wann, wenn nicht jetzt?
Planung
Selbstorganisation
Zeitmanagement
Zusammenfassung
14. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach?
Willenskraft
Aufmerksamkeit und Konzentration steigern
Gefühlskontrolle und Durchhalten
Zusammenfassung
15.Wenn Sie alleine nicht mit dem Aufschiebeproblem fertigwerden
Jenseits der Selbstkontrolle
Schluss mit den Lebenslügen
Reif für die Couch?
Zusammenfassung
Nachwort
Literatur
Leseprobe:
Verschiedene Formen des Aufschiebens
Allgegenwärtiges, harmloses Aufschieben
Wir alle schieben etwas auf: unsere Schränke, Schubläden und Schreibtische aufzuräumen, unsere Dachböden oder Festplatten zu
entrümpeln, die Gartenarbeit oder das Schuheputzen. Aufgeschoben werden Dinge, die Angst und Unlust auslösen. Aufgeschobene Dinge erledigen wir auf den letzten Drücker: Das Auto beim TÜV anzumelden oder die Weihnachtsgeschenke einzukaufen. Milde Formen des Aufschiebens sind unschädlich, sie machen sogar Spaß, wie wir gelernt haben. "Komm essen!", riefen unsere Eltern. "Gleich!", haben wir als Kinder geantwortet, um unser Spiel erst noch zu beenden. Für viele hat sich damit eine aufregende Spannung verknüpft: Gelingt es, den eigenen Willen durchzusetzen, oder gibt es ein Donnerwetter? Wie oft haben wir den Beginn der Hausaufgaben hinausgezögert und erst noch einen Comic durchgeblättert. Ohne es zu ahnen, haben wir uns mit diesen angenehmen Aktivitäten für das Aufschieben belohnt, und damit die Wahrscheinlichkeit erhöht, das nächste Mal wieder ein wenig zu trödeln. Apropos Trödeln: Wie konnte man damit morgens Mama oder Papa auf die Palme bringen! Okay, wenn der Bus uns vor der Nase wegfuhr, war das schon blöd. Aber dann hat Mama uns eben mit dem Auto gebracht, was eine schöne Abwechslung vom ewigen Bus fahren war. Wieder hat es sich gezeigt: Aufschieben bringt was!
Tatsächlich kann es gelegentlich sogar ratsam sein, nicht alles sofort zu erledigen. Abwarten und Tee trinken kann Geld sparen helfen und Vorteile bringen: Wenn Sie sich den Computer, den Sie morgen kaufen werden (oder vielleicht übermorgen), gestern schon gekauft hätten, dann hätten Sie für weniger Leistung mehr Geld ausgegeben. Ähnlich kann es Ihnen mit Kleidung ergehen oder mit dem Möbelkauf: Ihre Unentschlossenheit, welches Teil Sie nehmen sollen, kann durch herabgesetzte Preis im Schlussverkauf belohnt werden. Oder aber die Sachen werden ohnehin unmodisch und Sie sind froh, dass Sie nichts gekauft haben.
Aufschieben kann positiv wirksam werden, wenn Sie aus Erfahrung wissen, dass der inspirierte Moment für Sie eher abends als morgens kommt. Der Schriftsteller Franz Kafka hatte ein Pappschild über seinem Schreibtisch, auf dem stand: ABWARTEN! Abwarten, bis sich ein kreativer Impuls einstellt oder - wie es früher poetisch hieß - die Muse Sie küsst. Problematisch wird es dann, wenn Sie der Muse Ihre kussbereiten Lippen seit Wochen, Monaten oder Jahren entgegenstrecken.
Problematisches Aufschieben
Ich kenne Menschen, die nicht nur Pflichten, die ihnen von anderen aufgetragen wurden, hinauszögern, sondern auch selbstgewählte und angenehm erscheinende Aktivitäten wie Kino- und Theaterbesuche, Reisen oder Sex. Manche von uns schieben alles auf, egal aus welchen Bereichen ihres Lebens die Aufgaben oder Vorhaben stammen, vom Abwasch bis zum Abfassen eines Testaments. Andere hingegen haben nur dann unüberwindlich erscheinende Probleme, eine Sache schnell anzupacken und in angemessener Zeit zu erledigen, wenn es um bestimmte Projekte geht, wie den Zahnarztbesuch, das Beantworten von Briefen und die Steuererklärung. Viele Menschen haben Probleme damit, pünktlich zu sein. Schwierigkeiten in der Wahl des richtigen Zeitpunkts kommen auch in den berühmten Treppenwitzen und launigen Sprüchen zum Ausdruck, die einem immer erst nach der Party einfallen: aufgeschobene Schlagfertigkeit. Sie können die vielen
lästigen Dinge wie Hausaufgaben, Einkäufe, Staubsaugen, Zähneputzen und so weiter aufschieben. Sie können aber auch die großen Herausforderungen des Lebens meiden: Ihre Familiensituation zu verbessern, sich neue berufliche oder private Herausforderungen zu suchen, sich unbekannte Dimensionen in Kunst, Kultur und Sport zu erschliessen oder einfach etwas Neues zu lernen, zum Beispiel sich im Internet zurechtzufinden. Wenn Sie solche Herausforderungen meiden, stehen Sie Ihrer eigenen Entwicklung im Weg. Diese Art des Aufschiebens ist zwar weitverbreitet, wird von den meisten aber noch als erträglich angesehen.
Hartes Aufschieben
Das wirklich harte Aufschieben bedeutet, dass Sie gewohnheitsmäßig und scheinbar unnötigerweise die Erledigung von Aufgaben und Vorhaben, die Sie selbst als wichtige, vorrangige oder termingebundene Aktivitäten einstufen, von einem Tag auf den anderen (oder auf Wochen, Monate oder gar Jahre) verzögern. Es bedeutet Qual, erzeugt Leid und hat negative Folgen für Ihr Selbstwertgefühl. Dadurch, dass Sie sich immer wieder etwas vornehmen, es aber dann nicht tun, untergraben Sie Ihr Vertrauen zu sich selbst und erweisen sich als unzuverlässig. Wenn Sie aus unterschwelliger Feindseligkeit, Aufsässigkeit oder Gleichgültigkeit chronisch zu spät kommen, geliehene Gegenstände verschusseln oder ständig versprechen, dass Sie sich zukünftig anders verhalten werden, nur um dann weiterzumachen wie bisher, geraten Sie über kurz oder lang auch mit Ihren Mitmenschen aneinander. Aufschieben kann Sie Ihren Job kosten und Ihre Lebensqualität beeinträchtigen. Schließlich gibt es sogar lebensgefährliches Aufschieben: Wenn Sie gesundheitliche Alarmsignale überhören und den Schmerz in der Brust nicht zum Anlass nehmen, Ihren Arzt aufzusuchen, kann dies fatale Folgen haben.
Die Blockade
Vom Aufschieben als einer generellen Tendenz kann das Festsitzen, die aktuelle Blockade, unterschieden werden. Blockiert erleben Sie sich dann, wenn Sie in Ihrer Arbeit an entscheidende Wendepunkte kommen bzw. wenn eine Entscheidung unbedingt fallen muss. Wenn Angst und Ungewissheit Sie so massiv befallen, dass Sie bis in Ihr Denken hinein eine Lähmung erleben, dann sind Sie blockiert. Wenn Sie sich beispielsweise nach einer langen Zeit des Aufschiebens nun doch einer Prüfung unterziehen, dann kann Sie der gefürchtete Blackout als eine akute Form der Blockierung heimsuchen. Immer dann, wenn Sie sich verändern, werden Sie sich gelegentlich einmal blockiert
fühlen. Dann vor allem, wenn Sie in eine schwierige Übergangssituation geraten, in der Ihr altes Verhalten nicht mehr automatisch einsetzt, das neue aber auch noch nicht gewohnheitsmäßig greift. Vielleicht dann, wenn die alte Gewohnheit, jetzt den Fernseher anzumachen, mit der neuen Absicht zusammenstößt, erst noch Ihre Sachen für morgen bereitzulegen. Dann stehen Sie im Flur, zwischen Kleiderschrank und TV, sind blockiert und wissen für kurze Zeit nicht, wohin Sie gehen wollen.
... mehr Sport treiben, die Kundenpräsentation vorbereiten oder die Steuererklärung vom letzten Jahr machen«: Gute Vorsätze zu fassen ist einfach – sie auch wirklich umzusetzen dagegen äußerst schwierig. Der Diplom- Psychologe Hans-Werner Rückert erklärt anhand zahlreicher Beispiele aus der Praxis,warum man bestimmte Dinge immer wieder aufschiebt und mit welchen Strategien sich wirkungsvoll dagegen angehen lässt.
Millionen Menschen werden am Neujahrstag des Jahres 2000 den guten Vorsatz fassen, im soeben begonnenen Jahrhundert endlich all die Dinge energisch anzupacken und zu erledigen, die sie bisher auf die lange Bank geschoben haben: ein gesünderes Leben zu führen, sich nach einer anderen Stelle umzusehen, den alltäglichen Schlendrian zu bekämpfen...Als Psychologe weiß Hans- Werner Rückert, dass es meist nicht mit bloßem Zeitmanagement getan ist, sondern auch die jeweiligen Ursachen des Aufschiebens betrachtet werden müssen. Jemand, der schwierige Entscheidungen und wichtige Projekte aufschiebt,
- leidet unter unrealistischen Ansprüchen an sich selbst
- weiß nicht, wie ein optimales Vorgehen aussehen könnte,
- fürchtet Erfolg ebenso wie Versagen oder
- ist Opfer seiner Impulsivität.
Damit die Vorsätze und Projekte keine frommen Wünsche bleiben, muss jeder Einzelne zunächst herausfinden, welcher Aufschieber- Typ er ist und dann entsprechend gegensteuern. Wie dies gelingen kann, erfahren die Leser in diesem Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
1. Aufschieben kurz und knapp: die Kurzübersicht für den ungeduldigen Aufschieber
Teil I
Das Aufschieben - Gründe und Mechanismen
2. Morgen ist auch noch ein Tag!
Verschiedene Formen des Aufschiebens
Mechanismen und Lösungswege
Das Aufschieben und die verlorene Zeit
Zusammenfassung
3. Die lange Bank ist des Teufels liebstes Möbelstück - drei Beispiele
Gründe für das Aufschieben
Die Mechanismen des Aufschiebens
Die Folgen des Aufschiebens
Zusammenfassung
4.Null Bock - Motivationslöcher und Frustrationserfahrungen
Motivation
Ist einfach nicht mein Ding: Schwierigkeiten mit Aufgaben und Vorhaben
Es klappt nicht: Verantwortung und Kontrolle
Wenn alles nervt: Probleme mit dem Ertragen von Frustration
Zusammenfassung
5.Eines Tages komm' ich groß raus
Aufschieben als Selbstschutz
Gefahren, die Ihnen drohen
Hoffen auf Kompetenz
Zusammenfassung
6. Jede Menge Stress: Gefühle und Konflikte
Angst
Ärger und Wut
Perfektionismus
Abhängigkeit und Ohnmacht
Scham
Selbstwertstörungen
Zusammenfassung
Teil II
Die tiefer liegenden Wurzeln des Aufschiebens
7.Schicksal, Störung, schlechte Angewohnheit? - Der wissenschaftliche Erklärungsversuch
Aufschieben als Merkmal der Persönlichkeit
Aufschieben als Merkmal von Persönlichkeitsstörungen
Aufschieben als Symptom von neurotischen Konflikten
Aufschieben als Ergebnis ungenügender Fertigkeiten
Zusammenfassung
8. Ich war schon immer so: individuelle Aspekte
Frühe Kindheit
Pubertät
Das liegt bei uns in der Familie
Zusammenfassung
9. Do it now! und Widerstand: gesellschaftliche Aspekte
Mythen: schneller, schöner und perfekt
Die Zeit und die grauen Männer
Pünktlichkeit, Sachzwänge und Verpflichtungen
Zusammenfassung
Teil III
Schluss mit dem ewigen Aufschieben - Strategien zur Bewältigung des Aufschiebeproblems
10. Der Beginn der Problembewältigung: Selbstakzeptanz
Sich selbst erkennen
Sich akzeptieren lernen
Gedanken und Überzeugungen entdecken lernen
Zusammenfassung
11.Sich besser fühlen: Gefühle entdecken und ändern
Kreativität und Spontaneität
Selbstvertrauen aufbauen
Zusammenfassung
12.Schluss mit dem Schlendrian
Realistische Zielsetzungen
Selbststeuerung
Belohnungen und Bestrafungen
Zusammenfassung
13.Motiviertes Handeln: Wann, wenn nicht jetzt?
Planung
Selbstorganisation
Zeitmanagement
Zusammenfassung
14. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach?
Willenskraft
Aufmerksamkeit und Konzentration steigern
Gefühlskontrolle und Durchhalten
Zusammenfassung
15.Wenn Sie alleine nicht mit dem Aufschiebeproblem fertigwerden
Jenseits der Selbstkontrolle
Schluss mit den Lebenslügen
Reif für die Couch?
Zusammenfassung
Nachwort
Literatur
Leseprobe:
Verschiedene Formen des Aufschiebens
Allgegenwärtiges, harmloses Aufschieben
Wir alle schieben etwas auf: unsere Schränke, Schubläden und Schreibtische aufzuräumen, unsere Dachböden oder Festplatten zu
entrümpeln, die Gartenarbeit oder das Schuheputzen. Aufgeschoben werden Dinge, die Angst und Unlust auslösen. Aufgeschobene Dinge erledigen wir auf den letzten Drücker: Das Auto beim TÜV anzumelden oder die Weihnachtsgeschenke einzukaufen. Milde Formen des Aufschiebens sind unschädlich, sie machen sogar Spaß, wie wir gelernt haben. "Komm essen!", riefen unsere Eltern. "Gleich!", haben wir als Kinder geantwortet, um unser Spiel erst noch zu beenden. Für viele hat sich damit eine aufregende Spannung verknüpft: Gelingt es, den eigenen Willen durchzusetzen, oder gibt es ein Donnerwetter? Wie oft haben wir den Beginn der Hausaufgaben hinausgezögert und erst noch einen Comic durchgeblättert. Ohne es zu ahnen, haben wir uns mit diesen angenehmen Aktivitäten für das Aufschieben belohnt, und damit die Wahrscheinlichkeit erhöht, das nächste Mal wieder ein wenig zu trödeln. Apropos Trödeln: Wie konnte man damit morgens Mama oder Papa auf die Palme bringen! Okay, wenn der Bus uns vor der Nase wegfuhr, war das schon blöd. Aber dann hat Mama uns eben mit dem Auto gebracht, was eine schöne Abwechslung vom ewigen Bus fahren war. Wieder hat es sich gezeigt: Aufschieben bringt was!
Tatsächlich kann es gelegentlich sogar ratsam sein, nicht alles sofort zu erledigen. Abwarten und Tee trinken kann Geld sparen helfen und Vorteile bringen: Wenn Sie sich den Computer, den Sie morgen kaufen werden (oder vielleicht übermorgen), gestern schon gekauft hätten, dann hätten Sie für weniger Leistung mehr Geld ausgegeben. Ähnlich kann es Ihnen mit Kleidung ergehen oder mit dem Möbelkauf: Ihre Unentschlossenheit, welches Teil Sie nehmen sollen, kann durch herabgesetzte Preis im Schlussverkauf belohnt werden. Oder aber die Sachen werden ohnehin unmodisch und Sie sind froh, dass Sie nichts gekauft haben.
Aufschieben kann positiv wirksam werden, wenn Sie aus Erfahrung wissen, dass der inspirierte Moment für Sie eher abends als morgens kommt. Der Schriftsteller Franz Kafka hatte ein Pappschild über seinem Schreibtisch, auf dem stand: ABWARTEN! Abwarten, bis sich ein kreativer Impuls einstellt oder - wie es früher poetisch hieß - die Muse Sie küsst. Problematisch wird es dann, wenn Sie der Muse Ihre kussbereiten Lippen seit Wochen, Monaten oder Jahren entgegenstrecken.
Problematisches Aufschieben
Ich kenne Menschen, die nicht nur Pflichten, die ihnen von anderen aufgetragen wurden, hinauszögern, sondern auch selbstgewählte und angenehm erscheinende Aktivitäten wie Kino- und Theaterbesuche, Reisen oder Sex. Manche von uns schieben alles auf, egal aus welchen Bereichen ihres Lebens die Aufgaben oder Vorhaben stammen, vom Abwasch bis zum Abfassen eines Testaments. Andere hingegen haben nur dann unüberwindlich erscheinende Probleme, eine Sache schnell anzupacken und in angemessener Zeit zu erledigen, wenn es um bestimmte Projekte geht, wie den Zahnarztbesuch, das Beantworten von Briefen und die Steuererklärung. Viele Menschen haben Probleme damit, pünktlich zu sein. Schwierigkeiten in der Wahl des richtigen Zeitpunkts kommen auch in den berühmten Treppenwitzen und launigen Sprüchen zum Ausdruck, die einem immer erst nach der Party einfallen: aufgeschobene Schlagfertigkeit. Sie können die vielen
lästigen Dinge wie Hausaufgaben, Einkäufe, Staubsaugen, Zähneputzen und so weiter aufschieben. Sie können aber auch die großen Herausforderungen des Lebens meiden: Ihre Familiensituation zu verbessern, sich neue berufliche oder private Herausforderungen zu suchen, sich unbekannte Dimensionen in Kunst, Kultur und Sport zu erschliessen oder einfach etwas Neues zu lernen, zum Beispiel sich im Internet zurechtzufinden. Wenn Sie solche Herausforderungen meiden, stehen Sie Ihrer eigenen Entwicklung im Weg. Diese Art des Aufschiebens ist zwar weitverbreitet, wird von den meisten aber noch als erträglich angesehen.
Hartes Aufschieben
Das wirklich harte Aufschieben bedeutet, dass Sie gewohnheitsmäßig und scheinbar unnötigerweise die Erledigung von Aufgaben und Vorhaben, die Sie selbst als wichtige, vorrangige oder termingebundene Aktivitäten einstufen, von einem Tag auf den anderen (oder auf Wochen, Monate oder gar Jahre) verzögern. Es bedeutet Qual, erzeugt Leid und hat negative Folgen für Ihr Selbstwertgefühl. Dadurch, dass Sie sich immer wieder etwas vornehmen, es aber dann nicht tun, untergraben Sie Ihr Vertrauen zu sich selbst und erweisen sich als unzuverlässig. Wenn Sie aus unterschwelliger Feindseligkeit, Aufsässigkeit oder Gleichgültigkeit chronisch zu spät kommen, geliehene Gegenstände verschusseln oder ständig versprechen, dass Sie sich zukünftig anders verhalten werden, nur um dann weiterzumachen wie bisher, geraten Sie über kurz oder lang auch mit Ihren Mitmenschen aneinander. Aufschieben kann Sie Ihren Job kosten und Ihre Lebensqualität beeinträchtigen. Schließlich gibt es sogar lebensgefährliches Aufschieben: Wenn Sie gesundheitliche Alarmsignale überhören und den Schmerz in der Brust nicht zum Anlass nehmen, Ihren Arzt aufzusuchen, kann dies fatale Folgen haben.
Die Blockade
Vom Aufschieben als einer generellen Tendenz kann das Festsitzen, die aktuelle Blockade, unterschieden werden. Blockiert erleben Sie sich dann, wenn Sie in Ihrer Arbeit an entscheidende Wendepunkte kommen bzw. wenn eine Entscheidung unbedingt fallen muss. Wenn Angst und Ungewissheit Sie so massiv befallen, dass Sie bis in Ihr Denken hinein eine Lähmung erleben, dann sind Sie blockiert. Wenn Sie sich beispielsweise nach einer langen Zeit des Aufschiebens nun doch einer Prüfung unterziehen, dann kann Sie der gefürchtete Blackout als eine akute Form der Blockierung heimsuchen. Immer dann, wenn Sie sich verändern, werden Sie sich gelegentlich einmal blockiert
fühlen. Dann vor allem, wenn Sie in eine schwierige Übergangssituation geraten, in der Ihr altes Verhalten nicht mehr automatisch einsetzt, das neue aber auch noch nicht gewohnheitsmäßig greift. Vielleicht dann, wenn die alte Gewohnheit, jetzt den Fernseher anzumachen, mit der neuen Absicht zusammenstößt, erst noch Ihre Sachen für morgen bereitzulegen. Dann stehen Sie im Flur, zwischen Kleiderschrank und TV, sind blockiert und wissen für kurze Zeit nicht, wohin Sie gehen wollen.
... mehr Sport treiben, die Kundenpräsentation vorbereiten oder die Steuererklärung vom letzten Jahr machen«: Gute Vorsätze zu fassen ist einfach – sie auch wirklich umzusetzen dagegen äußerst schwierig. Der Diplom- Psychologe Hans-Werner Rückert erklärt anhand zahlreicher Beispiele aus der Praxis,warum man bestimmte Dinge immer wieder aufschiebt und mit welchen Strategien sich wirkungsvoll dagegen angehen lässt.