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Niemand denkt gern ans Sterben. Auch Katja und Henriette nicht. Aber sie müssen: Katja hat Krebs und liegt im Sterben. Sie ist 37. In den letzten Monaten besucht Henriette Katja fast täglich und versucht, ihrer Freundin auf dem Weg in den Tod beizustehen. Erst nach dem Tod von Katja wird Henriette bewusst, was für eine ungeheuerliche Reise sie selbst, als Begleiterin, erlebt hat. Und diese Reise schildert sie hier, mit allen Ratlosigkeiten, aber auch den tief erlebten Erfahrungen: für das eigene Leben und für das Verständnis, dass erst im Schlussakkord das Leben vollendet ist.

Produktbeschreibung
Niemand denkt gern ans Sterben. Auch Katja und Henriette nicht. Aber sie müssen: Katja hat Krebs und liegt im Sterben. Sie ist 37. In den letzten Monaten besucht Henriette Katja fast täglich und versucht, ihrer Freundin auf dem Weg in den Tod beizustehen. Erst nach dem Tod von Katja wird Henriette bewusst, was für eine ungeheuerliche Reise sie selbst, als Begleiterin, erlebt hat. Und diese Reise schildert sie hier, mit allen Ratlosigkeiten, aber auch den tief erlebten Erfahrungen: für das eigene Leben und für das Verständnis, dass erst im Schlussakkord das Leben vollendet ist.
Autorenporträt
Henriette Kaiser, geboren 1961 in München, studierte nach einer Gesangsausbildung Germanistik in Berlin, assistierte bei Bühne und Film und absolvierte 1997 die Münchener Hochschule für Fernsehen und Film. Sie lebt in München und arbeitet als Autorin und Regisseurin für verschiedene Fernsehformate und Medien. Einzelfilme, z.B. "Roter Tango" (1997), "Mein absolutes Lieblingslied" (2000), zur Zeit entsteht der Dokumentarfilm "Musik im Fahrtwind".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.05.2006

Sterben ist auch Leben
„Schlussakkord”: Die Filmemacherin Henriette Kaiser hat ein Buch über den Krebstod ihrer Freundin geschrieben
Einen Film drehen über das Sterben der besten Freundin? Henriette Kaiser zögert. Doch die Freundin Katja, rettungslos mit dem Krebs kämpfend, der sich in ihrem Unterleib ausgebreitet hat, insistiert: „Das Sterben muss bekannter werden. Wir wissen doch alle nicht, was da passiert. Vielleicht kann mein Sterben anderen Leuten helfen.” Und so greift die Regisseurin Henriette Kaiser zur Kamera, filmt die 37-jährige Freundin bis kurz vor deren Tod wenige Wochen später, im April 2002. Und schafft es anschließend jahrelang nicht, die Aufnahmen anzusehen.
Doch der Wunsch der Freundin arbeitet in ihr weiter. Henriette Kaiser beginnt zu schreiben - „außerstande, die drei Milliarden Gefühle auf einen Nenner zu bringen”. So konzentriert sie sich zunächst auf einen Aspekt, den Glauben, und verfasst einen Rundfunk-Essay, der ihr so viele ermutigende Reaktionen einbringt, dass sie weiter schreibt. Das Ergebnis „Schlussakkord” (Deuticke-Verlag) ist ein sehr persönliches, ehrliches, klar analysierendes und, ja, auch humorvolles Buch. Ganz im Sinne der Autorin, die den traurigen Stoff „so lebendig wie möglich” schildern wollte, in einer möglichst normalen Sprache, in einer abwechslungsreichen Mischung aus Reflexionen, E-Mail-Korrespondenzen und zwei Gedichten von Katja.
Wie sie davon vier Jahre später so erzählt, am Esstisch ihrer kleinen Dachwohnung in der Georgenstraße, wirkt Henriette Kaiser sehr nachdenklich, sehr entschieden in ihren Antworten und ihren Gesten - und kein bisschen sentimental. „Ich musste nichts verarbeiten, schon während des Sterbens nicht”, sagt die heute 44-Jährige. Auch durch das Schreiben habe sich für sie nichts verändert. Natürlich sei alles „emotional nicht mehr so behaftet, und ich sehe heute in manchem klarer”. So etwas wie Trauer jedoch hat sie seltsamerweise nie empfunden. Angesichts des heftigen Ringens der Freundin mit dem Tod wären solche egoistischen Regungen zunächst sowieso „nicht angesagt” gewesen, sagt Kaiser heute, sondern eher Gefühle wie „Verzweiflung, Ratlosigkeit, Hilflosigkeit”. Nach dem Tod sei vermutlich die Arbeit am Essay ihre Trauerarbeit gewesen: „Es gibt wohl auch so viele Formen der Trauer wie des Lebens und des Sterbens.”
„Das Sterben ist nichts anderes als die Fortführung des Lebens.” Dieser Satz von Katja wird zum Schlüsselsatz für die Freundin Henriette. Die Tochter des bekannten Musikkritikers Joachim Kaiser denkt dabei an die Musik: „Keinesfalls ist der Schlussakkord ein losgelöster Klang oder Ton. Er steht nicht außerhalb des Werkes, egal wie lange vor ihm eine Fermate, Triller oder Dissonanzen eingefügt werden. Er gehört dazu. Ist Ende und Vervollkommnung.” Ist Normalität, auch wenn diese Normalität des Todes in unserer Gesellschaft lieber verdrängt wird. Der Tod als „Fehler im System” in einer Leistungsgesellschaft, in der jeder seines eigenen Glückes Schmied ist. Henriette Kaiser setzt im Buch ihre Erfahrungen mit der indischen Kultur dagegen, wo die Werte „Annehmen” und „Loslassen” im Vordergrund stünden. Werte, die bei uns „resignieren, hängen lassen” bedeuten würden: „Ein wertfreies Hinnehmen scheint uns kaum möglich.” Wenn Henriette Kaiser dann noch auf das Thema Sterbehilfe zu sprechen kommt, schnaubt sie nur, wie „verlogen” diese Debatte hierzulande geführt werde.
Auch die Freundin Katja kämpft einen einsamen Kampf, trotz noch so fürsorglicher Begleitung durch Familie und Freunde; sie kann den Tod nicht akzeptieren, scheitert an der Frage nach dem Sinn. Ein qualvolles Sterben, bei dem sich die Zusehenden fragen, ob sie bei allem Bemühen um Hilfe vielleicht doch versagt haben. Doch er ist eben groß, der „Unterschied zwischen theoretischem Wissen, zwischen kunstvoller Auseinandersetzung mit dem Tod und dem eigenen Erleben und Miterleben”, wie Henriette Kaiser sagt. Genau diesen Unterschied will sie in ihrem Buch zeigen, ohne im Nachhinein alles besser wissen zu wollen, ohne jemanden zu denunzieren. Sie jedenfalls empfindet die Bereicherung durch dieses Thema, bei aller Traurigkeit, als „ein Geschenk von Katja an mich, so kitschig es klingen mag”.
Die Reaktionen auf ihr Buch sind unterschiedlich, manche schätzen es sehr, andere Freunde bitten die Autorin, ihr nicht übel zu nehmen, wenn sie es nicht lesen: „Ich habe unterschätzt, wie sehr das Thema immer noch tabuisiert wird.” Überhaupt beobachtet die Filmemacherin, wie es zum Beispiel in der Medienbranche immer schwerer wird, ernste Stoffe unterzubringen, die sich „nicht als lustiger Videoclip denken lassen”. Dabei ging es ihr, die nach einer Gesangsausbildung in Berlin Germanistik studiert hat und später in München an der Hochschule für Fernsehen und Film, schon immer darum, ernste Inhalte mit guter Unterhaltung zu verbinden, „mit Leichtigkeit und Humorpotenzial zu erzählen”.
Nach verschiedenen Fernseharbeiten hat sie das zuletzt in einem Film über ihren Vater versucht. Für „Musik im Fahrtwind” hat sie Joachim Kaiser anderthalb Jahre mit der Kamera begleitet, um „diesen Menschen möglichst unpathetisch in seinem Bildungskosmos zu zeigen”, einem Kosmos, den es „so gar nicht mehr gibt”. Der Film, der keine Auseinandersetzung oder gar Rache sein soll - „bestimmte Auseinandersetzungsgeschichten habe ich schon hinter mir” -, ist gerade fertig geworden; beim Münchner Filmfest wird er erstmals zu sehen sein.
Damit wären sie also abgeschlossen, diese zwei besonders intensiven und persönlichen Projekte, der Film über den Vater, das Buch über das Sterben der Freundin. Was nun? „Ich stecke in einem Loch”, sagt Henriette Kaiser, „ich bin leer, verdammt leer.” Doch das sei normal nach solchen Projekten, schiebt sie gleich nach. „Am liebsten würde ich jetzt eine nette, kleine Fernseh-Sache inszenieren, bei der ich mal nicht aus mir selber schöpfen muss.” Ideen hat sie ohnehin genug: Eine Zeitungskolumne würde sie auch gerne mal schreiben, oder vielleicht eine Oper inszenieren?
Vielleicht dreht sie auch einfach wieder einen Film. Vor wenigen Wochen hat sie sich endlich die Aufnahmen mit Katja angesehen. Hat wieder gespürt, wie unendlich ihr die Freundin fehlt, mit ihrer ganz eigenen Art. Jetzt ringt Henriette Kaiser mit sich, ob sie doch noch einen Film machen soll. Sie möchte nicht den Verdacht erwecken, das Sterben der Freundin ausschlachten zu wollen. Sie fragt sich, ob man einen so kranken und schwachen Menschen überhaupt im Fernsehen zeigen soll - „eine Gratwanderung”. Fragt sich, ob sie den Wunsch, das Vermächtnis von Katja nicht bereits mit dem Buch erfüllt hat. Die Aufnahmen haben jedenfalls wieder etwas in ihr ausgelöst: „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es mich noch nicht loslässt.” (Henriette Kaiser liest heute, 20.30 Uhr, bei Lehmkuhl, Leopoldstraße 45, aus ihrem Buch.)
ANTJE WEBER
Der Tod, in unserer Gesellschaft oft als „Fehler im System” verdrängt: Henriette Kaiser setzt in ihrem sehr persönlichen und zugleich analytischen Buch „Schlussakkord” die Erfahrung der Normalität dagegen.
Foto: Carolin Thummes
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Henriette Kaiser habe ein bewundernswert neutrales Buch über das Sterben ihrer Freundin geschrieben, in einer interpretationslosen, quasi "dokumentarischen" Haltung. Ursprünglich, berichtet Rezensentin Meike Fessmann, habe die Autorin einen Film drehen wollen, der aber aufgrund des unerwartet schnellen Todes der Freundin nicht zustande kam. Gegliedert hat die Autorin ihren Bericht nach den Räumen bis zum Hospiz, in denen Katja ihre letzten Wochen zugebracht hat. Dass der Leser letztlich "ratlos" bleibe angesichts des so frühen Todes der 36 Jahre jungen Frau, beweist der Rezensentin die Qualität von Henriette Kaisers Darstellung.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ein einfühlsames und mutiges Buch, das ein Tabuthema zur Sprache bringt und zeigt, dass die Konfrontation mit dem Sterben - trotz Hilflosigkeit und Trauer - auch eine Bereicherung für das eigene Leben sein kann."Südwestrundfunk, 03/06

"Ein reifes, mutiges und sehr lebendiges Buch."
Tageszeitung, Beate Kayser, 13.04.06

"Unpathetisch, zart und mutig".
dpa, 19.06.06

"Die fesselnde Lektüre beeindruckt durch ihre Wahrhaftigkeit...eine berührende Hommage an Katja und eine Liebeserklärung an das Leben."
Franziska Coesfeld, Hamburger Abendblatt, 04.11.06