Rio, Kyoto, Kopenhagen - und jetzt Paris. Es ist die letzte Chance, unser Problem mit dem Klima diplomatisch in den Griff zu bekommen. Im Dezember soll ein neuer Weltklimavertrag geschlossen werden, ein Vertrag über das Ende des fossilen Zeitalters. Aber geht das? Warum soll Paris gelingen, wenn viele Vorgängerkonferenzen scheiterten?Nick Reimer war auf allen dabei, kennt die Strippenzieher, weiß um die Faktoren von Erfolg und Misserfolg. Der renommierte Klimajournalist lässt in seinem Buch 25 Jahre Klimakonferenz Revue passieren - kurzweilig und anekdotenreich. Aus ihrer Geschichte heraus wird verständlich, vor welchen Herausforderungen die Diplomaten in Paris stehen: COP 21 wird nicht nur darüber entscheiden, ob die Erderwärmung gestoppt werden kann; in Paris entscheidet sich, ob die Demokratie grundsätzlich in der Lage ist, Menschheitsprobleme des 21. Jahrhunderts wie den Klimawandel zu lösen. In Paris findet ein großes Finale zum Klimaschutz statt, Nick Reimers Buch liefert alles, was man dazu wissen muss. Ein spannendes Stück Zeitgeschichte und ein Fahrplan über Paris hinaus.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.07.2015Mehr als heiße Luft
Wissenswertes und Banales über Klimaverhandlungen
Wer immer schon einmal wissen wollte, um was es außer heißer Luft auf den alljährlichen Klimakonferenzen der Vereinten Nationen noch so geht, der ist mit Nick Reimers Buch "Schlusskonferenz" gut bedient. Wenige Monate vor dem mit allerlei klimapolitischen Heilserwartungen aufgeladenen Gipfel in Paris, auf dem der Durchbruch zu einem weltweiten Klimaschutzvertrag erreicht werden soll, legt er ein faktenreiches, übersichtlich gegliedertes und gut geschriebenes Lesebuch zur "Geschichte und Zukunft der Klimadiplomatie" vor, wie der Untertitel programmatisch verspricht.
Reimer weiß, wovon er schreibt. Er hat die Konferenzen seit Anfang der neunziger Jahre als Journalist begleitet, beobachtet und beschrieben. Heute ist er Chefredakteur des einschlägig bekannten Internetportals "Klimaretter.info". Reimer hat einen politischen Standpunkt zum Klimawandel, und mit dem hält er nicht hinter dem Berg. Er hält allein den Westen, in hohem Maße die EU, für den Klimawandel verantwortlich und sieht entsprechend die Verantwortung zur Problemlösung vor allem dort. Dass er Leute wie den bolivianischen Präsidenten Evo Morales als Kronzeugen dafür auftreten lässt, "dass die Ursachen für all dies im Kapitalismus begründet sind", ist von überraschend argumentativer Bescheidenheit.
Anderseits erfährt der Leser - und hier liegt zweifelsohne die Stärke von Reimers Beobachtungen und Analysen - viel Wissenswertes über Struktur und Ablauf der Verhandlungen, vom Aufbruch in Rio 1992, über die erste Conference of the Parties (COP) 1995 in Berlin mit Bundesumweltministerin Angela Merkel als Konferenzpräsidentin, über den Vertrag von Kyoto und das Scheitern von Kopenhagen bis zum Treffen in Paris, dem aktuellen Fluchtpunkt aller Gipfelerwartungen.
Reimer erläutert, ohne sich im unübersichtlichen Gewirr der Details und Akronyme zu verlieren. Er beleuchtet das handelnde Personal des Weltklimazirkus vom Weltklimarat über die Diplomaten mit ihren gegensätzlichen Interessen und trickreichen Formulierungen sowie die vielen Nichtregierungsorganisationen bis hin zu windigen Geschäftemachern, die den Emissionshandel zu ihren finanziellen Gunsten ausnutzen. Mit sicherer Hand beschreibt er Handlungsfelder wie Waldschutz, Landnutzung, den Grünen Klimafonds, die längst nicht ausgestandene Debatte um Entschädigung für klimabedingte Verluste ("Loss and Damage"). Ein lesenswerter Anhang rundet die 200 Seiten ab. Spätestens da kann der Leser noch mal nachschauen, was es denn mit der "heißen Luft" auf sich hat: Alte, ungenutzte Emissionszertifikate osteuropäischer Staaten, die diese gerne noch versilbern würden.
ANDREAS MIHM
Nick Reimer: Schlusskonferenz. Geschichte und Zukunft der Klimadiplomatie. Oekom-Verlag, München 2015, 203 Seiten, 14,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wissenswertes und Banales über Klimaverhandlungen
Wer immer schon einmal wissen wollte, um was es außer heißer Luft auf den alljährlichen Klimakonferenzen der Vereinten Nationen noch so geht, der ist mit Nick Reimers Buch "Schlusskonferenz" gut bedient. Wenige Monate vor dem mit allerlei klimapolitischen Heilserwartungen aufgeladenen Gipfel in Paris, auf dem der Durchbruch zu einem weltweiten Klimaschutzvertrag erreicht werden soll, legt er ein faktenreiches, übersichtlich gegliedertes und gut geschriebenes Lesebuch zur "Geschichte und Zukunft der Klimadiplomatie" vor, wie der Untertitel programmatisch verspricht.
Reimer weiß, wovon er schreibt. Er hat die Konferenzen seit Anfang der neunziger Jahre als Journalist begleitet, beobachtet und beschrieben. Heute ist er Chefredakteur des einschlägig bekannten Internetportals "Klimaretter.info". Reimer hat einen politischen Standpunkt zum Klimawandel, und mit dem hält er nicht hinter dem Berg. Er hält allein den Westen, in hohem Maße die EU, für den Klimawandel verantwortlich und sieht entsprechend die Verantwortung zur Problemlösung vor allem dort. Dass er Leute wie den bolivianischen Präsidenten Evo Morales als Kronzeugen dafür auftreten lässt, "dass die Ursachen für all dies im Kapitalismus begründet sind", ist von überraschend argumentativer Bescheidenheit.
Anderseits erfährt der Leser - und hier liegt zweifelsohne die Stärke von Reimers Beobachtungen und Analysen - viel Wissenswertes über Struktur und Ablauf der Verhandlungen, vom Aufbruch in Rio 1992, über die erste Conference of the Parties (COP) 1995 in Berlin mit Bundesumweltministerin Angela Merkel als Konferenzpräsidentin, über den Vertrag von Kyoto und das Scheitern von Kopenhagen bis zum Treffen in Paris, dem aktuellen Fluchtpunkt aller Gipfelerwartungen.
Reimer erläutert, ohne sich im unübersichtlichen Gewirr der Details und Akronyme zu verlieren. Er beleuchtet das handelnde Personal des Weltklimazirkus vom Weltklimarat über die Diplomaten mit ihren gegensätzlichen Interessen und trickreichen Formulierungen sowie die vielen Nichtregierungsorganisationen bis hin zu windigen Geschäftemachern, die den Emissionshandel zu ihren finanziellen Gunsten ausnutzen. Mit sicherer Hand beschreibt er Handlungsfelder wie Waldschutz, Landnutzung, den Grünen Klimafonds, die längst nicht ausgestandene Debatte um Entschädigung für klimabedingte Verluste ("Loss and Damage"). Ein lesenswerter Anhang rundet die 200 Seiten ab. Spätestens da kann der Leser noch mal nachschauen, was es denn mit der "heißen Luft" auf sich hat: Alte, ungenutzte Emissionszertifikate osteuropäischer Staaten, die diese gerne noch versilbern würden.
ANDREAS MIHM
Nick Reimer: Schlusskonferenz. Geschichte und Zukunft der Klimadiplomatie. Oekom-Verlag, München 2015, 203 Seiten, 14,95 Euro.
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»Eine unterhaltsame und für Laien gut verständliche Zusammenfassung der äußerst komplexen Geschichte der Klimadiplomatie und Klimapolitik.« Forest Finest »Eine unverzichtbare Lektüre, da der Klimawandel bereits heute das Leben beeinflusst - die Zukunft des Planeten aber noch nicht entschieden ist.« unique Magazin »In kurzweiliger Art schildert [Reimer] pointenreich die Geschichte der Konferenzen. Eindrucksvoll wird dabei herausgearbeitet, vor welchen Herausforderungen die Teilnehmer der COP 21 in Paris stehen.« BDFaktuell »(...) sehr gut geschrieben und spannend wie ein Krimi.« Der Rabe Ralf