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Mainz 1545: Der Erzbischof Albrecht von Brandenburg ist tot, das Domkapitel setzt sich gegen Kaiser und Papst durch und wählt mit Dr. Sebastian von Heusenstamm einen Nachfolger aus den eigenen Reihen. Begräbnis des einen und Wahl und Einsetzung des neuen Erzbischofs sind in der Zeit der Reformation hochpolitische Anlässe. Darauf abgestimmt waren die Menüs, die bei Banketten der Mainzer Domherren und ihrer Gäste serviert wurden, und die zwischen neun und 24 Gänge umfassten.Ausgewählte Rezepte hat die Autorin für die heutige Küche eingerichtet und nachgekocht. Die Fotos von Klaus Baranenko vermitteln Genuss zwischen Renaissance und heutiger Zeit.…mehr

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Produktbeschreibung
Mainz 1545: Der Erzbischof Albrecht von Brandenburg ist tot, das Domkapitel setzt sich gegen Kaiser und Papst durch und wählt mit Dr. Sebastian von Heusenstamm einen Nachfolger aus den eigenen Reihen. Begräbnis des einen und Wahl und Einsetzung des neuen Erzbischofs sind in der Zeit der Reformation hochpolitische Anlässe. Darauf abgestimmt waren die Menüs, die bei Banketten der Mainzer Domherren und ihrer Gäste serviert wurden, und die zwischen neun und 24 Gänge umfassten.Ausgewählte Rezepte hat die Autorin für die heutige Küche eingerichtet und nachgekocht. Die Fotos von Klaus Baranenko vermitteln Genuss zwischen Renaissance und heutiger Zeit.
Autorenporträt
Dr. Mathilde Grünewald ist Archäologin und war von 1980 bis 2012 Direktorin des Museums der Stadt Worms im Andreasstift. 2006 erschien im Kunstverlag Josef Fink bereits ihr Nibelungenkochbuch (ISBN 978-3-89870-281-2).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.09.2012

Neun Gänge zum Leichenschmaus
Zum Nachkochen: Menüs aus dem 16. Jahrhundert

sug. MAINZ. Kardinal und Kurfürst Albrecht von Brandenburg, der am 24. September 1545 in der Martinsburg verstorben und wenig später im Mainzer Dom beigesetzt worden ist, dürfte sich angesichts eines so bescheidenen Leichenschmauses im Grabe umgedreht haben. Das zumindest könnte sich Helmut Hinkel, Direktor der Martinus-Bibliothek, beim Blick auf die magere Speisenfolge durchaus vorstellen. Schließlich wurden den etwa 100 Gästen des Domkapitels nach der Trauerfeier nur neun Gänge serviert, was für damalige Verhältnisse nicht eben viel und für den "letzten Renaissancefürsten auf dem erzbischöflichen Stuhl" eigentlich unangemessen war. Allerdings hatte der zeitlebens nach Einnahmequellen suchende Kunstfreund, den die Hofhaltung viel Geld kostete, die 24 adeligen Domherren zuvor schon so oft angebettelt, dass seinetwegen am Ende offenbar nicht mehr allzu viele Tränen vergossen wurden.

Mit einem 24-Gang-Menü wurde von denselben hochadeligen Herren kurz darauf die gegen Papst und Kaiser durchgesetzte Wahl des neuen Erzbischofs, Sebastian von Heusenstamm, opulent gefeiert: mit Pasteten, Marzipan und Parmesan. Was zeigt, dass die im 16. Jahrhundert aufgetischten "Mainzer Menüs", denen jetzt ein eigenes Buch gewidmet ist, nicht nur mit Essen, sondern viel mit Politik zu tun hatten. In der auf ein altes Dom-Sakristeibuch zurückgehenden Neuerscheinung "Schmausende Domherren oder wie Politik auf den Tisch kommt" führt die Archäologin Mathilde Grünewald ihre Leser zurück in die Reformationszeit, in der die Einsetzung eines Erzbischofs eine "hochpolitische Veranstaltung" war.

Weil die Autorin, die sich zuvor bereits mit dem gleichfalls im Kunstverlag Josef Fink erschienenen "Nibelungenkochbuch" einen Namen gemacht hat, selbst gerne am Herd steht, werden in diesem Fall die besten "Renaissance-Menüs" gleich mitgeliefert. Neben den Urrezepten, die Grünewald für moderne Köche um Mengenangaben und Garzeiten ergänzen musste, bietet das Werk zahlreiche Fotos. Zu den Essenvorschlägen gehören Kaninchen "eyngemacht in seiner eygenen Brüh mit Pettersilgen", aber auch Osterfladen aus Mehl, Butter und Wasser sowie Wachtelbrey, Biersuppe und Apfelpastete.

Wobei sich Grünewald dafür nicht nur den Speiseplan des Domkapitels, sondern auch die um 1563 gemachten Angebote einiger Gasthäuser genau angesehen hat. Dass sich in besagtem Sakristeibuch, dem seit 1800 in der Martinus-Bibliothek aufbewahrten "Liber ordinarius", überhaupt Hinweise auf Festessen, Trauerfeiern und Menüfolgen finden ließen, hängt Hinkel zufolge damit zusammen, dass die "Handschrift 92" ein Standardwerk gewesen sei: mit Hinweisen zu Einnahmen und Ausgaben, aber auch mit Angaben zur Liturgie und zum Regelwerk, das etwa bei Tod und Neuwahl künftiger Bischöfe gelten sollte. Dafür, dass der Schreiber kein Koch und bei den Festessen wohl auch nicht geladen war, sprechen etliche fehlerhafte Bezeichnungen, die Grünewald beim besten Willen keiner ihr bekannten Speise zuordnen konnte: "Gebachten Zweiztlein" etwa und "Gehempren Salmen".

Die Geschichte der "Schmausenden Domherren" (ISBN 978-3-89870-776-3) wird von Mathilde Grünewald heute von 18.15 Uhr an erzählt, und zwar bei freiem Eintritt im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum, Domstraße 3 in Mainz.

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