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Jeremy Scahill erzählt in dieser packenden investigativen Reportage, wie es dazu kam, dass Mord zu einem zentralen Instrument der U.S.-Sicherheitspolitik geworden ist, und welche Konsequenzen diese Entscheidung hat für unzählige Menschen in den unterschiedlichsten Ländern und für die Zukunft der amerikanischen Demokratie. In Afghanistan und Pakistan, Jemen, Somalia und anderen Ländern interviewte Scahill CIA-Agenten, Söldner und Spezialkräfte der US-Army. Er begab sich tief in das von Al-Qaida gehaltene Territorium im Jemen, traf von der CIA protegierte Warlords in Mogadischu und sprach mit…mehr

Produktbeschreibung
Jeremy Scahill erzählt in dieser packenden investigativen Reportage, wie es dazu kam, dass Mord zu einem zentralen Instrument der U.S.-Sicherheitspolitik geworden ist, und welche Konsequenzen diese Entscheidung hat für unzählige Menschen in den unterschiedlichsten Ländern und für die Zukunft der amerikanischen Demokratie. In Afghanistan und Pakistan, Jemen, Somalia und anderen Ländern interviewte Scahill CIA-Agenten, Söldner und Spezialkräfte der US-Army. Er begab sich tief in das von Al-Qaida gehaltene Territorium im Jemen, traf von der CIA protegierte Warlords in Mogadischu und sprach mit den zivilen Opfern der Einsätze amerikanischer Spezialkommandos und Drohnenattacken, die die Vereinigten Staaten lieber geheim halten wollen. In dieser bedrohlichen Geschichte von der Front der unerklärten Kriege dokumentiert Jeremy Scahill das neue Paradigma der amerikanischen Kriegsführung: Gekämpft wird überall, von Spezialkräften, die offiziell gar nicht existieren, aber weltweit unzähligeEinsätze durchführen, die nie ans Licht der Öffentlichkeit geraten. Scahill enthüllt das erschreckende Bild einer geheimen U.S.-Mordmaschinerie, die mächtiger geworden ist als jeder Präsident, der ins Weiße Haus einzieht. Und er zeigt, dass diese verdeckten amerikanischen Kriege, anstatt die USA und die Welt vor dem Terror zu schützen, dazu führen, dass der Terror wachsen und sich weiter ausbreiten wird.
Autorenporträt
Jeremy Scahill arbeitet für Zeitschriften wie The Nation und ist Korrespondent der Radio- und Fernsehshow Democracy Now!. Als Reporter hat er aus dem Jugoslawienkrieg, Nigeria und dem Irak berichtet. Er ist Autor des internationalen Bestsellers Blackwater, in dem er als einer der Ersten über die berühmt-berüchtigte Söldnerfirma berichtete. Er lebt in Brooklyn, New York.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Haarsträubend erscheint dem Rezensenten Wilfried von Bredow, was der investigative Journalist Jeremy Scahill über die politischen und militärischen Kollateralschäden amerikanischer Geheimunternehmungen, sprich: kriegerischen Aktivitäten, der letzten zwölf Jahre berichtet. Somalia, Jemen, Afghanistan, Irak - der Autor untersucht anhand dieser Kommandos organisatorische und ideologische Veränderungen im Sicherheitsapparat der USA und ihre Konsequenzen. Die Bilanz ist überall gleich erschreckend, erklärt der Rezensent. Umso bemerkenswerter findet er, wenn der Autor sachlich informativ bleibt und sein Ton meist kühl. Bredows Hoffnung ist, dass der Band die überfällige Debatte über die Negativdynamik der Strategie der asymmetrischen Kriegsführung Amerikas in Gang bringt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.02.2014

Risiken und Nebenwirkungen
Wie Amerikas Krieg gegen den Terrorismus auch unbändigen Hass hervorruft

Kommandounternehmen haben eine lange und geheimnisumwitterte kriegsgeschichtliche Tradition.

Nicht nur mit ihrer von rechtlichen und politischen Bedenklichkeit weitgehend freien und sich über den gesamten Globus erstreckenden Überwachung des Internets haben die Vereinigten Staaten Zorn und Fassungslosigkeit erweckt. Noch weitaus unilateral-imperialer ist ihr Auftreten als Kriegspartei im "globalen Krieg gegen den Terror". Ihre Soldaten - darunter mehr und mehr Special Forces - werden zu gezielten tödlichen Schlägen eingesetzt, wann und wo es der Führung in Washington opportun erscheint. Beides hängt eng zusammen, denn die Entscheidungen über die sogenannten chirurgisch präzisen Angriffe und gezielten Tötungen von Terroristen basieren meist auf Informationen, die sich aus den Überwachungspraktiken ergeben.

Geheime Kommandoaktionen haben eine lange kriegsgeschichtliche Tradition: Eine kleine Gruppe hervorragend ausgebildeter Soldaten führt weit hinter den feindlichen Linien spezielle Missionen aus, Sabotageakte, Attentate, Entführungen oder die Befreiung von Gefangenen. Solche Missionen umweht eine Aura des Geheimnisvollen, weshalb sie sich als Stoff für Romane und Filme großer Beliebtheit erfreuen. In der kriegerischen Alltagswirklichkeit ist für solche Romantisierung aber kein Platz. Dies um so weniger, seit sich mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts neue Mischformen organisierter Gewalt durchgesetzt haben, die herkömmliche ("konventionelle") Kriege zwar nicht völlig obsolet gemacht, aber doch in den Hintergrund gerückt haben.

Ganz deutlich wurde dies spätestens mit den Kriegen in Afghanistan (seit Ende 2001) und im Irak (2003). Beide entwickelten sich allerdings nicht so, wie die Präsidenten Bush und Obama und ihre jeweiligen Mitstreiter und Berater in Washington es sich vorgestellt haben. "Mission accomplished" - daraus ist nichts geworden. Schlimmer noch: Die durchaus beachtlichen "konventionellen" Teilerfolge, also die Zerschlagung der Diktatur Saddam Husseins im Irak und der Taliban-Herrschaft in Afghanistan, haben die Dynamik der Gemengelage aus internen Konflikten, Staatsabschwächung, organisierter Kriminalität und internationalem Terrorismus erst richtig brandgefährlich gemacht. Außerdem verführten die zumeist von einer islamistisch-fundamentalistischen Ideologie-Basis operierenden Terrornetzwerke mit Hilfe der modernen sozialen Medien eine Reihe junger Männer aus westlichen Ländern dazu, sich zu radikalisieren und am Kampf gegen den Westen aktiv zu beteiligen. Die politischen Kollateralschäden wiegen inzwischen schwerer als die anfänglichen Siege in diesen beiden Kriegen.

Leider trifft das in ähnlichem Maß für die militärischen Kollateralschäden zu. Das wird in dem umfangreichen und detailreichen Buch von Jeremy Scahill auf schmerzliche Weise dokumentiert und illustriert. Der Autor steht in der Tradition des investigativen Journalismus und ist bereits mit einem Buch über die private Sicherheitsfirma Blackwater hervorgetreten, das ein internationaler Bestseller wurde. Jetzt beschreibt er in 50 Kapiteln Amerikas geheime Kommandounternehmen der vergangenen zwölf Jahre im Irak, Afghanistan, Somalia und im Jemen.

Dabei geht es ihm nicht nur um die Nachzeichnung des Ablaufs bestimmter Kommandounternehmungen wie beispielsweise der Tötung Usama Bin Ladins im pakistanischen Abottabad. Dreierlei interessiert ihn viel mehr: erstens die organisatorischen Veränderungen des amerikanischen Sicherheitssektors um die CIA und das immer wichtiger werdende "Joint Special Operations Command" (JSOC); zweitens die ideologischen, rechtlichen und technischen Entwicklungen, die zur Ausformulierung und Praktizierung von gezielten Tötungseinsätzen als Zentralelement der nationalen Sicherheitspolitik Amerikas geführt haben; und drittens die Konsequenzen dieser Form asymmetrischer Kriegsführung für direkt und indirekt Betroffene und die internationale Sicherheit.

Die Bilanz fällt auf allen drei Ebenen erschreckend aus. Die in der Bush-Administration vorangetriebenen organisatorischen Veränderungen des amerikanischen Sicherheitssektors - unter Präsident Obama wurden sie eher noch verstärkt - haben diesen an entscheidenden Stellen intransparent gemacht, so dass Kongress und Öffentlichkeit wichtige Kontrollmöglichkeiten eingebüßt haben. Die gezielten Tötungen mittels Drohnen und anderem Kriegsgerät beschränken sich nicht auf wenige Top-Terroristen, sondern wurden inzwischen für eine Vielzahl von nicht immer eindeutig identifizierten Verdächtigen angeordnet, darunter auch amerikanische Staatsbürger. Gezielt mögen diese Aktionen ja sein; sie treffen auch, aber oft genug die Falschen. Dafür finden sich bei Scahill viele Beispiele. Die Konsequenz solcher Vorkommnisse ist verheerend, denn sie produzieren genau das, was sie eigentlich ausmerzen wollen, unbändigen Hass auf Amerika und seine Verbündeten sowie die Bereitschaft zum Kampf mit allen terroristischen Mitteln.

Scahill ist Journalist und kein politisch-strategischer Denker oder Moralphilosoph. Er berichtet zumeist kühlen Tons und lässt seine zahlreichen Informanten und Gewährsleute zu Worte kommen. Nur manchmal vermag er seine Empörung nicht ganz zu bremsen. Man kann nur hoffen, dass seine oft haarsträubenden Berichte dazu beitragen, die dringend benötigte Debatte über die Negativdynamik einer unter rechtlichen und moralischen Gesichtspunkten fragwürdigen, unter politischen Gesichtspunkten katastrophal dysfunktionalen Strategie der asymmetrischen Kriegsführung Amerikas in Gang zu bringen. Wenn deren Kollateralschäden überhandnehmen, dann ist etwas grundlegend falsch.

WILFRIED VON BREDOW

Jeremy Scahill: Schmutzige Kriege. Amerikas geheime Kommandoaktionen. Verlag Antje Kunstmann, München 2013. 719 S., 29,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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