Renate Langgemach zeichnet in ihrem dritten Roman das Portrait eines kriegsversehrten, erblindeten Vaters und seiner Familie, die der Traumatisierte mit seinen Bedürfnissen prägt - und hintergeht. Lilly erhält ein mysteriöses Paket. Was sie darin findet, verweist auf eine Zeit, in der ihr Vater noch sehen konnte. In Gesprächen mit ihr enthüllt die Absenderin des Paketes kurz vor ihrem Tod eine Seite des Vaters, die nicht zu dem hilfsbedürftigen und zugleich herrischen Kriegsblinden passt, den Lilly erlebt hat. Widerstrebend fügt sie dieses fremde Puzzle aus Fotos, Briefen und Tagebüchern den eigenen Erinnerungen hinzu, den Besonderheiten und Einschränkungen, die sie als Kind an der Seite des geliebten Vaters erfuhr. Lilly lässt sich darauf ein, ihr Bild von ihm zu korrigieren, und muss sich, mit über 60 Jahren, noch einmal von ihrem Vater trennen. Es ist ein einfühlsamer Roman über Blindheit, Schuld und die blinden Flecken der Erinnerung.
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