Ganze fünf Generationen prägen dieses Buch, angefangen im späten 19. Jahrhundert bis in die 1970er Jahre hinein. Die sechsjährige Yuki ist die jüngste aus dieser Frauengeneration, die in einer stürmischen, verschneiten Nacht mit ihrer Mutter Miho von Tokyo nach Osaka reist. Ziel ist das Haus von
Mihos Mutter sowie Yukis Großmutter, Asako. Das Verhältnis zwischen Miho und Asako ist äußerst…mehrGanze fünf Generationen prägen dieses Buch, angefangen im späten 19. Jahrhundert bis in die 1970er Jahre hinein. Die sechsjährige Yuki ist die jüngste aus dieser Frauengeneration, die in einer stürmischen, verschneiten Nacht mit ihrer Mutter Miho von Tokyo nach Osaka reist. Ziel ist das Haus von Mihos Mutter sowie Yukis Großmutter, Asako. Das Verhältnis zwischen Miho und Asako ist äußerst angespannt und unterkühlt, sodass Miho ihre schlafende Tochter ihrer Mutter nur übergibt und dann sofort wieder verschwindet. Ziellos, wie es zunächst scheint. Yuki soll bis zum Frühling bei ihrer Großmutter bleiben. Im April, wenn es noch einmal schneit, d.h. wenn die Kirschblütenblätter von den Bäumen fallen, dann kommt Miho zurück und holt sie, um gemeinsam nach Amerika zu reisen. So hat es Yukis Mutter ihr versprochen.
Die kleine Yuki gewann mit ihrer kindlich klugen und neugierigen Art sofort mein Herz und auch ihre Großmutter Asako, die sich wirklich aufopfernd um ihre (eigentlich doch gänzlich fremde) Enkelin kümmert, hat mich stark beeindruckt. Ganz so, also ob Asako bei ihrer Enkelin etwas gut machen möchte, dass ihr bei ihrer Tochter Miho nicht gelungen ist. Und genau das erfährt der Leser nun auf den nachkommenden knapp vierhundert Seiten.
Es folgt ein Zeitsprung, etwa achtzig Jahre zurück auf eine kleine, ärmliche Fischerinsel in der Kansai-Region. Dort lebt die kleine Michiko mit ihrer Mutter Chiyo, ihrem Vater und ihren drei Geschwistern. Mit Chiyo beginnt diese Familiensaga von fünf Frauen, die in ihrem Leben unglaublich viel ertragen und erleiden mussten, dabei niemals die Hoffnung verlieren und immer auf das große Glück und vor allem auf die große Liebe hoffen. Hunger, Leid, Elend, Zwang, Armut, Krieg und familiäre Gewalt aber auch die Liebe und das Pflichtgefühl gegenüber den eigenen Vorkommen sowie zum eigenen Land und der jahrhundertlangen japanischen Tradition sind die tragenden Säulen dieses Romans.
Ganz wie die Figuren selber, sah auch ich mich das ein oder andere Mal mit unfassbaren Situationen und schmerzlichen Tatsachen aus dem Leben der Frauen konfrontiert, insbesondere wenn ich mich mit Aussagen auseinandersetzen musste, wie:
Schließlich musste sie ihre Kinder ernähren, von denen eines ihr heimlicher Feind war.
S. 117
Der Autorin ist es gelungen, eine äußerst authentische Atomsphäre zu schaffen, glaubwürdige sowie liebenswürdige Charaktere einzubinden und dabei stets verständlich auf die japanische Mentalität sowie Tradition zurückzugreifen und dem Leser näher zu bringen. Wenn ein Begriff dennoch Schwierigkeiten bereitete, half sofort das Glossar am Ende des Buches weiter, in dem sämtliche Begriffe wie Daikan, Mochi oder Taisetsu nochmals erläutert werden.
Nicht nur das Schicksal dieser Frauengenerationen und deren Töchter, sondern auch das ihrer Ehe-männer spielt im Verlauf des Buches eine entscheidende Rolle. Denn auch den Männern ist an mancher Stelle das Schicksal nicht gut geheißen und sie sehen sich dem Zorn des Staates oder ihres eigenen Vaters ausgesetzt. Das dann aber auch die Lebensgeschichten des Gemüsehändlers um die Ecke oder der Hotelköchin ausführlicher beschrieben wurden, zog für mich die Geschichte jedoch ein wenig zu sehr in die Länge und bremsten den Lesefluss leicht aus.
Doch davon abgesehen ist Aly Cha mit Schnee im April wirklich ein außergewöhnlicher Roman gelungen, indem sie vor allem durch die von ihr erschaffenen Charaktere sehr überzeugend das traditionelle Japan mit dem Japan der Moderne verbunden hat.