Wo die Kulturen der Welt sich seit Jahrtausenden befruchten und bekriegen
Reisen in Raum und Zeit durchs Herzland zwischen China, Indien, Europa und den Steppen Eurasiens.
Als erster Ausländer folgte er 1987 der Großen Mauer Chinas in ihrer vollen Länge. Dann ließ ihn das endlose Grenzland nicht mehr los, in dem die großen Kulturen der Welt sich seit Jahrtausenden befruchten und bekriegen. Weitere Reisen zwischen 1987 und 2007 waren nur abenteuerlich (über den Karakorum- oder den Pamir-Highway, entlang vergessener Routen der Seidenstraße, durch die Wüste Taklamakan und über das Kaspische Meer), andere führten an schwer zugängliche Orte, etliche waren verwegene Vorstöße in politisch brisantes Territorium (das Afghanistan der Taliban, Kashmir, Turkmenistan, Usbekistan, Xinjiang).
Im Laufe seiner Reisen begegneten ihm chinesische Kaiser und persische Könige; Alexander der Große und Dschingis Khan; arabische Generäle und päpstliche Gesandte; Voltaire und Rigoletto; Zaren und postkommunistische Despoten; britische Spione und tadschikische Warlords; mongolische Kohlediebe, Rubinjäger und clevere Gebrauchtwagenhändler; kurdische Flüchtlinge, instrumentalisierte Koranschüler und verunsicherte amerikanische Militärs.
Im Gepäck hatte er zur Inspiration die Werke der unterschiedlichsten arabischen, chinesischen und europäischen Autoren und Geschichtsschreiber (von Herodot über Sima Qian, Marco Polo, Ibn Battuta, Alexander von Humboldt bis Robert Byron oder Fitzroy Maclean). Sein eigenes Buch nun ist ein so noch nie dagewesenes Unterfangen, nämlich der Versuch, räumlich und zeitlich zugleich zu reisen, die Gegenwart aus der Vergangenheit heraus zu verstehen und den Blick von Chinesen, Persern, Europäern und Arabern auf den jeweils fremden Anderen nachzuvollziehen.
Reisen in Raum und Zeit durchs Herzland zwischen China, Indien, Europa und den Steppen Eurasiens.
Als erster Ausländer folgte er 1987 der Großen Mauer Chinas in ihrer vollen Länge. Dann ließ ihn das endlose Grenzland nicht mehr los, in dem die großen Kulturen der Welt sich seit Jahrtausenden befruchten und bekriegen. Weitere Reisen zwischen 1987 und 2007 waren nur abenteuerlich (über den Karakorum- oder den Pamir-Highway, entlang vergessener Routen der Seidenstraße, durch die Wüste Taklamakan und über das Kaspische Meer), andere führten an schwer zugängliche Orte, etliche waren verwegene Vorstöße in politisch brisantes Territorium (das Afghanistan der Taliban, Kashmir, Turkmenistan, Usbekistan, Xinjiang).
Im Laufe seiner Reisen begegneten ihm chinesische Kaiser und persische Könige; Alexander der Große und Dschingis Khan; arabische Generäle und päpstliche Gesandte; Voltaire und Rigoletto; Zaren und postkommunistische Despoten; britische Spione und tadschikische Warlords; mongolische Kohlediebe, Rubinjäger und clevere Gebrauchtwagenhändler; kurdische Flüchtlinge, instrumentalisierte Koranschüler und verunsicherte amerikanische Militärs.
Im Gepäck hatte er zur Inspiration die Werke der unterschiedlichsten arabischen, chinesischen und europäischen Autoren und Geschichtsschreiber (von Herodot über Sima Qian, Marco Polo, Ibn Battuta, Alexander von Humboldt bis Robert Byron oder Fitzroy Maclean). Sein eigenes Buch nun ist ein so noch nie dagewesenes Unterfangen, nämlich der Versuch, räumlich und zeitlich zugleich zu reisen, die Gegenwart aus der Vergangenheit heraus zu verstehen und den Blick von Chinesen, Persern, Europäern und Arabern auf den jeweils fremden Anderen nachzuvollziehen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.05.2009Als Spurenleser durch die Zeit
Dies ist ein außergewöhnliches Buch, und vielleicht hat es noch nie etwas Vergleichbares gegeben - geboren aus der Idee des "verflochtenen Reisens in Raum und Zeit". Was sich dahinter verbirgt, ist der Versuch, die Betrachtungen aus der Vergangenheit mit den Erfahrungen der Gegenwart zu einer Art fliegenden Teppich zu weben, mit dem sich die Konstruktion eines poetischen Universums erkunden lässt. Zwanzig Jahre hat der Autor für seine Wege durch die zentralasiatische Weite zwischen Europa und China gebraucht - bestimmt von dem Drang, eine Weltgegend zu verstehen, die sich, immer noch voller Geheimnisse und weißer Flecken, der Entschlüsselung entzieht. Mehr als fünf Jahre hat er gebraucht, um diesen "Reisebericht aus dreitausend Jahren" niederzuschreiben, den er, beginnend mit Aristeas von Prokonnesos, zu einer Enzyklopädie aller Einsichten zu machen versucht, die je über diese Region gewonnen wurden. Auch der Leser wünschte sich nun ein paar Jahre Zeit für die Lektüre, denn das Buch auf einmal zu bewältigen ist ein schweres Stück Arbeit. Das liegt weniger an seinen fast tausend eng beschriebenen Seiten, als an der verwinkelten Sprache, den jähen Rhythmuswechseln zu Sätzen ohne Verbum, plötzlichen Wendungen zum Ich-Stil und merkwürdigen, grammatikalisch rätselhaften Formulierungen, die schon mit dem zweiten Satz des Buches beginnen: "Habe ich, wie auch die herausragenden Gestalten, deren Taten und Treffen verpasst in den vergangenen dreitausend Jahren - den Fall von Städten und den Sturz von Regimen, Kriege und Massaker, Erdbeben und andere Kalamitäten." Zweifellos ist Spannendes und Aufregendes über Usbekistan, Iran, Pakistan, Tadschikistan und viele andere orientalische Länder zu erfahren, und es ist interessant, dass fast vergessene "Spurenleser" wie Ibn Khaldun oder Jean Chardin wieder ins Blickfeld geraten, dennoch ist nicht zu leugnen, dass "Schnee in Samarkand" Schwierigkeiten macht. Bisweilen ist man geneigt, das Buch fast angewidert von einem kaum entwirrbaren Gedankenwust und von den ärgerlichen Verweisen im Text auf ergänzende Kapitel, die man sich im Inhaltsverzeichnis erst suchen muss, wegzulegen, dann aber wieder ist man von seiner Eigenart so fasziniert, dass man sich geradezu gezwungen fühlt, einen neuen Anlauf mit der Lektüre zu nehmen.
tg
"Schnee in Samarkand - Ein Reisebericht aus dreitausend Jahren" von Daniel Schwartz. Eichborn Verlag, Berlin 2008. 992 Seiten, 14 Fotos, zwei Karten. Gebunden, 49,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dies ist ein außergewöhnliches Buch, und vielleicht hat es noch nie etwas Vergleichbares gegeben - geboren aus der Idee des "verflochtenen Reisens in Raum und Zeit". Was sich dahinter verbirgt, ist der Versuch, die Betrachtungen aus der Vergangenheit mit den Erfahrungen der Gegenwart zu einer Art fliegenden Teppich zu weben, mit dem sich die Konstruktion eines poetischen Universums erkunden lässt. Zwanzig Jahre hat der Autor für seine Wege durch die zentralasiatische Weite zwischen Europa und China gebraucht - bestimmt von dem Drang, eine Weltgegend zu verstehen, die sich, immer noch voller Geheimnisse und weißer Flecken, der Entschlüsselung entzieht. Mehr als fünf Jahre hat er gebraucht, um diesen "Reisebericht aus dreitausend Jahren" niederzuschreiben, den er, beginnend mit Aristeas von Prokonnesos, zu einer Enzyklopädie aller Einsichten zu machen versucht, die je über diese Region gewonnen wurden. Auch der Leser wünschte sich nun ein paar Jahre Zeit für die Lektüre, denn das Buch auf einmal zu bewältigen ist ein schweres Stück Arbeit. Das liegt weniger an seinen fast tausend eng beschriebenen Seiten, als an der verwinkelten Sprache, den jähen Rhythmuswechseln zu Sätzen ohne Verbum, plötzlichen Wendungen zum Ich-Stil und merkwürdigen, grammatikalisch rätselhaften Formulierungen, die schon mit dem zweiten Satz des Buches beginnen: "Habe ich, wie auch die herausragenden Gestalten, deren Taten und Treffen verpasst in den vergangenen dreitausend Jahren - den Fall von Städten und den Sturz von Regimen, Kriege und Massaker, Erdbeben und andere Kalamitäten." Zweifellos ist Spannendes und Aufregendes über Usbekistan, Iran, Pakistan, Tadschikistan und viele andere orientalische Länder zu erfahren, und es ist interessant, dass fast vergessene "Spurenleser" wie Ibn Khaldun oder Jean Chardin wieder ins Blickfeld geraten, dennoch ist nicht zu leugnen, dass "Schnee in Samarkand" Schwierigkeiten macht. Bisweilen ist man geneigt, das Buch fast angewidert von einem kaum entwirrbaren Gedankenwust und von den ärgerlichen Verweisen im Text auf ergänzende Kapitel, die man sich im Inhaltsverzeichnis erst suchen muss, wegzulegen, dann aber wieder ist man von seiner Eigenart so fasziniert, dass man sich geradezu gezwungen fühlt, einen neuen Anlauf mit der Lektüre zu nehmen.
tg
"Schnee in Samarkand - Ein Reisebericht aus dreitausend Jahren" von Daniel Schwartz. Eichborn Verlag, Berlin 2008. 992 Seiten, 14 Fotos, zwei Karten. Gebunden, 49,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Etwas übermannt zeigt sich Eric Gujer vom Reisebuch des Autors und Fotografen Daniel Schwartz. Der reist darin nicht nur selbst vom Kaukasus bis ins westliche China und fasst seine Beobachtungen und Begegnungen in Reportagetexten zusammen. Zugleich unternimmt er einen Streifzug durch die historische Reiseliteratur und stellt allerhand historische Texte und Figuren aus drei Jahrtausenden vor, so der Rezensent. Im günstigsten Fall werden den Lesern so überraschende oder unbekannte Perspektiven geboten, lobt Gujer. Doch nur allzu oft sieht er sich "uferlosen" und nur locker verknüpften Textweiten gegenüber, die ihn auf die Dauer verwirren und erschöpfen. Für Kenner der durchreisten Gebiete bietet der Band eine Fundgrube an reichhaltigen Informationen, so der Rezensent anerkennend. Wer sich allerdings in den bereisten Ländern nicht auskennt, wird es bei der Detailfülle schwer haben sich zu orientieren, warnt Gujer.
© Perlentaucher Medien GmbH
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